Wiener Software hilft beim Energiesparen
Damit Unternehmen ihre Energieeffizienz steigern und den Klimaschutz unterstützen können, haben sie die Möglichkeit, ihren Energieverbrauch regelmäßig überprüfen zu lassen. Für Großbetriebe sind sogenannte Energieaudits mit dem Bundes-Energieeffizienzgesetz seit 2015 sogar verpflichtend geworden. Bei einem solchen Energieaudit sieht sich ein*e Spezialist*in – „Auditor*in“ genannt – während einer Begehung im jeweiligen Betrieb Heizungs-, Lüftungs- und andere energierelevante Anlagen an und dokumentiert die jeweiligen Zählerdaten.
Der Prozess von der Datenerhebung bis zum Bericht ist aufwendig: „Der Auditor geht mit Block, Bleistift und Fotoapparat durch das Gebäude, macht sich Notizen und führt auch einige vorgefertigte Formulare mit“, illustriert Gerhard Hofer von der Wiener Forschungseinrichtung e7 Energie Markt Analyse ein solches Audit.
Im Büro folge die Datenzuordnung zu den entsprechenden Anlagen, das Sortieren und Übertragen der Fotos auf den Rechner sowie das Einklopfen der Papier-Notizen in Excel-Tabellen. Schließlich müssen die Informationen für den Endbericht in einem weiteren Schritt in ein Word-Dokument übertragen werden. „Das ist mühsamste Verwaltungsarbeit“, sagt Hofer gegenüber der futurezone.
30 Prozent Zeitersparnis
Eine neuartige Software namens „yessa“, an der e7 gemeinsam mit Quarto Software zwei Jahre lang geforscht hat, soll diese Arbeit nun vereinfachen. Laut Hofer kann beim ersten Energieaudit eine Zeitersparnis von bis zu 30 Prozent erreicht werden – beim Folgeaudit sind sogar bis zu 50 Prozent möglich.
Auditor*innen können bei ihrer Begehung Fotos und andere Daten direkt über die App erheben und den entsprechenden Anlagen zuordnen. „Die Daten werden per Knopfdruck mit dem Server synchronisiert und gesichert“, sagt Hofer. Im Büro seien somit alle erforderlichen Unterlagen bereits sortiert und vorhanden – die Daten können am PC per Mausklick in den Energieeffizienz-Bericht integriert werden.
Sie müssen nur einmal eingegeben werden und sind an allen Stellen des Dokuments verfügbar. Auch können mehrere Personen standortunabhängig dasselbe Projekt bearbeiten. Müssen Datenkorrekturen vorgenommen werden, werden diese laut Hofer automatisch an allen Stellen angepasst und der Energieeffizienz-Bericht wird per Klick aktualisiert. Ein konventionell erstellter Bericht müsse hingegen an jeder Stelle manuell geändert werden. Dabei können Kopierfehler auftreten, die bei der Anwendung der Software nicht passieren können.
Einsparungsmaßnahmen
Das Programm erkennt zudem Einsparungspotenziale und bietet mit einer integrierten und individualisierbaren Bibliothek aus über 100 Maßnahmen diverse Optimierungsvorschläge, welche der oder die Auditor*in auswählen kann. „Dazu zählt etwa der Austausch des Heizkessels oder das Einstellen von Betriebszeiten für Lüftungsanlagen. Diese Maßnahmen muss der Experte identifizieren – umsetzen muss es das Unternehmen“, betont der Senior Consultant von e7.
Mit wenigen oder gar keinen Investitionskosten – zum Beispiel, wenn lediglich die Betriebszeiten von Lüftungsanlagen optimiert werden – ist eine Energieeinsparung von zehn bis 20 Prozent möglich, erklärt der Fachmann.
KMU und Großbetriebe
Zielgruppen der Software sind laut Hofer die klassischen Energieauditor*innen und Energieeffizienz-Expert*innen sowie Unternehmen, die einen Überblick über ihren Energieverbrauch gewinnen wollen. Auch ist yessa zur Erstellung von Energieeffizienz-Berichten nach EN 16247-1 geeignet – eine für Großbetriebe verpflichtende europäische Norm, welche Anforderungen an qualitativ hochwertige Energieaudits festlegt.
Neben den unmittelbaren Maßnahmen zur Energieeffizienz sollen bald auch langfristige Einsparungsstrategien in die Software integriert werden. Diese sollen sich laut Hofer über Laufzeiten von zehn bis 15 Jahren ziehen, damit Unternehmen die Klimaneutralität erreichen können. Diese Funktion wird voraussichtlich Mitte 2022 verfügbar sein.
Internationaler Einsatz
Yessa wurde im Rahmen eines von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) geförderten COIN-Projekts entwickelt. Die Software ist als Cloud-Version sowie als Tablet- und Smartphone-App für alle Betriebssysteme verfügbar. Da Begehungen in vielen Fällen außerdem in Kellerzonen stattfinden, wo es häufig keine Netzanbindung gibt, ist die App auch offline nutzbar.
Seit Juli diesen Jahres ist die Software auf dem Markt und in Österreich bereits im Einsatz. Mitte nächsten Jahres soll das Programm auch in Deutschland verfügbar sein und könnte in weiterer Folge auch in der Schweiz angeboten werden.
Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG)
Energie spielerisch im Haushalt sparen
Die von der PowerSolution Energieberatung entwickelte Handy-App hee („haushalt energie effizienz“) hilft Nutzer*innen, Energie im Alltag zu sparen. Dabei müssen sie sich täglich neuen spielerischen Herausforderungen stellen und unterschiedliche Aufgaben in den Bereichen Haushalt, Mobilität und Ernährung lösen.
Ziel der Energie-Community-App ist es, den Anwender*innen einen nachhaltigen Lebensstil sowie einen effizienten, verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen näherzubringen. In einem ersten Schritt können die Nutzer*innen per App ihren eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen lassen. Im Anschluss müssen sie täglich andere Aufgaben für einen nachhaltigeren und energieeffizienteren Lebensstil lösen.
Punkte sammeln
Die Aufgaben umfassen Aktivitäten wie Kochen, Waschen oder das Fahren in die Arbeit. Um energieeffizienter zu agieren, können Nutzer*innen Optimierungsmaßnahmen vornehmen und das Wasser etwa in einem Wasserkocher erhitzen anstatt in einem Kochtopf auf dem Herd. Darüber hinaus können sie täglich ein aussagekräftiges Foto mit ihren Aktivitäten hochladen, das – genauso wie die Lösungsvorschläge – von der App-Community mit Punkten bewertet werden kann.
Zudem können auch mehrere Anwender*innen gemeinsam Aufgaben lösen. Mit jeder erledigten Aufgabe erhält ein Nutzer Punkte von der Community. Je höher der Punktestand eines Anwenders, umso besser seine Position in der Rangliste.
Echtzeit-Überblick
Wer im Haushalt einen Echtzeit-Überblick über den Stromverbrauch seiner elektrischen Geräte haben will, kann hingegen das System des belgischen Cleantech-Unternehmens Smappee einrichten. Bis zu 30 Prozent der Energiekosten können dabei eingespart werden.
Der Energiemonitor wird über eine Kabelklemme mit dem Sicherungskasten im Haushalt gekoppelt – die dazugehörige App liefert im Anschluss einen Echtzeitüberblick über den gesamten Stromverbrauch und detaillierte Informationen über den jeweiligen Energiestatus der einzelnen Geräte, die auch aus der Ferne kontrolliert werden können.