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Magersucht: Wie KI bei der Prognose hilft

Etwa 7.500 Jugendliche leiden aktuell in Österreich an Magersucht, auch Anorexia nervosa genannt. Die Erkrankung ist durch drastischen Gewichtsverlust gekennzeichnet und verändert nicht nur die Selbstwahrnehmung und das Körperbild der Patient*innen. Auch nach einer erfolgreichen Therapie bleiben gestimmte Gehirnstrukturen verändert.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz konnten Forscher*innen am Zentrum für Essstörungen an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden nun zeigen, was sich im Gehirn der Betroffenen genau abspielt.

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Die Ergebnisse können neue Aspekte in der Behandlung liefern, schreiben sie in ihrer im Fachjournal Psychological Medicine veröffentlichten Untersuchung. Auf Basis von MRT-Untersuchungen des Gehirns ermöglicht die KI bei der Auswertung der Daten die Klassifizierung der Patient*innen in den verschiedenen Krankheitsstadien. 

Über Magersucht

Die Magersucht – Anorexia Nervosa (AN) – ist eine schwerwiegende Essstörung, die Betroffene meist langjährig beschäftigt und mit enormem Gewichtsverlust verbunden ist. Unbehandelt kann die Erkrankung zum Organausfall und auch zum Tod führen. Ebenfalls nachgewiesen ist ein Einfluss des Untergewichts auf das Gehirn. 

Etwa 7.500 Jugendliche leiden aktuell in Österreich an Magersucht. Zu rund 95 Prozent leiden Mädchen an dieser schweren und langwierigen Erkrankung, die durch extreme Gewichtsabnahme zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führt. Die Krankheit ist bisher zu 80 Prozent heilbar, allerdings besteht auch eine Mortalität von jährlich 0,5 Prozent.

Instabilität spiegelt sich in grauer Substanz

Denn die Hirnveränderungen waren besonders auffällig bei Patient*innen, die nach einem Jahr rückfällig oder in einem schlechten Gesundheitszustand waren. Erfreulicherweise wiesen diejenigen, die ihr Gewicht langfristig erfolgreich und stabil wiederhergestellt hatten, diese Veränderungen nicht auf.

Die Veränderungen wurden in Hirnregionen mit hoher funktioneller Vernetzung beobachtet und konnten nicht allein durch den BMI erklärt werden. Daraus schließen die Forscher*innen, dass es auch einen Zusammenhang zur individuellen Therapie, dem Therapieerfolg und der Nachsorge gibt. Stefan Ehrlich, Leiter im Zentrum für Essstörungen, dazu: "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Verständnis dieser anhaltenden multivariaten Gehirnstrukturveränderungen dazu beitragen könnte, personalisierte Interventionen für Patientinnen nach ihrer Entlassung zu entwickeln. Durch den Einsatz der KI haben wir die Chance, therapeutischen Maßnahmen individuell anzupassen."

Das Erkennen der anhaltenden Veränderungen könnte demnach ein entscheidender Schritt bei der Entwicklung wirksamerer Nachbehandlungsstrategien für Menschen sein, die mit Magersucht zu kämpfen haben.

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