"Die Angst vor dem Gründen ist unbegründet"
"Am Anfang war es eher ein Freizeitprojekt, an dem wir am Wochenende gearbeitet haben", sagt Evelyn Haslinger. Heute zählt ihr in Linz ansässiges Start-up Symflower , das mithilfe von künstlicher Intelligenz und mathematischen Modellen Fehler in Software aufspürt, 12 Mitarbeiter*innen und hat sich erfolgreich am Markt etabliert.
Gegründet hat die Software-Entwicklerin es gemeinsam mit dem Berater Markus Zimmermann, der mit der Geschäftsidee an sie herangetreten war. "Die Kerntechnologie hat sich sehr spannend angehört. Wir haben dann gesagt, wir kündigen unsere Anstellungen und arbeiten fulltime daran."
Den sicheren Job aufzugeben sei für sie die erste Herausforderung gewesen, erzählt Haslinger. Die Angst vor dem Gründen sei aber unbegründet gewesen, sagt sie rückblickend: "Man glaubt, dass das Gründen mit Risiko verbunden ist, in Wirklichkeit ist das aber nicht so. Wenn es schief gegangen wäre, hätte ich sofort wieder einen Job gehabt."
Was waren die größten Hürden? Für die Gründung selbst gebe es in Österreich viele Anlaufstellen, deren Hilfe man in Anspruch nehmen könne, sagt Haslinger. Herausfordernder sei es gewesen, das Gründer*innenteam zu erweitern. "Leute sind wieder abgesprungen. Es war für uns das Schwierigste jemanden zu finden, der gut zu uns passt und dessen Fähigkeiten komplementär zu unseren sind."
Erfolge
Was waren die größten Erfolge? "Den ersten Vollzeitmitarbeiter*innen zu anzustellen", sagt Haslinger: "Wir haben sicher ein halbes Jahr lang gesucht. Wenn man dann die erste Person einstellt und merkt, dass die Firma bekannter wird und von selbst Bewerbungen reinkommen, ist das ein Super-Erlebnis."
"Wenn man von außen Feedback bekommt, dass die Dinge, die man macht, gut sind, hilft das extrem."
Auch die erste Rechnung stellen zu können und erste öffentliche Förderungen zu bekommen, seien Bestätigungen, dass man an der richtigen Sache arbeite: "Wenn man von außen Feedback bekommt, dass die Dinge, die man macht, gut sind, hilft das extrem."
Ein Investment von 500.000 Euro des Investors eQventure vor 2 Jahren ermöglichte es Haslinger und Zimmermann das Team auszubauen und neue Kompetenzen ins Unternehmen zu holen: "Wir haben nicht nur Geld bekommen, sondern auch Mentoring und Coaching. Das war ein wertvoller Schritt."
Auszeichnung
Im März wurde Haslinger mit dem österreichischen Gründerpreis Phoenix in der Kategorie "Female Entrepreneurs" ausgezeichnet. Dass so wenige Frauen gründen, liege auch daran, dass viele gar nicht wissen würden, dass Gründen überhaupt eine Option sei, meint die Software-Entwicklerin. "Es wäre gut, wenn man das stärker in der Ausbildung mitgibt und auch aufzeigt, welche Unterstützungen man bekommen kann."
Ihr Start-up ist gerade dabei, das Produktportfolio zu erweitern. Eine Betaversion einer neuen Produktschiene ist bereits online. Im Jänner soll die Software regulär veröffentlicht werden. Auch eine nächste Finanzierungsrunde ist in Vorbereitung und soll im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden.
Was rät sie Gründer*innen? "Es ist gut, wenn man nicht alleine gründet und zumindest zu zweit oder zu dritt ist. Weil sich der Druck besser verteilt und man gut darüber reden kann, was die besten nächsten Schritte sind." Und: "Es gehen überall Sachen schief. Man soll sich auf Erfolge konzentrieren und sich nicht zu sehr über Dinge ärgern, die nicht richtig laufen."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).