Verrottende Algen am Strand werden zu Biodiesel
2018 erklärte Mia Mottley, die Premierministerin von Barbados, eine nationalen Notstand. Grund dafür war massenhaft an den dortigen Stränden angespültes Seegras. Wegen des übelriechenden Gestanks, den diese Algen bei der Verwesung freisetzen, blieben die Touristen den schönen Karibikstränden fern und das Land litt wirtschaftlich. Außerdem setzt das Seegras gesundheitsschädliche Stoffe frei und gefährdet Tiere wie Meeresschildkröten.
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Doch dortige Forscher haben sich eine clevere Recycling-Lösung für das Seegras überlegt, das aufgrund der Klimaerwärmung auf Barbados nun immer häufiger auftritt. Sie stellen daraus eine Art Biodiesel her, wie die BBC berichtet.
Treibstoffe für die Karibik
Damit können sie 2 Probleme gleichzeitig lösen. Denn die Inseln haben nicht nur mit Massen an Seegras zu kämpfen, sondern müssen auch Benzin und Diesel für ihre Autos extra importieren. Das ist teuer und schlecht für die Klimabilanz, weshalb die Forscher schon länger nach Alternativen suchen.
Vor Kurzem präsentierten sie erstmals ein Fahrzeug, das mit biokomprimiertem Erdgas betrieben wird. Das Gas stellen sie mit Abwasser aus lokalen Rum-Destillerien und Schafdung her – indem Bakterien durch Verdauungsprozesse daraus Biomethan herstellen.
Die Forscher von der Universität der Westindischen Inseln sagen, dass man grundsätzlich jedes Auto mit einem 2.500-Dollar-teuren Umbau-Kit innerhalb von 4 Stunden so umrüsten kann, dass es mit ihrem Gasantrieb fährt.
Genug Seegras
Da jedoch die Zuckerrohr-Vorräte zu gering sind, aus denen der Rum hergestellt wird, versuchten die Forscher es auch schon mit dem Seegras. Sie sammelten es am Strand ein und erforschten es dann im Labor. 2019 suchten sie nach Investoren und meldeten ein Patent für ihre chemische Formel an.
Sie gründeten eine Firma namens Rum and Sargassum Inc. Derzeit wollen sie eine Testflotte mit 4 Seegras-Fahrzeugen aufbauen, die zeigen sollen, dass ihre Erfindung grundsätzlich funktioniert. Nun suchen sie weitere Geldgeber, damit sie 300 Taxis auf Barbados mit dem Biogas aus Seegras betreiben können. Insgesamt gebe es auf der Insel jedoch noch viel mehr Autos, die man mit dem Biodiesel betreiben könnte, erklären die Forscher in diesem Video.
Sargassum ist nicht nur auf Barbados ein Problem, sondern auch in Teilen Westafrikas, Südamerikas und im US-Bundesstaat Florida. Deshalb könnte man auch in diesen Regionen die Algen für die Treibstoffproduktion nutzen. Außerdem arbeiten die Forscher auf Barbados auch an Schädlingsbekämpfungsmitteln auf Seegras-Basis.