VW steckt mehrere Milliarden Euro in Rivian

VW steckt mehrere Milliarden Euro in Rivian

© Rivian

B2B

VW steckt mehrere Milliarden Euro in Rivian

Volkswagen tut sich seit Jahren mit der Entwicklung konkurrenzfähiger Software schwer. Rivian verkauft zwar Elektroautos, macht aber einen Riesenverlust und benötigt immer noch frisches Kapital. Da kommt eine Partnerschaft für beide Unternehmen gelegen. 

Volkswagen nimmt dafür Milliarden in die Hand. Europas größter Autobauer will bis zu 5 Milliarden Dollar ausgeben und gemeinsam Technik für künftige Fahrzeuge entwickeln. Die zuletzt schwächelnde Rivian-Aktie sprang im nachbörslichen US-Handel um fast 50 Prozent hoch. 

➤ Mehr lesen: Volkswagen schickt neues E-Auto-Design ins Rennen

Kooperation auf Software ausgelegt

Die Kooperation ist recht eng gefasst: Software, Steuercomputer sowie Netzwerk-Architektur. Ein zentraler Punkt: Volkswagen wird für neue Autos in der 2. Hälfte des Jahrzehnts auf Rivians Technologie und Software einschwenken. 

Der Autoriese könnte damit viel Geld im Vergleich zu einer Entwicklung der Technik in Eigenregie sparen. Rivian-Chef RJ Scaringe betonte in einer Telefonkonferenz am Dienstag, dass andere Bereiche wie Batterien oder Antriebstechnik nicht Teil der Partnerschaft seien.

➤ Mehr lesen: Rivian überrascht mit kleinem und günstigem R3

Rivians Architektur: Zonen-Modell statt zu vieler kleiner Computer 

Rivian entwickelte von Anfang an eine eigene Architektur, in der die Auto-Elektronik in mehrere Zonen mit eigenen Computern aufgeteilt wird. In der 1. Generation der Rivian-Plattform seien noch 17 dieser Steuereinheiten nötig gewesen, sagte Scaringe. Jetzt zur 2. Generation habe man die Zahl auf 7 gedrückt. 

VW hat seit Jahren mit Problemen bei der hauseigenen Software-Entwicklung für Elektroautos zu kämpfen, dadurch verzögerten sich bereits Modellstarts. Scaringe legte am Dienstag den Finger in die Wunde. Man habe in den vergangenen Jahren erkannt, dass etablierte Hersteller Schwierigkeiten bei eigener Software hätten. 

➤ Mehr lesen: VW stattet Autos mit ChatGPT aus: Das kann die KI im Cockpit

Er sieht den Grund dafür darin, wie das Geschäft der Autobauer über Jahrzehnte lief: Viel Technik wurde bei verschiedenen Zulieferern eingekauft, "im Ergebnis hatte man eine Menge kleiner Computer, die an ganz bestimmte Funktionen angebunden waren". 

Wenn man aus dieser Welt komme, tue man sich schwer damit, eine Architektur nach dem Zonen-Prinzip zu entwickeln, bei der eine Steuereinheit Funktionen über mehrere Bereiche hinweg übernehme. Rivian ordnete diese ECUs (Electronic Control Unit) verteilt im Fahrzeug an, um den Weg für die Datenübermittlung zu verkürzen.

➤ Mehr lesen: Volkswagen beteiligt sich an Minen für Batterie-Rohstoffe

Experte: Ein Schnäppchen für VW 

Rivian sei einer der weniger Hersteller, die eine solche Zonen-Architektur in der Serienproduktion hätten - und damit wertvoll für VW, kommentierte den Deal der Autoanalyst der Marktforschungsfirma Gartner, Pedro Pacheco. Wenn man bedenkt, wie viel Geld Volkswagen bereits in die Entwicklung einer eigenen Plattform investiert habe, seien die Milliarden für Rivian "ein echtes Schnäppchen" für den deutschen Konzern. 

Der Deal sende auch ein Signal, dass Dinge, die man einst selber entwickelte, nun von einem anderen Hersteller kommen könnten. Zugleich warf Pacheco die Frage auf, was Hersteller mit ihren eigenen Autosoftware-Teams machen, wenn sie so viel zukaufen. 

Der Plan von Rivian und VW sieht ein Gemeinschaftsunternehmen vor, in dem für beide Hersteller entwickelt werden soll. Die Milliarden sollen Rivian nach und nach zufließen. Erst kauft VW Wandelanleihen für eine Milliarde Dollar. Kommt das gemeinsame Entwicklungslabor zustande, zahlt VW eine weitere Milliarde, kauft in 2 Tranchen Aktien für jeweils eine Milliarde 2025 und 2026 und gibt eine weitere Milliarde als Kredit.

➤ Mehr lesen: Rivian-Dachzelt enthält Leinwand für Filmabende

Die Rivian-Aktie in den vergangenen Tagen

1,45 Milliarden Dollar Verlust bei 13.600 Auslieferungen 

Rivian lieferte im vergangenen Quartal knapp 13.600 Elektroautos aus und machte dabei 1,2 Milliarden Dollar Umsatz sowie 1,45 Milliarden Dollar Verlust. Die Firma ist in 2 in den USA populären Fahrzeug-Kategorien aktiv: Große SUVs und Pickups. Außerdem baut Rivian für Amazon elektrische Lieferwagen, die inzwischen auch in Europa zu sehen sind. Der weltgrößte Online-Händler ist ebenfalls ein Investor. 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare