Hört das Handy am Küchentisch etwa mit? Wahrscheinlich nicht.
Instagram soll User belauschen: Jetzt reagiert der Chef
Es ist eine der eher ältesten „urban Legends“, die immer wieder aufflammen: Die Behauptung, dass uns unser Handy im Alltag belauscht, um uns dann auf Basis unserer Gespräche passende Werbung auszuspielen.
Nun äußerte sich ein hochrangiger Manager von Meta zu der Sache. Instagram-Chef Adam Mosseri sagte, dass Meta keine Mikrofone von Nutzergeräten aktiviert, um Gespräche für gezielte Werbeschaltungen abzuhören. In einem am Mittwoch veröffentlichten Video reagierte Mosseri auf das seit Jahren kursierende Gerücht.
Er betonte, ein solches Vorgehen wäre „ein grober Eingriff in die Privatsphäre“ und für Anwender zudem erkennbar, da etwa der Akkuverbrauch steigen oder ein Mikrofon-Indikator aufleuchten würde.
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Die Diskussion um das Thema hält sich hartnäckig, nicht zuletzt aufgrund der oft erstaunlich präzisen Ausspielung von Werbeanzeigen, die bei Nutzern den Eindruck erweckt, Meta könne tatsächlich private Gespräche abhören. Der wahre Grund ist allerdings viel simpler. So ist es in der Regel so, dass man über Themen, die einen beschäftigen, nicht nur spricht, sondern dass man sie auch im Internet recherchiert oder googelt.
Und wenn die Menschen genau das nicht getan haben, können es dennoch Algorithmen sein, die dennoch wissen, wofür man sich gerade interessiert. „Gefüttert“ werden diese etwa auch durch Webseiten, die man besucht. Oder Meta „rät“ einfach auf Basis dessen, was andere Menschen interessiert, die im gleichen Alter sind, in der gleichen Gegend wohnen oder ähnliche Inhalte konsumieren. Meta braucht also eure Gespräche nicht, um zu wissen, welche Werbung relevant sein könnte.
Mikrofon-Zugriff wird angezeigt
Auch wenn man jetzt überzeugt ist, dass Mosseri ein derartiges Verhalten niemals zugeben würde, sind seine Argumente durchaus stichhaltig. Sowohl Android als auch iOS haben mittlerweile Features, die anzeigen, wenn eine App auf Kamera oder Mikro zugreift. Sichtbar ist das seit iOS 14 anhand eines orangenfarbenen Punkts rechts oben. Unter Android erscheint bei aktiver Mikrofon-Nutzung ein kleines grünes oder orangenes Punkt-Symbol am oberen Bildschirmrand, meist in der Statusleiste oder der rechten oberen Ecke.
Der grüne Punkt am Android-Handy, der den Mikrofon-Zugriff zeigt.
© Thomas Prenner
Abseits der Tatsache, dass man das Lauschen sehen würde, gibt es noch ein weiteres Argument, das dagegen spricht. Selbst in Zeiten von KI wäre das Analysieren von Abermillionen Stunden Audiomaterial von Facebook- oder Instagram-Nutzern extrem rechenaufwändig und somit teuer. Es ist schwer vorstellbar, dass das eine wirtschaftliche Art und Weise wäre, Targeting (so nennt man das gezielte Ausspielen von Werbung auf Basis von Interessen) zu betreiben. Vor allem angesichts der Tatsache, dass man sehr viel einfacher an die Daten kommt.
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Jahre an Dementi
Es ist übrigens nicht das erste Dementi in diese Richtung von Meta. 2016 erklärte das Unternehmen, damals noch Facebook, laut The Verge dass es „das Mikrofon Ihres Telefons nicht für Werbeanzeigen oder zur Änderung Ihrer Newsfeed-Anzeigen nutzt“. 2018 dementierte CEO Mark Zuckerberg in einer Senatsanhörung ein solches Verhalten ebenso.
Zuckerberg vor dem US-Senat bei einer späteren Anhörung im Jahr 2024.
© APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI / BRENDAN SMIALOWSKI
Und in einem Supportdokument mit dem Titel „Hören Facebook und Instagram deine Gespräche mit an?“ heißt es bei Meta: „Nein. Wir wissen, dass Werbeanzeigen manchmal so passend sein können, dass es scheint, als würden wir deine Gespräche über dein Mikrofon mit anhören. Das ist aber nicht der Fall. Wir nutzen dein Mikrofon nur, falls du uns die Berechtigung dazu erteilst und wenn du aktiv eine Funktion verwendest, für die das Mikrofon benötigt wird.“
KI-Gespräche für Werbung
Tatsache ist jedoch, dass Meta angekündigt hat, ab Dezember 2025 auch Daten aus Interaktionen mit KI-Produkten für die Werbeausspielung zu nutzen. Das bedeutet, Nachrichten und Eingaben, die Nutzer beispielsweise an Chatbots auf Instagram oder Facebook richten, fließen in die Personalisierung von Werbung ein.
Man sollte sich vielleicht also zweimal überlegen, was man den Chatbot fragt. Andererseits ist dieses Verhalten im Grunde auch nicht viel anders als der Umstand, dass Google-Suchanfragen für Werbung genutzt werden. Insofern sollte man generell bedacht sein, welche Informationen man von sich selbst an irgendeiner Stelle im Netz preisgibt.
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