80.000-Tonnen-Frachter wird von Windkraft angetrieben
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Frachtschiffe gehören zu den großen Umweltsündern. Sie verbrauchen tonnenweise Diesel oder Schweröl pro Tag und blasen nicht nur CO2 in Luft, sondern auch Schwefeldioxid. Laut einer Studie der EU ist der Schiffsverkehr für 13,5 Prozent aller transportbedingten Treibhausgase in der EU verantwortlich.
Alternative Antriebe, mit denen die riesigen Schiffe ihre teils mehrwöchigen Fahrten bewältigen können, scheinen noch in weiter Ferne. Weder Wasserstoff noch Akkuantrieb sind dafür derzeit geeignet. Außerdem müssten in vielen Fällen neue Schiffe für diese Antriebe gebaut werden.
Das britische Unternehmen BAR Technologies hat einen anderen Ansatz. Durch ein Segelsystem zum Nachrüsten sollen bestehende Frachtschiffe deutlich weniger Treibstoff verbrauchen.
Das entwickelte System heißt Windwings. Die Pyxis Ocean ist das erste große Frachtschiff, das damit ausgestattet wurde. Es wurde 2017 gebaut, ist 229 Meter lang und kann 80.000 Tonnen Fracht transportieren. Jetzt ist es zur ersten großen Fahrt mit den Windwings aufgebrochen. Die Reise geht von Singapur nach Brasilien.
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Masten sind 37,5 Meter hoch
Strenggenommen handelt es sich dabei nicht um Segel, sondern eher Flügel – daher auch der Name Windwings. Das System besteht jeweils aus einem Mast und 3 Elementen. Der Mast ist 37,5 Meter hoch. Das Element in der Mitte ist 10 Meter breit, die Elemente links und rechts davon jeweils 5 Meter.
Die gesamte Konstruktion ist drehbar, um den Wind bestmöglich einzufangen. Die 5-Meter-Elemente können im Winkel verstellt werden, was die Windausbeute optimiert. Das alles soll automatisiert passieren. Sensoren überwachen den Wind und die Neigung des Schiffes und passen die Flügel automatisch an. Bei Windgeschwindigkeiten von mehr als 74 km/h wird der Mast eingeklappt, damit das System nicht beschädigt wird. Durch den Klappmechanismus kann der Frachter auch unter Brücken durch, ohne, dass das System kompliziert ab- oder aufgebaut werden muss.
Die 2 Windwings der Pyxis Ocean wurden rechts aufgebaut und nicht zentriert. Dadurch muss das Deck kaum verändert werden und die Ladeluken bleiben erhalten. Das Nachrüsten mit dem System ist dadurch einfacher und günstiger.
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3 Tonnen Treibstoff täglich einsparen
Laut BAR kann jeder Mast 1,5 Tonnen Treibstoff pro Tag einsparen. Bei 2 Masten könne die Pyxis Ocean also bis zu 3 Tonnen Treibstoff täglich einsparen. Das reduziert die Emissionen und spart der Reederei Geld. Derzeit kostet eine Tonne Schweröl ca. 800 US-Dollar. Das klingt zwar viel, solche Frachtschiffe verbrauchen aber, je nach Größe, Ladung und Geschwindigkeit, 25 bis 80 Tonnen Treibstoff pro Tag.
BAR glaubt aber an sein System. Bei neugebauten Schiffen, die von Anfang an mit Windwings geplant werden, seien Treibstoffeinsparungen von bis zu 30 Prozent möglich. In Verbindung mit alternativen Treibstoffen könne der Treibhausgasausstoß noch weiter reduziert werden.
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