Wie der Glasfaserausbau unter der Inflation leidet
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
In Österreich gibt es großes Potenzial für den Glasfaserausbau, denn in diesem Feld hinkt das Land bekanntlich hinterher. Gemeinsam mit Großbritannien und Deutschland liegen wir in Europa im hinteren Bereich.
Im Juni 2022 verwendeten einer OECD-Studie zufolge hierzulande nur 6,2 Prozent aller Breitbandnutzer*innen einen Glasfaseranschluss. „Das liegt daran, dass die alten Telefon- und Mobilfunknetze sehr gut und sehr stark verbreitet sind“, erklärt Igor Brusic, Präsident von der Initiative Open Fiber Austria (OFAA), dem Verband der offenen Glasfaserkabelnetze.
Angespannte Situation
Gerade deswegen sei der österreichische Markt attraktiv für Investor*innen, die den Ausbau finanzieren möchten. Zudem gibt es mit der 2. Breitbandmilliarde 1,4 Milliarden Euro an Fördergeldern, die an jene verteilt werden, die Glasfaser in schlecht versorgten Bereichen ausbauen möchten. Doch durch die hohe Inflationsrate könnten Investor*innen auch wieder von Projekten abspringen, weil es sich für diese nicht mehr rechnen könnte, warnt Brusic von der OFAA.
„Wir möchten nicht den Teufel an die Wand malen“, sagt Martin Wachutka, OFAA-Vizepräsident und Geschäftsführer der Breitband Oberösterreich GmbH (BBOÖ): „Aber wir sehen aktuell, dass sich in Deutschland private Investor*innen aufgrund der hohen Inflation und geringer werdender Renditen aus dem Ausbau von Glasfasernetzen zurückziehen.“ In Österreich sei es „noch nicht soweit gekommen, aber die Situation ist angespannt“, sagt Brusic.
20 Prozent Extra-Baukosten
Christopher Tomasek, bei der Baufirma Leyrer und Graf Bau GmbH zuständig für den Bereich Telekom und Energie, erklärt, dass die „Baukosten massiv gestiegen“ seien. Allerdings habe das nicht erst mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs begonnen, sondern bereits Anfang 2021. „Seit diesem Zeitpunkt haben wir eine Steigerung von 20 Prozent bei den Baukosten gehabt“, so Tomasek. Zudem würde man sich schwer tun, Personal für die Baustellen zu bekommen. Diese Extra-Kosten müssten „miteingepreist werden“.
Tomasek bemerkt „generell eine große Lust, die Infrastruktur auszubauen. Die Anfragen sind trotz der angesprochenen Punkte sehr hoch“, sagt Tomasek. Auch Birgit Ehrnleitner, die bei der FFG im Team ist, die die Breitband-Fördermilliarde abwickelt, erklärt, dass es „noch nie ein so großes Interesse“ an den Förderungen gegeben habe wie es aktuell der Fall sei. „Bei unserem letzten Call, der im Mai 2022 über die Bühne gegangen ist, war die höhere Inflation schon abzusehen“, sagt Ehrnleitner.
Keine Aufstockung des Förderbudgets
Eine inflationsbedingte Aufstockung der „maximal förderbaren Kosten“ sei nicht vorgesehen, weil es der aktuelle Rechtsrahmen nicht vorsehe. „Außerdem bräuchte man dazu auch zusätzliche Mittel. Die Förderziele müssen mit den zugesprochenen Förderungen erreicht werden“, so Ehrnleitner. Laut Fjodor Gütermann vom Breitbandbüro im Bundesministerium für Finanzen würden die Ausschreibungen zudem immer valorisiert. „Die eingereichten und abgerechneten Kosten sind öffentlich auf der Seite des Finanzministeriums einsehbar“, sagt Gütermann.
Peter Schark, Geschäftsführer der Breitbandinitiative Kärnten GmbH (BIK), befürchtet, dass es unter den aktuellen Bedingungen „nicht einfach“ sei. Der Glasfaserausbau ist nicht nur schwieriger zu finanzieren, sondern könnte sich aufgrund des Fachkräftemangels auch verzögern. Einige der Firmen, die die Glasfasernetze ausbauen, fürchten, dass Kund*innen am Ende nicht bereit sein könnten, die inflationsbedingten Extra-Kosten für die Infrastruktur zu zahlen.
Werden die Kund*innen die Mehrkosten zahlen?
Diese Befürchtung ist nicht ganz unberechtigt. Schließlich gibt es in Österreich seit jeher eine Preisspirale nach unten, was den Telekom- und Breitbandbereich betrifft. „Wir müssen den Menschen klar machen, dass der Glasfaser-Ausbau kein Upgrade vom bestehenden Netz ist, sondern ein Upgrade der Infrastruktur, bei dem der Anschluss eines Einzelnen Kosten von 3.000 bis 5.000 Euro verursacht. Die kann man nicht ordentlich zurück verdienen, wenn Endkund*innen 30 Euro pro Monat zahlen“, sagt Brusic.
Laut Anton Schwarz von der RTR würden die Breitbandpreise „laufend beobachtet“. Es gäbe hier immer wieder günstige Aktionen im Zuge der Gebäudeerrichtung in städtischen Gebieten. „Das sind dann aber Aktionen für 6 Monate oder ein Jahr. Es ist ein Bewusstsein da, dass man mit 19,90 Euro keinen flächendeckenden Glasfaser-Ausbau finanzieren kann“, sagt Schwarz.
Kommentare