Künstliche Intelligenz: Im Krieg und der Liebe ist alles erlaubt
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Die Themen künstliche Intelligenz und Robotik gehen Hand in Hand. In vielen popkulturellen Zukunftsvisionen agieren menschenähnliche Cyborgs – vom hilfsbereiten Mr. Data bis zu den rebellierenden Robotern aus Westworld. Am 19. April wird beim 4Gamechangers Festival das breite Spektrum der künstlichen Intelligenz und Robotik in mehreren Sessions mit internationalen Panel-Teilnehmern behandelt.
Jobklauende Maschinen
Während sich zahlreiche Unternehmen begeistert von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz (KI) zeigen, gibt es auch viel Skepsis. Wirtschaftsforscher befeuern die Ängste, dass die künstliche Intelligenz Arbeitsplätze kosten wird. Der Philosoph Richard David Precht, der am Panel „ AI and humans at work – who is the boss?“ teilnimmt, vermutet, dass die Hälfte der Arbeitsplätze in der westlichen Welt bis 2030 entfallen könnte.
Aber ist das zwangsläufig schlecht? Was, wenn hauptsächlich Jobs entfallen, die ohnehin niemand machen möchte und dadurch mehr „menschliche Ressourcen“ frei werden, die in Bereichen wie Pflege, Gesundheitssystem oder Bildung genutzt werden können? Anstatt eine Dystopie herbeizufürchten, gilt es vielmehr sich auf eine Zeit vorzubereiten, in der Menschen und Maschinen nebeneinander und zusammen arbeiten.
Das Terminator-Szenario
Das Drängen auf diese Vorbereitung hat prominente Unterstützer. Der verstorbene Astrophysiker Stephen Hawking mahnte im November 2017, dass KI das „schlimmste Ereignis in der Geschichte unserer Zivilisation“ sein könnte, wenn die Entwicklung nicht kontrolliert wird. Elon Musk, CEO von Tesla und SpaceX, vermutet, dass der Dritte Weltkrieg von einer KI gestartet werden könnte.
Diese Befürchtung erinnert an das Szenario aus Terminator, bei dem Skynet beschließt die Menschheit auszulöschen und WarGames, bei dem ein lernender Computer der US-Armee einen atomaren Erstschlag gegen die Sowjetunion initiiert. Ob das wirklich passieren könnte, wird im Panel „Will AI kill us?“ diskutiert. Die Seite der KI wird im Panel durch den Roboter Sophia vertreten.
Ihr gegenüber steht der KI-Kritiker Jay Tuck, der mehrere Jahrzehnte als investigativer Journalist und Kriegsberichterstatter gearbeitet hat. Sollten die Militärs der Welt ihren Willen durchsetzen, werden KI-gesteuerte Kriegsmaschinen bald selbstständig entscheiden, wann welches Ziel angegriffen wird. Das ist schnell, effizient, präzise. Denn die KI schläft nicht, isst nicht und muss keiner Befehlskette folgen.
Wie soll also verhindert werden, dass die KI zum Terroristen wird, falls sie etwa entscheidet, dass der Angriff auf ein ziviles Ziel schneller zum gewünschten Ergebnis führt als der auf ein militärisches? Man müsste der KI Ethik einprogrammieren. Aber können wir darauf vertrauen, dass das wirklich passiert? Schließlich war es die jetzt führende IT-Nation, die bisher als einziges Land der Welt Atombomben im Krieg eingesetzt hat, um diesen „schneller zu beenden“. Deshalb wird befürchtet, dass es auch bei der KI-Entwicklung heißt: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.
Beziehungen mit Robotern
Ob in der (Roboter-)Liebe tatsächlich alles erlaubt ist, wird in der Session „The future of sex: love in times of the robot“ thematisiert. Mehrere Unternehmen wetteifern darum, den menschenähnlichsten Sexroboter zu bauen. Der bekannteste Branchenvertreter ist Realbotix, eine Tochterfirma des Sexpuppen-Herstellers Realdoll. Guile Lindroth, verantwortlich für die KI-Entwicklung bei Realbotix, wird am Panel teilnehmen.
Realbotix sagte bereits früher, dass es nicht zwingend um Sex gehe. Es gebe auch etliche Besitzer von Realdolls, die ihre Puppen nicht einfach nach dem Beischlaf in den Schrank stellen, sondern sie wie Lebenspartner behandeln. Das Realbotix-Upgrade, das die Sexpuppen mit einem Roboterkopf ausstattet, der ihr Mimik, Spracherkennung und Sprachausgabe verleiht, würde diese Illusion verstärken und könnte etwa einsame Menschen vor Depressionen bewahren.
Kritiker sehen die aktuelle Entwicklung von Sexrobotern als problematisch. Es würden keine künstlichen Partner erschaffen, sondern Liebespuppen, die programmiert sind stets willig zu sein, unabhängig davon, wie sie vom Besitzer behandelt werden. Panel-Teilnehmerin Nika Mahnic ist Mitglied der „Campaign against Sex-Robots“. Dabei geht es nicht darum Roboterrechte zu vertreten, sondern aufzuzeigen, welche gesellschaftlichen Probleme die Sexroboter mit sich bringen können. Dazu gehören die Förderung einer Vergewaltigungskultur und der Misogynie. „Ich glaube, dass es gute Nutzen von KI und Robotern gibt, aber die Industrie ist mehrheitlich vom Profit getrieben und nicht davon, Gutes für die Gesellschaft zu tun", sagt Mahnic
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