Rätseln über seltsame Flüge russischer Regierungsflugzeuge
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Seit einigen Tagen herrscht bei der Flotte russischer Regierungsflieger reges Treiben. Am vergangenen Donnerstag haben zahlreiche Flugzeuge, die der russischen Regierung und den russischen Streitkräften zugeordnet werden, Moskau verlassen und sich in Richtung Osten auf den Weg gemacht.
Die meisten Flieger sind nach mehreren Stunden in der Luft wieder in die russische Hauptstadt zurückgekehrt. Manche haben einen Zwischenstopp etwa in Grozny, Krasnodar oder Nowosibirsk eingelegt, manche sind ins benachbarte Ausland geflogen. Mit dabei waren Tupolev-, Ilyushin-, Superjet- und Antonov-Flugzeuge. Am Freitag wiederholte sich dasselbe Spektakel erneut.
Wilde Spekulationen
Diese eigenartig anmutenden Flugbewegungen blieben nicht lange unentdeckt, da die Flieger ihre ADS-B-Transponder aktiviert hatten und somit auf Flight-Tracking-Portalen wie flightradar24.com oder adsbexchange.com verfolgt werden konnten. Wilde Spekulationen und Gerüchte auf Twitter und Reddit waren die Folge.
Klar ist dabei nur eines: Es ist völlig unklar, warum eine große Zahl an Regierungsfliegern und Flugzeugen der russischen Luftwaffe dieses Manöver durchgeführt hat.
Manche Twitter-Nutzer*innen waren der Meinung, dass mit den Fliegern besonders wichtige Personen transportiert werden könnten. Manche glaubten, dass in einem der Flugzeuge der russische Staatschef Wladimir Putin sein könnte. Um zu verschleiern, in welches Flugzeug Putin gestiegen ist, wurden gleich mehrere Regierungsflieger gestartet.
Andere tippten darauf, dass mit dem Manöver führende Lokalpolitiker und Militärs nach Moskau gebracht werden. Wieder andere meinten, es könnte einfach eine Machtdemonstration gegenüber den Nato-Ländern sein. Und einige glaubten sogar, dass es sich bei dem Manöver um die Vorbereitungen eines Nuklearschlags handeln könnte.
Keine gesicherten Informationen
Das sind nur einige wenige Beispiele, welche wilden Spekulationen die Flugbewegungen hervorriefen. Gesicherte Informationen über das Manöver gibt es derzeit nicht.
Manche, die sich schon länger mit den Flugbewegungen der russischen Luftwaffe beziehungsweise mit militärischen Aktionen im Allgemeinen beschäftigen, gaben jedoch Entwarnung. Man sollte wegen solcher Manöver nicht in Panik verfallen, das seien mit ziemlicher Sicherheit nur reine Trainingsflüge, schrieb etwa der Waffensachverständiger Lars Winkelsdorf auf Twitter.
Die Twitter-Nutzerin "Evergreen Intel" (@vcdgf555), die auf Analysen solcher Flugbewegungen spezialisiert ist, schrieb, dass sie ähnliche Manöver der russischen Luftwaffe bereits vor dem Russland-Ukraine-Krieg beobachtet hat. Laut ihren Angaben, seien derartige Flugbewegungen absolut nichts Ungewöhnliches. Auch sie geht am ehesten von Trainingsflügen aus, die regelmäßig durchgeführt werden.
Regierungsflieger wollen gesehen werden
Bei einem Punkt sind sich aber nahezu alle einig: Die Flugzeuge der russischen Streitkräfte sowie die Regierungsflieger hatten ihre ADS-B-Transponder aktiviert und waren daher für alle Welt sichtbar. Man könnte also davon ausgehen, dass sie dafür Sorge trugen, gesehen zu werden.
Würde Russland tatsächlich irgendwelche Vorbereitungen treffen oder besonders schützenswerte Personen transportieren, hätten sie mit ziemlicher Sicherheit ihre ADS-B-Transponder deaktiviert, um für die breite Öffentlichkeit unsichtbar zu sein. Insofern klingt auch die These, dass es sich bei den aufsehenerregenden Flugbewegungen um eine PR-Aktion handelt, recht nachvollziehbar.
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