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So gefährlich ist Asthma bei einer Corona-Erkrankung

Seit Beginn der Pandemie gibt es widersprüchliche Meinungen, ob Asthmatiker besonders gefährdet für eine schwere Corona-Erkrankung sind oder den Zustand ihrer Lungen und etwaige Medikationen sogar weniger häufig sterben. Auf einem Fachkongress in den USA wurde der aktuelle Stand der Forschung präsentiert. Nach Auswertung diverser Studien gibt es für Asthmatiker eine leichte Entwarnung.

Keine Hinweise auf höheres Risiko

Wie eine Metastudie ergab, die 389 Untersuchungen durchforstete und schließlich 16 vergleichbare Studien mit über 90.000 Patienten berücksichtigte, konnte kein signifikant höheres Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 feststellbar. Zwar landeten Asthma-Patienten mit einem geringfügig höheren Prozentsatz im Krankenhaus und mussten dort auch eine Spur länger bleiben. Gleichzeitig starben allerdings weniger Asthmatiker an der Krankheit als in der Kontrollgruppe ohne Asthma.

Auch eine weitere Studie, die auf dem Kongress präsentiert wurde, kam zu einem ähnlichen Schluss. Während die Anzahl an Hospitalisierungen höher ausfiel - was auch dem Umstand geschuldet sein könnte, dass Menschen mit Atemerkrankungen früher Vorsichtsmaßnahmen ergreifen - mussten diese geringfügig weniger oft künstlich beatmet werden und starben wie in der Metastudie weniger oft als Menschen ohne Atemwegserkrankung.

Ungeachtet dessen, dass viele Zusammenhänge zwischen Asthma und COVID-19 nicht komplett verstanden werden, legte etwa die Medizinerin Lacey Robinson Allgemeinärzten auf Basis der Erkenntnisse nahe, ihre Patienten zu beruhigen: "Asthma allein erhöht das Risiko einer schweren COVID-19-Erkrankung nicht."

Widersprüchliche Erkenntnisse

Eine verbreitete, aber noch unbestätigte Theorie ist, dass die Überaktivität von TH2-Zellen bei vielen Asthma-Erkrankungen der unkontrollierten Ausbreitung von COVID-19 entgegenwirken und so den tödlichen Verlauf sogar verhindern könnte.

Eine dritte Analyse, die ebenfalls auf dem Kongress präsentiert wurde, kam allerdings zu einem etwas anderen Ergebnis. Bei den über 72.000 Patienten, die für diese Studie berücksichtigt wurden, gab es sehr wohl einen leichten Trend zu mehr Hospitalisierungen unter Asthma- und COPD-Kranken. Dabei waren allerdings vor allem Patienten vulnerabel, die an Asthma und/oder der Lungenerkrankung COPD litten und für beide Krankheiten Medikamente nahmen.

Auch Übergewicht spielte bei den schweren Verläufen eine Rolle. Die Forscher schließen aus diesen Erkenntnissen, dass die Schwere der vorhandenen Atemwegserkrankungen, die sich am Medikamentgebrauch ablesen lässt, ein entscheidender Faktor für den Verlauf ist.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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