Symbolbild Musik hören

Symbolbild Musik hören 

© unsplash

Science

Komprimierte Musik kann das Gehör schädigen

Wer zu laut Musik hört, kann seine Ohren schädigen. Das ist bekannt. Schäden können aber auch durch eine bestimmte Bearbeitungstechnik von Musik ausgelöst werden. 

Das zeigt eine Studie, in der einer Gruppe von Meerschweinchen komprimierte Musik vorgespielt wurde. Das Ergebnis: Bei den Tieren, die die bearbeitete Musik gehört hatten, blieben anhaltende Schäden zurück. 

➤ Mehr lesen: Ein ganz bestimmter Ton hilft bei Reisekrankheit

Was man unter komprimierter Musik versteht 

Seit den 1930ern wird die Komprimierung bei Audiodateien eingesetzt. Die Technik ist heute weit verbreitet und komprimierte Musik findet man beispielsweise auf Streaming-Plattformen, im Fernsehen, dem Radio oder in der Musikindustrie. 

Darunter versteht man eine Art der Lautstärkenanpassung. Audiodateien werden dabei so bearbeitet, dass der Unterschied zwischen der lautesten und leisesten Stelle verringert wird, der Dynamikumfang wird also geringer. Die lauten Stellen werden also leiser gemacht und die leisen lauter. So soll die Musik "voller" klingen.

➤ Mehr lesen: Diese neuen Funktionen erscheinen auf Spotify 

Schäden durch Komprimierung

Dass diese Art der Bearbeitung zu Hörschäden führen könnte, wurde bereits vermutet. Doch beweisen konnte man das nicht. Zumindest bis jetzt. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie deuten darauf hin, dass durch das Hören von komprimierter Musik Schäden im Gehör entstehen können. 

Das könnte daran liegen, dass bei unkomprimierter Musik mikrosekundenlange Pausen zwischen den Tönen vorkommen. Diese sorgen dafür, dass sich die Hörneuronen erholen können. Komprimierte Musik kann diese Erholung stören. Denn durch die Erhöhung der Lautstärke der leisen Teile werden diese Lücken teilweise gefüllt. Dadurch empfinden manche Hörerinnen und Hörer diese Musik als anstrengend

Musikhörende Meerschweinchen 

Um zu testen, wie sich komprimierte Musik auf das Gehör auswirkt, wurde Meerschweinchen Musik vorgespielt. Um genau zu sein, hörten sie den Song “I Miss You” von Adele, der im Jahr 2015 veröffentlicht wurde.

Der Song wurde ausgewählt, weil durch die Komprimierung alle Erholungspausen weggefallen sind. Meerschweinchen wurden für die Studie ausgewählt, weil sie ähnliche Tonfrequenzen wie Menschen hören können. Im Gegensatz zu Menschen können sie sich auch nicht beschweren, wenn sie immer und immer wieder, also 4 Stunden lang, das gleiche Lied vorgespielt bekommen. 

Für die Studie wurden die Meerschweinchen in 2 Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe hörte den Song ohne und die andere Gruppe mit Bearbeitung bzw. Komprimierung. Beide Gruppen hörten das Lied mit einer durchschnittlichen Lautstärke von 102 Dezibel. Das ist zwar laut, aber knapp unter dem von der britischen Gesundheits- und Sicherheitsbehörde empfohlenen Höchstwert für Live-Musik. 

➤ Mehr lesen: So klingt Musik, die aus Hirnströmen abgelesen wurde

Die Ergebnisse der Studie 

Die Cochlea ist ein Teil des Innenohrs und auch als Hörschnecke bekannt. Ist sie beschädigt, kann das zu einem Hörverlust führen. Bei beiden Gruppen konnte eine leichte Schädigung festgestellt werden. 

Schäden wurden auch beim Steigbügelmuskels des Mittelohrs festgestellt. Dieser zieht sich zusammen, um das Innenohr vor lauten Geräuschen zu schützen. Bei beiden Versuchsgruppen verringerte sich die Kraft, mit der sich der Muskel zusammenzieht, um 60 Prozent, im Vergleich zu jenem Zustand, bevor die Meerschweinchen Adele gehört haben. 

Jene Tiere, die die unbearbeitete Version hörten, erholten sich nach einem Tag. Die Meerschweinchen, die die komprimierte Version hörten, hatten nach 7 Tagen immer noch einen um 50 Prozent geschwächten Steigbügelmuskel. Die Ergebnisse der Studie deuten also darauf hin, dass nicht nur die Dezibel zu Hörschäden führen können.  

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare