Wie Amazon Barcodes loswerden will
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Nach fast 50 Jahren ist jetzt Schluss mit dem Barcode. Zumindest, wenn es nach dem Online-Riesen Amazon geht. Zwar sind die Strichcodes grundsätzlich nahezu unfehlbar, für Amazon dennoch umständlich. Denn um die Identität der Produkte zu verifizieren, müssen Amazon-Mitarbeiter*innen die Produkte an verschiedenen Stellen am Weg zum Lieferfahrzeug prüfen. Dafür müssen die Artikel jedes Mal aufgehoben und der Barcode lokalisiert und gescannt werden. Der Strichcode kann manchmal aber beschädigt sein oder gänzlich fehlen.
Dieser Prozess muss millionenfach wiederholt werden. Um ihn zu vereinfachen und zu beschleunigen, will Amazon Produkte künftig per Kamera erkennen und somit Barcodes obsolet machen. Die Identifizierung von Artikeln erfolgt über die Kamera-Bilder automatisch.
Mit Produktbildern Algorithmus trainieren
Das System wird als Multimodale Identifizierung (MMID) bezeichnet und kommt bereits in Hamburg oder Barcelona zum Einsatz. Es besteht aus einem Kamerasystem, mit dem die Artikel aus den Amazon-Lagerhäusern, die sich über die Förderbänder bewegen, fotografiert werden. So kann in einem ersten Schritt eine Bibliothek von den Bildern erstellt werden. Mit diesen wird dann ein Algorithmus trainiert, der die Artikel am Förderband mit den Bildern aus der Bibliothek abgleicht.
Amazons Innovation soll später mit Robotern gekoppelt werden. „Die Lösung dieses Problems, damit Roboter Artikel heben und verarbeiten können, ohne einen Barcode finden und scannen zu müssen, ist von grundlegender Bedeutung“, sagt Nontas Antonakos, Forscher der Amazon Computer Vision Group in Berlin. „Das wird uns helfen, Pakete schneller und genauer an die Kunden zu bringen“, sagt er.
Genauigkeit bei 99 Prozent
Mit der Erstellung der Bibliothek hat Amazon bereits begonnen. Das Computermodell wurde bereits mit den Produkt-Bildern sowie mit Daten zu den Produktabmessungen gefüttert. Die Kameras nehmen weiterhin neue Bilder auf, um das Computermodell zu trainieren. Zwar kommt man aktuell noch nicht gänzlich ohne Barcodes aus, die Verarbeitung von Paketen konnte aber bereits deutlich beschleunigt werden.
Die Genauigkeit des Algorithmus belief sich anfangs noch zwischen 75 und 80 Prozent – inzwischen habe man laut dem Unternehmen 99 Prozent erreicht.
„Was halte ich da?“
Die Computervision hat Amazon auch in andere Produkte eingebaut. Unter anderem können Konsument*innen ihr Echo Show fragen, was man in den Händen hält, um Objekte zu erkennen. Das Feature heißt „Show and Tell“ und soll sehbeeinträchtigten Personen helfen, Objekte in ihrem Zuhause zu identifizieren.
Kommentare