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Windrad unter Wasser: Gezeitenkraftwerk übersteht Langzeittest

In Schottland wurden vor über 6 Jahren die 4 Generatoren eines Gezeitenkraftwerks installiert. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP hat das Kraftwerk MeyGen damit den Langzeittest erfolgreich bestanden: Während der gesamten Betriebsdauer sei das Kraftwerk ohne Unterbrechungen oder unvorhersehbare Vorkommnisse gelaufen.

Die Turbinen wurden 2016 und 2017 in einer Tiefe von 40 Metern am Meeresgrund installiert. Wegen der ungewöhnlichen Lage wären Reparaturen sehr teuer, und selbst einfache Wartungsarbeiten wären mit enormem Aufwand verbunden. Die Anlage ist aber so gebaut, dass sie selbst starker Strömung und Korrosion über lange Zeit standhält, wie der Langzeittest nun zeigt.

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Windräder am Meeresgrund

Während bei klassischen Gezeitenkraftwerken Wasser mit einem Staudamm kontrolliert wird, passiert das bei MeyGen nicht: Stattdessen wurden hier am Meeresgrund 4 große Turbinen installiert, deren Funktionsweise mit einem Windrad unter Wasser vergleichbar ist. Bei starker Strömung, die durch Ebbe und Flut erzeugt wird, bewegen sich die Rotorblätter der Turbinen. Diese wandeln die mechanische Energie dann in elektrische um.

Im Unterschied zum Wind sind die Gezeiten regelmäßig. Das macht die Stromproduktion im Vergleich zu Windkraftwerken viel vorhersehbarer. Einzig Schwankungen bei der Strömungsstärke können die Energieerzeugung beeinflussen.

Derzeit liefert die Anlage 6 MW – das macht sie zum größten Gezeitenkraftwerk der Welt. Aktuell kann das Kraftwerk damit rund 7.000 Haushalte mit Strom versorgen.
2020 hätten eigentlich vier weitere Generatoren mit einer Leistung von je 2 MW dazukommen sollen, wie Golem recherchiert hat. 2024 hätte die Energieausbeute durch den Ausbau dann schon 73 MW betragen sollen. Das konnte aber nicht umgesetzt werden, weil das Stromnetz dafür noch nicht genügend gerüstet war.

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Weiterer Ausbau geplant

Der neue Plan sieht vor, dass bis 2030 20 neue Turbinen hinzukommen sollen. Insgesamt soll die Leistung dadurch auf 59 MW gesteigert werden. Der ambitionierte Plan von SAE Renewables sieht aber langfristig eine Erhöhung der Kapazität auf 400 MW vor. Damit könnte man eine halbe Million Menschen mit Strom versorgen.

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