"Diversität ist das Entscheidende"
Mit der Intention rund um den Begriff "Female Founder" kann Magdalena Hauser nicht viel anfangen. Zu oft werde mit dem Begriff assoziiert, dass man als Female Founder immer alles alleine schaffen müsse. "Mich stört, dass von einem Female Founder oft erwartet wird, dass man gegen Male Founder oder gegen das ,männliche' Ökosystem antritt, obwohl es nicht darum geht, gegeneinander zu arbeiten. Wir sind da so etwas wie das Gegenbeispiel. Wir treten immer als Team auf, weil wir davon überzeugt sind, dass es nur miteinander geht", sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin, die gemeinsam mit dem Physiker Wolfgang Lechner das Start-up ParityQC gegründet hat. Das in Innsbruck ansässige Unternehmen arbeitet an Bauplänen und einem Betriebssystem für Quantencomputer. Von Lechner stammt die theoretische Grundlage, Hauser kümmert sich um wirtschaftliche Aspekte.
"Wir versuchen als Einheit aufzutreten", sagt Lechner. "Wir sind beide davon überzeugt, dass Diversität der Gedanken und der Arbeit das Entscheidende für Teams ist." Das werde auch in die ganze Firma übertragen. "Alle Teams, die wir bilden, sind so gemacht. Es ist wichtig, dass Leute von verschiedenen Seiten kommen."
Das gegenseitige Verständnis sei auch für das Funktionieren der Firma wichtig, sagt Hauser: "Wir achten drauf, dass die Teams eng zusammenarbeiten, sich austauschen und alle Seiten voneinander lernen. Das funktioniert eigentlich sehr gut."
Quantenbereich im Aufschwung
In der Branche tue sich gerade sehr viel, erzählt die Gründerin. "Der Quantenbereich explodiert gerade, es gibt sowohl bei der Forschung als auch bei der Kommerzialisierung einen immensen Aufschwung." Das Innsbrucker Start-up ist dabei mittendrin.
In Deutschland mischt man maßgeblich bei großen Forschungskooperationen mit, mit dem japanischen Elektronikkonzern NEC hat man bereits im vergangenen Jahr einen Partner gefunden, der einen Quantencomputer auf Basis der Architektur des Start-ups baut. "Wir haben erwartet, dass es viel Überzeugungsarbeit brauchen wird, es ist aber alles sehr schnell gegangen", sagt Lechner.
Lange Gründung
Die Gründung des Unternehmens hat allerdings länger gedauert. Nachdem Lechner gemeinsam mit Kollegen an der Universität Innsbruck und der Akademie der Wissenschaften eine bahnbrechende Architektur für Quantencomputer entwickelt und zum Patent angemeldet hatte, beschloss er trotz eines Kaufangebots aus den USA die Entwicklung selbst weiterzuverfolgen. Hauser, die gemeinsam mit ihrem Onkel, dem ARM-Gründer Hermann Hauser, die Investmentgesellschaft I.E.C.T. gründete, war zu diesem Zeitpunkt noch auf der Investor*innenseite. "Ich hab sie dann gefragt, ob sie die Geschäftsführung gemeinsam mit mir übernehmen möchte", sagt Lechner.
Die Übertragung der Patente von der Universität Innsbruck und der Akademie der Wissenschaften zu dem Start-up habe viel Zeit beansprucht, erzählt Hauser. Herausfordernd sei es auch gewesen, Mitarbeiter*innen aus dem Ausland anstellen zu können. "Das sind Hürden, die in Zukunft durch die Politik vermieden werden könnten“, sagt Hauser.
"Diversität ist nicht nur ein Frauenthema"
Diversität sei nicht nur ein Frauenthema, meint die Gründerin. In Österreich gebe es grundsätzlich sehr wenig davon. "Start-ups sehen alle gleich aus, da braucht es mehr Gedanken von überall, nicht nur weiblich oder männlich."
Leute mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten, seien in der Start-up-Welt wahrscheinlich nur im Promillebereich vertreten, meint Lechner: "Die Diskriminierung wird oft gar nicht gesehen."
"Privileg"
Gründen sei immer noch ein Privileg, meint Hauser: "Auch ein Elon Musk kommt aus einer Familie, die gut aufgestellt war." Für sie sei früh klar gewesen, dass sie ein eigenes Unternehmen gründen möchte: "Ich muss die Freiheit haben, etwas selber zu machen."
Die große Trennlinie in unserer Gesellschaft verlaufe zwischen arm und reich, mächtig und ohnmächtig, sagt der Physiker. So etwas aufzubrechen, sei fast unmöglich. Als Unternehmen könne man aber einen Beitrag dazu leisten: "Wir versuchen das Hiring möglichst divers zu machen."
Parity QC habe von Anfang an wie ein internationales Unternehmen gedacht. Man sei auch stolz, dass man die besten Leute anziehen könne.
Seit kurzem ist das Unternehmen auch Teil der europäischen Supercomputer-Initiative HPCQS, bei der auch Quantencomputer in Hochleistungsrechenzentren integriert werden sollen. Hauser: "Wenn alles gut läuft, sind wir in 3 Jahren dreimal so groß wie jetzt."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).