Symbolbild: Ein Windrad über den Wolken.

Symbolbild: Ein Windrad über den Wolken

© REUTERS / Carl Recine

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Startschuss für das höchste Windrad der Welt in Deutschland

Normale Windturbinen haben eine Nabenhöhe von etwa 150 Meter. Das ist der Punkt, an dem der Rotor angebracht ist. Bei der neuen Anlage ist der doppelt so hoch, nämlich auf 300 Meter. Bis zur Rotorspitze erreicht das Windrad so 365 Meter Höhe.

Dieses höchste Windrad der Welt wird nicht etwa in China gebaut, das regelmäßig Rekorde bei der Windenergie aufstellt – sondern in Deutschland. Noch diese Woche soll in der Gemeinde Schipkau der Startschuss für den Bau fallen, berichtet RBB.

Höher als der Eiffelturm

Aufgrund der enormen Höhe wird das Windrad nicht eine klassische Säulenkonstruktion haben. Stattdessen besteht es aus einem Gerüst, das ein bisschen wie ein langgezogener Eiffelturm aussieht. Übrigens ist der Eiffelturm bis zur Spitze 330 Meter hoch – also kleiner als das Windrad.

Weil es keinen Kran gibt, mit dem die Turbine in 300 Meter Höhe ziehen kann, ist die Konstruktion ein Teleskop-Turm. Der besteht aus einem äußeren Gerüst und einem inneren Turm. Sind beide fertig gebaut, wird der innere Turm an die Spitze des äußeren Turms hochgeschoben und dort befestigt.

Trotz der Rekordhöhe habe es laut RBB nur wenig Widerstand gegen das Projekt gegeben. Eine nennenswerte Beschwerde gab es von einem Flugsportverein, dessen Eilantrag zum Stopp des Bauprojekts vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg abgelehnt wurde.

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Mehr Energieausbeute in größeren Höhen

Üblicherweise werden Windräder größer gebaut, um mehr Energie zu gewinnen – also der Rotor wächst. Ende der 90er-Jahre schlug der deutsche Ingenieur Horst Bendix die Alternative vor, nach oben, statt in die Breite zu bauen. Er vermutete, dass man mit diesen Höhenwindrädern die doppelte Energieausbeute erreichen kann.

Um diese Theorie zu überprüfen, hat das Unternehmen Gicon 2023 den höchsten Windmessmast der Welt aufgestellt. Dieser hat eine Höhe von 300 Metern und überblickt den Windpark Klettwitz. Der Mast wurde mittlerweile wieder abgebaut. Die letzte Aufnahme der Panorama-Webcam kann man auf dieser Website noch ansehen. Die normalen Windräder sehen geradezu winzig aus dieser Höhe aus.

Prognosen, die auf den erfolgten Messungen basieren, gehen von 60 bis 70 Prozent mehr Energieausbeute in 300 Meter aus, als wenn man dieselbe Onshore-Turbine in herkömmlicher Höhe errichtet würde. Damit würde man die Leistung einer Offshore-Windanlage erzielen, bei den niedrigeren Betriebskosten einer Onshore-Anlage. Die Gesamtkosten für das Projekt, inklusive Entwicklung und Errichtung, wurden bisher mit 20 bis 30 Millionen Euro berechnet.

Wunschziel: 1.000 Höhenwindräder

Wenn es steht, soll das Windrad mehr als 20 Jahre Strom produzieren. Und es soll nicht allein bleiben: Gicon hofft in den nächsten 10 Jahren 1.000 dieser Höhenwindräder in Deutschland zu bauen. Diese könnten zusammen 5 Prozent des gesamten Strombedarfs des Landes decken.

Damit sich das in 10 Jahren ausgeht, müsse der bürokratische Aufwand reduziert werden. Deshalb sollen die Höhenwindräder bevorzugt in bereits bestehenden Windparks gebaut werden. Das würde die Windfarmen um eine „zweite Etage“ erweitern. Anstatt 7 bis 8 Jahre auf eine Genehmigung zu warten, würde das dann nur ein bis 2 Jahre dauern.

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