Starrendes Auge im Weltall: James Webb fotografiert Einsteinring
Das James-Webb-Weltraumteleskop ermöglicht Blicke so tief ins Weltall, wie noch nie zuvor. Und manchmal blickt das Weltall zurück.
Das könnte man zumindest meinen, wenn man das Foto der Galaxie SPT-S J041839-4751.8 sieht. Sie wird von einem nahezu perfektem Einsteinring umgeben. So wirkt sie wie ein Auge im Weltall, das uns anstarrt.
Das Foto wurde von einem Astronomiestudenten veröffentlicht. Er hat die öffentlichen Daten von James Webb ausgewertet und entsprechend eingefärbt.
Die Galaxie ist 12,4 Milliarden Lichtjahre entfernt. Das ist sehr weit weg: Das Universum selbst ist 13,8 Milliarden Jahre alt. Das heißt die Galaxie ist relativ knapp nach dem Urknall entstanden. Aufgrund der Entfernung sehen wir diese Galaxie zu einem Zeitpunkt, als das Universum lediglich 1,4 Milliarden Jahre jung war.
Ohne den Einsteinring wäre diese Galaxie überhaupt nicht sichtbar. Eine Galaxie im Vordergrund wird dabei zu einer Art Lupe, um die Galaxie dahinter zu sehen. Der Effekt wird Gravitationslinse genannt und wurde von Albert Einstein vorhersagt – daher wurden die Ringe nach ihm bemannt.
Das, was als Ring zu sehen ist, ist das Licht der weit entfernten Galaxie J041839-4751.8. Es ist eine Mehrfachdarstellung dieser Galaxie, deren Licht durch die nicht-sichtbare Galaxie im Vordergrund umgeleitet wird. Der Ring existiert also nicht wirklich, sondern ist ein optischer Effekt.
Umso präziser die weit entfernte Galaxie, die Galaxie im Vordergrund und der Beobachter – in diesem Fall James Webb – auf einer Linie sind, umso vollständiger erscheint der Kreis. Diese Galaxie und der Einsteinring wurden schon 2020 entdeckt und mit dem ALMA-Teleskop untersucht. Allerdings reichte die Leistung von ALMA nicht aus, um die Galaxie selbst zu zeigen – lediglich der Einsteinring konnte grob aufgenommen werden.