Humane Knochenschraube ist beim Röntgen nicht mehr sichtbar
Die Behandlung schwerer Knochenbrüche erfolgt in der Regel mithilfe von Schrauben aus Titan oder Stahl. Die müssen nach der Heilung im Rahmen einer weiteren Operation oft wieder entfernt werden, was mit Folgerisiken verbunden ist. Für viele Patienten ist diese Wiederherstellung eine langwierige Prozedur.
Um die zu vereinfachen, hat das Linzer Unternehmen surgebright, das heuer mit dem futurezone-Award in der Kategorie „KMU-Innovation des Jahres“ ausgezeichnet wurde, eine humane Knochenschraube entwickelt, die nicht mehr aus dem Körper entfernt werden muss.
Keine Abstoßungsreaktionen
Das Transplantat besteht aus einem menschlichen Spenderknochen aus dem Oberschenkel. Laut Lukas Pastl, Geschäftsführer von surgebright, erfolgt erst ein umfangreiches Spenderscreening, dann die Formgebung und anschließend die Inaktivierung und Sterilisation. „Die Transplantate werden im Zuge des physiologischen Knochenumbaus integriert und umgebaut, sodass sie nach durchschnittlich einem Jahr nicht mehr im Röntgen sichtbar sind“, erzählt er der futurezone.
Abstoßungsreaktionen seien bislang nicht aufgetreten und können inzwischen fast ausgeschlossen werden. Denn: „Der Körper nimmt die sterilisierte Knochenmatrix nicht als Fremdkörper wahr“, so der Experte. Anwendbar ist das humane Knochentransplantat außerdem für alle Altersgruppen. Laut dem Experten profitieren aber gerade Kinder von der Innovation, da Metallschrauben das Wachstum beeinträchtigen können und daher meistens in einer zweiten OP entfernt werden müssen.
59 Spitäler versorgt
Doch nicht nur Risiken werden reduziert, sondern auch Kosten. Über alle Anwendungsgebiete hinweg sind jene von Metallfixationssystemen im Schnitt etwa gleich in der Erstversorgung, weiß Pastl. „Durch Komplikationen und Operationen zur Metallentfernung sind die Kosten für das Gesundheitssystem jedoch bei Metallschrauben ungleich höher,“ sagt er. Die Knochenschraube wurde bereits bei rund 1.500 Patienten in über 60 verschiedenen Anwendungsgebieten erfolgreich eingesetzt. Zugelassen ist die Innovation in allen europäischen Ländern sowie teilweise im nahen Osten. In Österreich versorgt surgebright aktuell 59 Spitäler.
Die klinischen Ergebnisse sind dem Experten zufolge hervorragend: „Die Patienten nehmen das Transplantat sehr gut an." Vorrangig wird es bei Korrekturen von Fehlstellungen eingesetzt, beispielsweise im Rahmen von Hallux-OPs bei einer Deformierung des Großzehenballens, bei Frakturen bis hin zu schwierigen Revisionsoperationen nach der Implantation von Metallschrauben und erfolgter Pseudarthrose (Nichtfusion von Knochen und Scheingelenk).
Aktuell arbeitet surgebright auch an der Entwicklung neuer Lösungen für weitere Einsatzgebiete sowie an einer weiteren Internationalisierung.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.