
Shahid Bahman Bagheri
Irans bizarrer Flugzeugträger Bagheri ist jetzt im Einsatz
Irans neuestes Kriegsschiff ist jetzt einsatzbereit. In einer Zeremonie wurde die Shahid Bahman Bagheri erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
In deren Rahmen wurden Videos und Bilder gezeigt, die mehr über das seltsame Schiff verraten. Zu sehen war auch erstmals der Start und die Landung von Drohnen.
Umgebautes Containerschiff
Die Bagheri war zuvor ein ziviles Containerschiff namens Sarvin. Im Jahr 2022 haben die Umbauarbeiten zum Kriegsschiff begonnen. Dabei wurde sie zu einem Mini-Flugzeugträger gemacht.
Sie hat ein schräges Flug- und Landedeck. Am Ende befindet sich ein Ski Jump (Sprungschanze). Ein Katapult gibt es nicht, aber eine Seilfanganlage, um landende Fluggeräte abzubremsen. Ein Aufzug ist ebenfalls vorhanden, um Fluggeräte vom Hangardeck zum Flugdeck zu bringen.

Shahid Bahman Bagheri
© EPA / SEPAHNEWS HANDOUT
Der Turm steht im Weg
Damit verfügt die Bagheri über Eigenschaften, die sie zu einem Flugzeugträger macht. Um Zeit und Geld zu sparen, wurde aber der Turm des Containerschiffs beibehalten. Dieser ist im hinteren Bereich horizontal angeordnet, anstatt wie bei Flugzeugträgern üblich rechts vertikal, in der Form eines Turms oder 2 Inseln.
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Shahid Bahman Bagheri
© APA/AFP/SEPAH NEWS/- / -
Deshalb wurde das Landedeck schräg gemacht. Weil der Turm im Weg ist, könnten Flugzeuge nicht wie bei einem normalen Flugzeugträger landen. Zwar haben auch große Flugzeugträger schräge Decks, allerdings gibt es die, damit Maschinen landen können, während im vorderen Bereich des Decks Flugzeuge gleichzeitig per Katapult starten.
Derzeit ein Drohnenträger
Aktuell ist die Bagheri nur mit Drohnen und Hubschraubern bestückt, weshalb sie strenggenommen ein Drohnenträger, aber kein Flugzeugträger ist. Theoretisch wäre sie für Flugzeuge geeignet. Die schräge Landebahn auf dem 240 Meter langen Schiff misst 170 x 18 Meter (einige Quellen nennen 180 Meter als Länge). Das entspricht in etwa dem Flugdeck der britischen Invincible-Klasse (168 x 16,8 Meter).

HMS Invincible
© Geoff Parselle/Royal Navy
Der britische Flugzeugträger hatte, so wie die Bagheri, ebenfalls einen Ski Jump und kein Katapult. Von der Invincible-Klasse sind Hubschrauber und Kampfjets gestartet – allerdings nur Harrier. Durch seine Senkrechtstart-Fähigkeiten kann der nämlich problemlos per Ski Jump starten.
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Aktuell hat der Iran keine Flugzeuge, die für Ski Jump geeignet sind. Das kann sich aber ändern. Von Russland könnte man etwa die MiG-29K oder Su-33 kaufen. Von China kommt die J-15 infrage.
China arbeitet zudem angeblich an einer Flugzeugträgervariante des Stealth-Jets J-35. Bei der ist aber noch nicht klar, ob sie auch von der Liaoning und Shandong (beide Ski Jump) starten soll, oder nur von der Fujian (Katapult).
Es ist ebenfalls denkbar, dass der Iran versucht einen eigenen Flugzeugträger-Jet zu bauen, bzw. einen von anderen Nationen zu kopieren. Genauso möglich ist, dass auf der Bagheri künftig größere Drohnen bzw. unbemannte Kampfjets starten und landen werden, die der Iran selbst baut.
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Stealth-Fighter wurde zur Drohne geschrumpft
Bei den aktuellen Aufnahmen der Bagheri wurde vor allem eine Drohne hervorgehoben: JAS-313. Diese sieht verdächtig nach dem Projekt Qaher-313 aus – nur kleiner. Quaher-313 war ein futuristisch aussehender Stealth-Fighter, den der Iran erstmals 2013 präsentiert hat. Gezeigt wurde ein nicht-flugfähiges Modell.

