Spionagesatelliten enthüllen 396 unentdeckte römische Festungen
Archäolog*innen haben öffentliche Spionage-Satellitenbilder aus den 1960er- und 70er-Jahren verwendet, um eine der ersten archäologischen Untersuchungen aus der Luft neu auszuwerten. Dabei wurden 396 bisher unentdeckte römische Festungen im heutigen Syrien und Irak gefunden.
Erste Entdeckungen in den 1930er-Jahren
Erste Untersuchungen dazu wurden bereits 1934 veröffentlicht und verzeichneten eine Linie von 116 Festungen, die die Ostgrenze des Römischen Reiches verteidigen sollten. "Seit den 1930er-Jahren haben Historiker*innen und Archäolog*innen über den strategischen oder politischen Zweck dieses Befestigungssystems debattiert", sagt der Hauptautor der Studie, Professor Jesse Casana vom Dartmouth College. Aber nur wenige hätten hinterfragt, ob es sich dabei wirklich um Verteidigungsanlagen der römischen Ostgrenze handelte.
Dieser Frage wollten die Forscher*innen auf den Grund gehen und werteten daher die Satellitenbilder aus. Darin fanden sie nicht nur die 116 bekannten Anlagen, sondern auch noch 396 weitere Bauten. Sie waren weit über die Region von Osten nach Westen verteilt, was die Behauptung, dass die Anlagen eine Nord-Süd-Grenze bildeten, nicht stützt.
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Unterschlupf für Karawanen
Stattdessen vermuten die Forscher*innen, dass die Anlagen gebaut wurden, um den Handel in der Region zu stützen. Sie könnten reisende Karawanen Unterschlupf geboten haben, die zwischen dem römischen und dem nicht römischen Teil des Gebiets unterwegs waren.
Die Ergebnisse sind außerdem ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Grenzen der römischen Welt weniger starr definiert waren als bisher angenommen. Die oströmische Grenze war wahrscheinlich kein Ort ständiger gewaltsamer Konflikte, wie bisher vermutet.
Satellitenbilder für die Archäologie immer wichtiger
Die Studie zeigt auch auf, wie wichtig Satellitenbilder für die moderne Archäologie sind. "Wir konnten nur bei 38 der 116 ursprünglichen Anlagen mit Sicherheit archäologische Überreste nachweisen", sagt Casana. Die meisten der Bauwerke wurden durch die städtischen oder landwirtschaftlichen Ausbauten der vergangenen 100 Jahre zerstört, andere seien extrem bedroht. Je mehr Satelliten- und Luftbilder aus dem Kalten Krieg öffentlich werden, desto mehr neue archäologische Entdeckungen können gemacht werden, sind sich die Forscher*innen sicher.