
Die Drehstandantenne kann sich um 360 Grad drehen.
Gigantische Kurzwellenantenne in Österreich wird gesprengt
Für viele Radio-Enthusiasten ist es das Ende einer Ära. Die Sendeanlage Moosbrunn im Süden von Wien, eine der leistungsstärksten Kurzwellensender in Europa, soll am 23. oder 30. Jänner 2025 gesprengt werden. Das geht aus einer kurzen Mitteilung des Bürgermeisters hervor.
Demnach hänge es von der Witterung ab, an welchem Tag die Sendeanlage gesprengt wird. Es werde ein lauter Knall zu hören sein, der Verkehr am Prügelweg soll kurz vor der Sprengung für etwa 5 Minuten angehalten werden. Der Sendebetrieb wurde bereits mit Ende 2024 eingestellt.
Erster Teil bereits im September abgerissen
Die Sendeanlage Moosbrunn sollte eigentlich bereits 2020 geschlossen werden. Die Vorhangantenne wurde bereits im September 2024 abgerissen, sie konnten in Richtung Slowakei/Ukraine oder Richtung Schweiz/Übersee senden.
Das Sendezentrum verfügt allerdings auch noch über eine 500 Kilowatt starke und 76 Meter hohe Drehstandantenne. Diese steht auf Schienen und kann daher um 360 Grad gedreht werden. Dadurch ist es möglich, mit ihrem Signal die entferntesten Winkel der Erde zu erreichen. Sinkende Kundenzahlen und hohe Betriebskosten würden den Erhalt des Sendezentrums allerdings unrentabel machen.
Vorwiegend religiöse Sender
Zu Hochzeiten wurde über die Sendeanlage das Radio Österreich International ausgestrahlt, bis 19. Oktober lief von Montag bis Samstag von 7:00 bis 7:33 Uhr das Programm von Ö1. Die restliche Zeit wurde überwiegend an religiöse Radiosender vermietet. Mit Ende des Jahres beendete der größte verbliebene Kunde, das Adventist World Radio, die Ausstrahlung über die Anlage.

Die Drehstandantenne kann sich um 360 Grad drehen.
© Daniel Csiky
"Die Sprengung ist extrem bedauerlich", wird Michael Kastelic, Präsident des Österreichischen Versuchssenderverbandes (ÖVSV), von Heise online zitiert. Mit der Abschaltung sei man auf digitale Provider beschränkt, Online-Übertragung könne in manchen Gebieten allerdings manipuliert oder unterbunden werden. Viele Onlinesender seien in Russland etwa gesperrt, über Kurzwelle könne man sie allerdings immer noch hören.
Kurzwellen breiten sich über die ganze Welt aus
Kurzwellen haben eine sehr große Reichweite, da sie von verschiedenen Schichten der Atmosphäre reflektiert werden und wieder zurück auf den Erdboden geworfen werden. Von dort werden sie wieder nach oben reflektiert, sodass sich das Signal im Zickzack-Muster im Idealfall um den ganzen Erdball ausbreitet.
Störungen in der Atmosphäre, wie sie etwa von Sonnenwinden ausgelöst werden, können diese Reflexion allerdings behindern. So kann es sein, dass der Radioempfang in Zeiten besonders starker Sonnenwinde eingeschränkt ist.
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