Qaher-313
© Yunes Khani/Mehrnews/Wikimedia Commons
Aktuell gibt es keine Belege dafür, dass Qaher-313 jemals geflogen ist. Es gibt lediglich Fotos und Videos von einem Taxi-Test im Jahr 2017. Und selbst dabei zweifelten Rüstungsexperten, ob der Jet wirklich mit der Kraft seiner Triebwerke am Rollfeld herumgerollt ist.
2023 gab der Iran bekannt, dass Qaher-313 zur Drohne weiterentwickelt wird – was jetzt in der JAS-313 gefruchtet ist. Auf der Bagheri sind 2 Versionen davon zu sehen, die unterschiedlich groß sind.
Beobachter schätzen, dass die kleine etwa 20 Prozent der Größe von Qaher-313 hat und die große 60 Prozent. Im Video fliegt nur die kleine Variante, weshalb denkbar ist, dass die größere Version derzeit nur ein Dummy ist.
Ebenfalls geflogen ist die Drohne Ababil-3. Diese hat eine Spannweite von 5 Metern und wird für Aufklärung und Zielbeobachtung genutzt.
Auf der Bagheri war bei der Zeremonie eine Ababil-3 mit 2 kleinen Jettriebwerken unter den Flügeln zu sehen. Ob diese zwingend nötig sind, damit die Drohne genug Schub bekommt, um per Ski Jump abzuheben, ist nicht bekannt. Womöglich ist das nur ein Test um herauszufinden, um wie viel weniger Anlauf die Ababil-3 braucht, wenn sie zusätzliche Triebwerke hat – eventuell um sie so später von kleineren Drohnenträgern verlässlich starten zu können.
Mohajer-6 und alte amerikanische Hubschrauber
Die Mohajer-6 war auch am Deck der Bagheri zu sehen. Sie hat eine Spannweite von 7,5 Metern. Neben Aufklärung kann sie auch für Kampfeinsätze genutzt werden. Dazu hat sie 4 Hardpoints für kleine Raketen oder leichte Gleitbomben. Dazu gehört die iranische Qaem-Rakete, die ca. 20 kg wiegt.
Weiters am Flugdeck zu sehen sind verschiedene Hubschrauber. Das sind der russische Mi-17 (wird seit 1977 in Serie gebaut) und die amerikanischen Bell 206 (1967) und 212 (1968). Kleinere Multicopter-Drohnen sind ebenfalls am Flugdeck. In den Aufnahmen erkennt man, dass der Aufzug zum Hangardeck eher klein ausgefallen ist. Ein Kampfjet würde da vermutlich nicht drauf passen.
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Seitliche Tore für Drohnenboote
An den Seiten des Schiffs sind Tore zum Hangardeck zu sehen. Mit diesen können bemannte und unbemannte Boote, die beispielsweise mit Antischiffsraketen bewaffnet sind, zu Wasser gelassen werden. Angeblich hat die Bagheri Platz für 30 Boote im Hangar. Berichten zufolge soll sie auch Unterwasserdrohnen absetzen können.

Shahid Bahman Bagheri
© Iranische Regierung
Die Tore können von Versorgungsschiffen genutzt werden, um die Bagheri auf Hoher See mit Nachschub zu beliefern. Das sollte schneller gehen, als wenn Material und Personal mit einem Kran zu einem höheren Deck gehievt werden muss.

Versorgungsschiff bei Shahid Bahman Bagheri
© EPA / SEPAHNEWS HANDOUT
Geschütz und Raketenwerfer zur Selbstverteidigung
Die Bagheri hat Waffen an Bord, die primär dem Selbstschutz dienen. Am Bug, unter dem Ski Jump, ist eine Kanone zu erkennen. Es könnte sich um ein 76mm-Geschütz handeln, mit dem, je nach genutzter Munition, Boote, aber auch langsam fliegende Luftziele bekämpft werden können.
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Geschütz unter dem Ski Jump
© APA
Hinter dem Turm sind 8 Startröhren zu erkennen. Diese sind vermutlich für Antischiffsraketen gedacht. Dahinter befindet sich eine freie Fläche, auf der bei der Zeremonie ein Zelt aufgebaut war.

8 Startröhren (4 links, 4 rechts) hinter dem Turm
© apa
Die Fläche könnte etwa als zusätzliche Landeplattform für Hubschrauber und Drohnen genutzt werden, aber auch für das Starten von Marschflugkörpern. Der Iran hat etwa eine entsprechende Rakete getestet, die aus einem Launcher gestartet wird, der die Dimensionen und das Aussehen eines Standard-Frachtcontainers hat.
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Fußballplatz an Bord
Die Brücke des Drohnenträgers wurde nicht gezeigt. Dafür gibt es Fotos von der Krankenstation.
Außerdem gibt es einen kleinen Fußballplatz an Bord für die Besatzung. 2 Basketball-Körbe sind ebenfalls vorhanden.
Drohnen-Mutterschiff oder Aufklärer?
Welche Rolle die Bagheri in der iranischen Flotte einnehmen wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. Im Moment ist kein klares Konzept zu erkennen – vermutlich, weil für die Zeremonie einfach mal alles an Deck gekarrt wurde, was eine Drohne ist, die vermeintlich von diesem Schiff aus starten kann.
Fotos bzw. Satellitenaufnahmen von den folgenden Einsätzen werden hier mehr Anhaltspunkte liefern, weil man dann sieht, was am Flugdeck steht. Denkbar ist, dass Bagheri als Drohnen-Mutterschiff dienen soll, um etwa Angriffe mit möglichst vielen fliegenden Drohnen und Drohnenbooten gleichzeitig auszuführen, um die Abwehr der feindlichen Seestreitkraft zu überwinden.
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Shahid Bahman Bagheri von oben
© APA/AFP/SEPAH NEWS/- / -
Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Bagheri primär die Seeaufklärung und Überwachung der Gewässer für die iranische Marine übernehmen soll und bei Kampfhandlung nur unterstützend zur Seite steht. Die Hauptangriffe übernehmen andere Kriegsschiffe der Flotte oder werden z. B. mit Antischiffsraketen ausgeführt, die von Land gestartet werden.
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