Daddy Yankee farewell tour in Malaga, Spain

Daddy Yankee ist einer der Künstler, die von dem Betrug betroffen sind

© EPA / Alvaro Cabrera

Digital Life

Betrüger erbeuten 23 Millionen Dollar von YouTube

Künstler*innen, die ihre Musik bei YouTube hochladen, werden an den Werbeeinnahmen beteiligt. Dass sich dieses System leicht missbrauchen lässt, zeigt ein aktueller Fall aus den USA, berichtet Billboard.

Zwei Männer konnten so 23 Millionen US-Dollar erbeuten. Das Geld kam dabei von Youtube. Mit einem Trick haben sie sich als die Rechteinhaber für Songs ausgegeben – die tatsächlichen Künstler*innen gingen leer aus.

Rechte für über 50.000 Songs beansprucht

2017 gründeten die 2 Männer aus Phoenix, Arizona, die Scheinfirma MediaMuv. Mit dieser legten sie AdRev, einem großen Rechteverwalter in den USA, Dokumente vor. Die Dokumente belegten die Musikrechte von MediaMuv an einen Katalog von über 50.000 Songs von Latino-Künstler*innen. Dazu zählten Daddy Yankee, Julio Iglesias, Anuel AA und viele andere.

Die Dokumente, darunter auch Management-Verträge, waren alle gefälscht. AdRev akzeptierte sie aber und trug MediaMuv in YouTubes ContentID-System als Rechteinhaber für die Songs ein. Innerhalb von 4 Jahren kassierte MediaMuv so 23 Millionen US-Dollar an Tantiemen ein, die Künstler*innen gingen leer aus.

Haus in bar bezahlt

Die beiden Betrüger verheimlichten ihren Reichtum nicht. Einer fuhr einen auffälligen Lamborghini Aventador. Die Frau von einem der Betrüger kaufte ein Haus in Phoenix um 590.000 US-Dollar und zahlte dafür in bar. Die Betrüger posierten in sozialen Netzwerken mit Gucci-Koffern, Versace-Kleidung und auf Yachten. Außerdem wurden weitere Scheinfirmen gegründet.

Im November 2021 war dann endlich Schluss damit. Die US-Steuerbehörde IRS erhob Anklage in 30 Fällen von Verschwörung, Betrug, Geldwäsche und Identitätsdiebstahl. Allerdings wäre das auch schneller gegangen. Schon Anfang 2018 machte ein Whistleblower auf die kriminellen Machenschaften von MediaMuv auf YouTube, Twitter und Facebook aufmerksam. Er taggte die IRS und lokale Medien, gebracht hat es aber nichts.

Wie aus den Gerichtsunterlagen hervorging, hat die IRS im August 2019 die Ermittlung aufgenommen. Was schlussendlich dazu führte, ist aber nicht bekannt.

YouTube gibt Künstler*innen keinen Zugang zu ContentID

Kritik gibt es nicht nur an den Behörden, die anscheinend trotz Hinweisen zu lange weggeschaut haben: Auch das System von YouTube wird kritisiert. Viele Künstler*innen und deren Management sagten, dass sie die Diebstähle nicht bemerkt hätten – weil sie auch gar nicht wüssten, wo sie nachschauen, wie viel Geld ihnen zusteht.

Das liegt unter anderem daran, dass YouTube den Zugang zu seinem ContentID-System und Content Manager absichtlich einschränkt – eigentlich genau um solche Betrugsversuche zu verhindern. Das hat den Nachteil, dass sich Künstler*innen fast immer an große Rechteverwalter wie AdRev wenden müssen. Diese kassieren üblicherweise 10 bis 25 Prozent der eingenommenen Tantiemen.

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