Start-ups

Wie ein Wiener Start-up den Kunstmarkt umkrempeln will

Portal soll zu einer „Alternativlösung für den Kunstmarkt“ werden, erzählt Alban Zerweck-Zapke, einer der beiden Gründer des Start-ups, im Gespräch mit der futurezone. Seine Augen leuchten dabei, denn er sieht in der Blockchain-Technologie und in „Non Fungible Tokens“ (NFTs) wirklich viel Potenzial, um den Kunstmarkt, wie er bisher existiert hat, umzukrempeln.

NFT kann man sich als digitales Zertifikat vorstellen, das in einer Blockchain existiert. Das bedeutet: Man besitzt ein Original-Dokument eines Kunstwerks, auch wenn das Abbild davon im Internet für alle sichtbar zur Verfügung steht.

Der Unterschied zum Galeristen

Der Kunstmarkt wird im Lichte der technologischen Neuerung nun praktisch neu erfunden. „Portal soll eine Art Marktplatz werden, wo Künstler*innen ihre Arbeiten ausstellen können und diese auch in einem zweiten Schritt darüber handeln können“, erklärt Zerweck-Zapke. „Wir als Betreiber nehmen dabei eine Marge und Transaktionsgebühr von jedem Primär- und Sekundärverkauf“, so der Gründer.

Die Marge soll sich dabei im Rahmen von etwa 2,5 Prozent abspielen. „Wenn man das bisherigen Mittelsmännern wie Galerien und Auktionshäusern gegenüber stellt, gewinnen Künstler*innen dadurch eine Freiheit, über den Vertrieb ihrer Kunst selbstbestimmt zu entscheiden“, sagt Zerweck-Zapke. Auktionshäuser und Galerien vereinbaren mit Künstler*innen nicht selten Margen von 50 bis 70 Prozent.

„Sobald eine Galerist*in eine Künstler*in unter seine Fittiche genommen hat, entscheidet die Galerist*in die Strategie, an wen ein Bild verkauft oder verliehen wird“, erklärt der Experte. Galeristen hätten damit sowohl die Sammler*innen als auch die Künstler*innen unter „voller Kontrolle“.  Mit Portal soll das anders funktionieren. „Ziel ist, eine selbsttragende Plattform zu werden und eine echte Alternative für Künstler*innen zu schaffen. Diesen stehen im Distributionsprozess nämlich wesentlich höhere Margen zu als 30 Prozent.“

Während Zerweck-Zapke sich seit langem mit der Blockchain-Technologie und NFTs beschäftigt, hat sein Partner Leander Leutzendorff gute Verbindungen in die Kunstwelt und überzeugt diese, ihre digitalen Werke bei Portal als NFT reinzustellen und zu vertreiben. Derzeit können diese noch nicht direkt über die Plattform verkauft werden, sondern werden über OpenSea.io gehandelt. Jede Woche wird eine neue Künstler*in auf Portal vorgestellt. Die Arbeiten dieser werden in Folge über eine Auktion auf der Ethereum Blockchain versteigert.

Digitales Kunstwerk von Peter Kogler

Peter Koglers Auktion brachte 10.000 US-Dollar

Der erste Künstler auf Portal ist Peter Kogler, Professor an der Akademie der Bildenden Künste und bekannter Medienkünstler. Von ihm ging am 10. April eine Serie von 10 digitalen, zuvor ungesehenen Frühwerken Koglers aus dem Jahr 1984 auf Portal online. Die Werke entstanden damals mit einer Zeichensoftware namens KoalaPainter. Portal bezeichnet diese als „humorvolle, spielerische Vorläufer der jüngsten Entwicklungen im NFT-Raum“. Eine Woche später wurde die Auktion der Werke offiziell beendet. Es wurde damit ein Erlös von über 10.000 US-Dollar erzielt.

Der Künstler, Peter Kogler, bleibt aber ebenso im Besitz des Originals wie der Käufer, beschreibt Zerweck-Zapke. „Es gibt 2 Bildrechte. Eine Version, der Artist Proof, bleibt bei Peter Kogler und die zweite Version geht an den Käufer. Artist Proofs sind in der Kunstwelt ein gängiges Konzept und wir haben das in die digitale Kunstwelt übertragen“, so Zerweck-Zapke.

Die nächste Künstlerin, die ihre Werke zur Verfügung stellt, ist Linn Phyllis-Seeger, die an der Schnittstelle zwischen Fotografie, Video und 3D-Animationen arbeitet und Werkzeuge der Identitätsbildung untersucht. Sie ist PhD-Kandidatin am Royal College of Art in London. Auch mit an Bord ist Markus Oehlen.

Weitere Pläne

„Unser Plan ist, dass wir derzeit mit ausgewählten Künstler*innen zusammenarbeiten und im Herbst 2021 das Portal für alle Künstler*innen, die Interesse haben, öffnen werden“, so Zerweck-Zapke. Langfristig möchte man mit Portal auch aus der „Cryptokunst“-Schiene ausbrechen und „ganz normale Sammler*innen“ ansprechen. „Wir planen, den Cryptowährungsteil zu abstrahieren und zu ermöglichen, dass man auch mit Kreditkarte oder Währungen wie US-Dollar oder Euro Kunstwerke kaufen kann“, sagt der Start-up-Gründer. Die Bezahlung mittels Ethereum sei eine „technische Hürde und wir wollen der traditionellen Kunstwelt entgegen kommen“, sagt er.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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