
Im Labor kultiviertes Fleisch
Neue Regierung will Verbot von Laborfleisch
ÖVP, SPÖ und Neos haben sich auf die Bildung einer Koalition geeinigt und am Donnerstag ihr über 200 Seiten starkes Regierungsprogramm für Österreich präsentiert. Darin festgelegt ist, welche Anliegen und Pläne die künftige Regierung umsetzen will.
Es findet sich auch ein bemerkenswerter Satz zu einer Innovation am Lebensmittelmarkt: “Die Bundesregierung setzt sich gegen die Zulassung von Laborfleisch auf EU-Ebene ein und fordert eine Folgenabschätzung.” Man will Laborfleisch also verbieten.
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Echtes Fleisch
Laborfleisch, auch als kultiviertes Fleisch, In-vitro-Fleisch oder Kulturfleisch bezeichnet, ist Fleisch, das aus tierischen Zellen außerhalb des Tierkörpers hergestellt wird. Das Endprodukt ist echtes Fleisch, das ohne die Notwendigkeit der traditionellen Tierhaltung und -schlachtung hergestellt wird, was potenzielle Vorteile für Tierwohl, Umwelt und Lebensmittelsicherheit bietet.
Befürworter von Laborfleisch weisen auch immer wieder darauf hin, dass bei der industriellen Herstellung potenziell weniger Co2 anfällt als in der Landwirtschaft. Besonders im Hinblick auf die Klimakrise ein willkommener Effekt.
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“Schlecht für den Innovationsstandort”
Der Thinktank Good Food Institute, der sich auf die Förderung von pflanzlichen und zellkultivierten Fleischalternativen konzentriert, kritisiert den Plan der künftigen österreichischen Regierung. “Das von der Koalition angestrebte Verbot von kultiviertem Fleisch ist besorgniserregend für den Innovationsstandort Österreich und eine schlechte Nachricht für die Konsumenten”, so Ivo Rzegotta, zuständig für den DACH-Raum beim Good Food Institute Europe.
Laut Rzegotta sei die Debatte in Österreich geprägt von unzutreffenden Aussagen zur Umwelt- und zur Gesundheitsbilanz. Kultiviertes Fleisch hätte das Potenzial, zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem beizutragen.
Österreicher für Laborfleisch
Rzegotta verweist auch auf eine Umfrage aus dem Jahr 2024, die das Good Food Institute durchgeführt hat, wonach 63 Prozent der Menschen in Österreich für eine Zulassung sind. Zudem habe Europa auch das weltweit strengste Zulassungsverfahren für neuartige Lebensmittel.
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Erst Mitte 2024 hat das französische Unternehmen Gourmey in insgesamt 5 Märkten eine Zertifizierung für seine kultivierte Entenleber beantragt. Geprüft wird die Zulassung von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit.
Sie wird durch die Novel-Food-Verordnung geregelt. Geprüft werden Sicherheit und Nährwert sowie soziale, wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen. Das dürfte etwa 18 Monate dauern.
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Laborfleisch in anderen Ländern
In anderen Ländern ist Laborfleisch bereits zugelassen. Singapur war das erste Land, das im Dezember 2020 den Verkauf von kultiviertem Fleisch genehmigte, gefolgt von den USA, wo es im Jahr 2023 zugelassen wurde. Israel genehmigte im Januar 2024 den Verkauf von kultiviertem Rindfleisch. Auch in Australien und Neuseeland gibt es entsprechende Bemühungen.
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