
Chinas geheimnisvolles "Bohai Seemonster" erstmals komplett zu sehen
Erstmals ist ein vollständiges Foto von Chinas geheimnisvollem Ekranoplan veröffentlicht worden. Das ungewöhnliche Fluggerät, das auf dem Prinzip des Bodeneffekts basiert, wurde an einem Pier am Golf von Bohai gesichtet. Zuvor war das Flugzeug nur teilweise zu sehen gewesen, wie Milblogger Hi Sutton vor einigen Tagen berichtete.
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© H I Sutton
Das neue Foto, das das komplette Flugzeug zeigt, hat The War Zone entdeckt. Das Fluggerät erinnert an sowjetische Entwicklungen aus dem Kalten Krieg, als die UdSSR mit ähnlichen Gefährten experimentierte, die knapp über der Wasseroberfläche flogen.
Daher stammt auch die gängige Bezeichnung Ekranoplan, das russische Wort für Bodeneffektfahrzeug. Bis heute populär ist hier das Kaspische Seemonster. Die Ähnlichkeit dessen zu Chinas neuem Flugzeug lässt sich nicht leugnen.
Angelehnt an daran und an seinem Standort am Golf von Bohai wird das chinesische Ekranoplan auch als Bohai Seemonster bezeichnet. Wie sein sowjetisches Vorbild besteht es aus einem großen, bootsförmigen Rumpf, einem V-Leitwerk und breiten Tragflächen mit Schwimmern an den Enden. Auffällig sind die 4 Triebwerksgondeln, deren genaue Antriebsart bisher nicht abschließend geklärt ist. Denkbar wären Jet- oder Propellerantrieb.
Im Vergleich zu anderen Bodeneffektfahrzeugen sind sowohl das kaspische als auch das Bohai Seemonster vergleichsweise groß geraten. Wie groß die chinesische Entwicklung genau ist, ist allerdings unklar. Ausgehend von dem Foto wird geschätzt, dass es in etwa so groß ist wie das Amphibienflugzeug AG600. Dieses hat eine Spannweite von knapp 39 Metern bei einer Länge von rund 37 Metern.
Bei Chinas Seemonster dürfte es sich noch um kein Serienmodell handeln. Experten vermuten, dass es ein Technologiedemonstrator ist, der verschiedene Konstruktionsmerkmale und Antriebskonzepte erprobt.
Bodeneffekt
Ekranoplane wie das Bohai Seemonster nutzen den Bodeneffekt, um mit hoher Geschwindigkeit knapp über der Wasseroberfläche zu fliegen. Beim Bodeneffekt entsteht durch die komprimierte Luft unter den Tragflächen eine Art “Luftpolster”, auf dem das Flugzeug schwebt. Diese Art des Fliegens ist besonders effizient. Außerdem sind die Gefährte schwerer von Radar zu erfassen und weniger anfällig für Bedrohungen wie Seeminen oder U-Boote. Ein Nachteil ist, dass die Wasseroberfläche dafür einigermaßen still sein muss.
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Durch ihre Effizienz können sie weit fliegen und große Lasten transportieren. Außerdem kann man sie günstiger herstellen als Flugzeuge. Im Vergleich mit Booten und Schiffen spricht die hohe Geschwindigkeit für die Bodeneffektfahrzeuge. Sie können Geschwindigkeiten von über 500 km/h erreichen.
Militärischer Nutzen
In militärischen Szenarien könnten sie für schnelle Truppen- und Materialtransporte, Rettungsmissionen oder sogar für die Seeüberwachung eingesetzt werden. China hat in den vergangenen Jahren bereits mit kleineren Bodeneffektdrohnen experimentiert und mit dem AG600 das weltweit größte Amphibienflugzeug für zivile Zwecke entwickelt, das für Brandbekämpfung und Rettungseinsätze konzipiert ist.
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Auch wenn die AG600 auch als “Seemonster” bezeichnet wird, ist es nicht zu verwechseln mit einem Ekranoplan. So handelt es sich dabei um mehr oder weniger gewöhnliche Flugzeuge, die allerdings auf Land oder Wasser starten und landen können.
Liberty Lifter
Auch das US-Militär arbeitet derzeit an einem Bodeneffektfahrzeug mit dem Namen Liberty Lifter. Entwickelt von Aurora Flight Sciences, einer Boeing-Tochter, ist zunächst ein Demonstrator mit einer Spannweite von rund 66 Metern und einer Nutzlast von etwa 25 Tonnen geplant, vergleichbar mit einer C-130 Hercules.
Die endgültige Version soll eine Kapazität ähnlich der C-17A Globemaster III erreichen und mit 8 Turboprop-Triebwerken sowie einer großen Heckrampe ausgestattet sein. Das Flugzeug ist als reines Wasserflugzeug ohne Fahrwerk ausgelegt.
Die Entscheidung über den Bau und Test des Liberty Lifters wird für Sommer 2025 erwartet, der Erstflug des Demonstrators ist frühestens für 2028 oder 2029 geplant.
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