Bard ist ein Chatbot von Google, der vor allem ChatGPT Konkurrenz machen soll

Bard ist ein Chatbot von Google, der vor allem ChatGPT Konkurrenz machen soll

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Googles Chatbot Bard startet in Europa und spricht nun Deutsch

Chatbots mit künstlicher Intelligenz sind seit der Einführung von ChatGPT ein großer Hype. Google arbeitet schon seit vielen Jahren an eigenen KI-Lösungen und sah sich durch den Erfolg der Konkurrenz veranlasst, eigene Entwicklungen wie den Chatbot Bard rasch öffentlich zugänglich zu machen. Seit dreieinhalb Monaten kann Bard in den USA und Großbritannien auf Englisch genutzt werden. Nun hat Google einen großen Expansionsschritt gewagt. Bard ist seit heute auch in Europa und Brasilien verfügbar und spricht nun über 40 Sprachen.

Sprachausgabe und Analyse von Bildern

Neben Deutsch und anderen europäischen Amtssprachen kann Bard auch Arabisch, Chinesisch oder Hindu. Er schreibt nicht nur, sondern kann Text auch verbal in diesen Sprachen wiedergeben. In der Trickkiste des Chatbots sind auch noch andere neue Funktionen zu finden. So können Konversationen mit dem Programm für eine spätere Fortsetzung gespeichert werden. Wer der Welt seine Gespräche mit dem Chatbot verraten will, findet eine Sharing-Option vor.

Außerdem kann man in Anfragen nun auch Bilder einfügen. Sie werden mit Technik analysiert, die man schon von Google Lens kennt. Das funktioniert vorerst aber nur bei Anfragen auf Englisch. "Man kann Bard etwa ein Foto von einer Flasche Wein zeigen und fragen, welche Speise man damit kombinieren könnte", lautet ein Beispiel von Jack Krawczyk, einem der Projektleiter von Bard. Er betont bei der Vorstellung der Bard-Expansion, dass der Chatbot die Vorstellungskraft seiner Nutzer*innen erweitern soll. "Bard soll uns dabei helfen, etwas Neues zu kreieren. Er soll uns dabei helfen, die Möglichkeiten auszuloten, wie etwas gemacht werden kann."

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Besser in Mathe, Feedback erwünscht

Dass KI-Programme berüchtigt dafür sind, zu halluzinieren und Falschinformationen als Fakten zu verstehen, habe laut Krawczyk ja auch etwas Gutes. Es beflügle die Kreativität. Google arbeite aber natürlich intensiv daran, Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Bei Mathematik, einem notorischen Schwachpunkt von Chatbots, vertraue man nicht mehr auf Informationen aus dem Internet, Bard stelle eigene Berechnungen an.

Generell solle man sich vor Augen führen, dass die Weiterentwicklung von KI ein Prozess ist, so der Projektleiter. Nutzer*innen können dabei mithelfen, Antworten von Bard zu verbessern, etwa indem sie Äußerungen mit "Daumen hoch" oder "Daumen runter"-Emoji bewerten. Angesichts der Gefahr von irritierenden oder beleidigenden Aussagen meint Krawczyk: "Wir müssen die richtige Balance finden zwischen Nützlichkeit und Schädlichkeit. Es ist nicht klar, wo die Linie ist, deshalb sind Rückmeldungen wichtig."

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Konversationen mit Bard können gespeichert, geteilt und bewertet werden

Konversationen mit Bard können gespeichert, geteilt und bewertet werden

Nutzer*innen haben Kontrolle über Daten

Viel Aufmerksamkeit legt Google auf Transparenz. Ein eigener "Privacy Hub" soll Bard-Nutzer*innen darüber aufklären, wie ihre Daten verarbeitet werden und warum dies notwendig ist. Die Verwendung persönlicher Daten ist angeblich konform mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Mit Datenschutzbehörden stehe Google in fortlaufendem Austausch. "Wir wollen nicht aus einer Position heraus agieren, wo wir ständig um Vergebung bitten wollen, sondern wir wollen bei Datenschutz ein gutes Beispiel setzen", sagt Krawczyk.

Neben der Transparenz seien Wahlfreiheit und Kontrolle 2 weitere wichtige Säulen des Programms. Nutzer*innen hätten die Wahl, ob sie Konversationen mit Bard speichern wollen oder nicht. Sie hätten auch die Möglichkeit, einzelne Konversationen aus der Liste vergangener Unterhaltungen entfernen zu lassen.

Ein Geschichtenerzähler, kein Job-Killer

Der Name Bard, zu Deutsch Barde, sei nicht zufällig gewählt. Der Chatbot solle eine Art Geschichtenerzähler sein. Keinesfalls solle er als eine Gefahr für die Arbeitsplätze von Menschen verstanden werden. Krawczyk: "KI ist nicht hier, um die menschliche Leistungsfähigkeit zu ersetzen, sondern sie zu fördern."

Der vermeintliche Champion bei der Aufholjagd

Wie sich auch bei der Vorstellung von Bard zeigte, bemüht sich Google sehr, den Rückstand gegenüber ChatGPT in der öffentlichen Wahrnehmung aufzuholen. Das Programm des US-Unternehmens OpenAI hat enorme Bekanntheit erlangt und wird u.a. von Microsoft forciert, indem es in die Bing-Suche oder Office-Programme integriert wird. Google besitzt KI-Programme, über dessen Fähigkeiten Eingeweihte schwärmten, die aber lange Zeit unter Verschluss blieben.

Der Erfolg der Konkurrenz bewog Google dazu, seine KI-Aktivitäten zu konsolidieren - etwa durch eine interne Zusammenlegung der Abteilungen Brain und Deep Mind - und öffentlich zugänglich zu machen. Bei der Entwicklerkonferenz I/O im Mai kündigte Google etanwa , KI künftig in seine Suchmaschine einzubauen. Ein durchgesickertes internes Memo von Mai zeigt, dass bei Google unterschiedliche Ansichten darüber existieren, wie sehr sich der Konzern gegenüber Open-Source-Entwickler*innen öffnen soll. Momentan bleibt alles hinter verschlossenen Türen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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