Ein fast leerer, vollständig asphaltierter Parkplatz bei brütender Hitze

Ein fast leerer, vollständig asphaltierter Parkplatz bei brütender Hitze

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Digital Life

Wie man quälend heiße Parkplätze kühler gestalten kann

An kaum einem anderen Ort wird einem die zunehmende Hitze im Sommer bewusster als auf einem großen Parkplatz. Egal ob vor Supermärkten, Einkaufszentren oder Baumärkten: Wer aus dem Auto aussteigt, wird mit voller Wucht von der abstrahlenden Hitze getroffen und fragt sich vielleicht, warum man immer noch so viele dieser Asphaltwüsten vorfindet.

In vielen Fällen könnte man sie umgestalten, sodass sie ein kühleres Mikroklima erzeugen. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht.

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Rasengitter, Schotterrasen, fugenoffenes Pflaster

Grundsätzlich können Parkplätze schon mit Alternativen zu Asphalt bedeckt werden. Bei Schotterrasen, Pflastersteinen mit offenen Fugen oder Rasengittersteinen kühlen Pflanzen die Stellflächen ab. Niederschläge können leichter versickern, was Überschwemmungen vorbeugt. Bäume mit großen Kronen können viel Schatten spenden, dazu können naturnahe Randstreifen die lokale Biodiversität fördern.

Oft dürfen Parkplätze aber gar nicht auf diese Art gestaltet werden. "Bei kleinen Parkplätzen spricht überhaupt nichts gegen die Verwendung von Rasengittersteinen oder Pflaster mit grünen Fugen", sagt Doris Enzersdorfer vom Ingenieurbüro für Landschaftsarchitektur Grünplan

Im Wohnbau werden diese Bauformen auch oft verwendet. Bei Parkplätzen mit häufigen Stellplatzwechseln benötige man aber eine höhere Belastbarkeit. Außerdem sammeln sich dann auch mehr Schadstoffe an, und die dürfen nicht einfach in den Boden versickern.

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Der Parkplatz des Schlosses Niederweiden im Marchfeld ist als Schotterrasen gestaltet

Der Parkplatz des Schlosses Niederweiden im Marchfeld ist als Schotterrasen gestaltet

Schmutz landet im "Burggraben"

Die einfachste Lösung für Unternehmen sei daher der "Burggraben", eine begrünte Sickermulde rund um die Asphaltfläche. Die Versickerungsanlagen, so lautet der offizielle Begriff, müssen so aufgebaut sein, dass sie Schadstoffe wie Reifenabrieb filtern und vom Grundwasser fernhalten können, erklärt Thomas Ertl, der Leiter des Instituts für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz an der Universität für Bodenkultur.

Für Parkplätze gelten unterschiedliche Verschmutzungsklassen, von F1 (sauber) bis F5 (sehr verschmutzt). Ein typischer Supermarktparkplatz mit 25 Stellplätzen fällt etwa in die Kategorie F3. Große Autobahnparkplätze fallen in die Kategorie F4 oder F5. Je nach Einstufung gibt es unterschiedliche Filterauflagen. Um die müssen sich Unternehmen auch dauerhaft kümmern. Sickermulden muss man etwa pflegen. Alle paar Jahre müsste man etwa die oberste Schicht auswechseln.

Bei Rasengittersteinen erledigt ein spezielles Substrat die Filterfunktion. Die Fläche, auf der das Niederschlagswasser in den Boden eindringt, ist aber viel größer, damit auch der Wartungsaufwand.

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Stadionparkplatz mit vielen schattenspendenden Bäumen und versickerungsfähigen Stellplätzen

Solardach statt Sonnensegel

Aus Sicht des Gewässerschutzes sei es am besten, Parkplätze zu überdachen, sagt Ertl. Ein Dach über dem Parkplatz könnte begrünt sein. Eine Pflanzenschicht könnte Regenwasser aufnehmen und durch Verdunstung die Umgebung abkühlen.

Man könnte ein Parkplatzdach auch mit einer Photovoltaikanlage ausstatten. Aufpassen müsse man laut Ertl nur auf die Schutzbeschichtung von PV-Modulen. Durch Regen könnten Chemikalien ausgewaschen werden, die schlecht für die Qualität des Grundwassers sind. Überdachungen mit Sonnensegeln seien eher weniger empfehlenswert, sagt Doris Enzersdorfer: "Großflächige Sonnensegel sind windanfällig. Kleine werfen den Schatten meist nicht dorthin, wo man ihn braucht."

Multifunktionale Flächennutzung

Die Überdachung mit PV-Modulen sei dann sinnvoll, wenn sie multifunktional genutzt werden kann. Aus wirtschaftlicher Sicht rentieren sie sich sonst kaum, sagt Gernot Stöglehner, Leiter des Instituts für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der BOKU: "Rein durch die Energieerzeugung ist das nicht finanzierbar." Die Kosten von PV-Modulen sinken, wirklich teuer sei aber die Tragkonstruktion. "Es braucht daher einen fundamentalen Zusatznutzen, wie Beschattung, Regenschutz etc."

Das Wichtigste sind Bäume

Ohne Dach sollten einzelne Stellplätze entfernt und durch Grünelemente ersetzt werden, die die Aufenthaltsqualität attraktiver machen. Das Wichtigste sind: "Bäume, Bäume, Bäume." Sie spenden Schatten und sind wichtige Klimaregulatoren. Klarerweise sei es nicht einfach, einen Parkplatz unter Bäumen zu schaffen. 

Junge Bäume können sich schneller an die Umgebung anpassen und sind günstiger. Es braucht aber seine Zeit, bis sie große Kronen ausbilden. Ältere Bäume zu verpflanzen sei schon möglich, aber "das ist eine Frage des Geldes", sagt Stöglehner.

Bei dieser Supermarktfiliale in Oberwaltersdorf wurden Parkplätze mit PV-Modulen überdacht

Bei dieser Supermarktfiliale in Oberwaltersdorf wurden Parkplätze mit PV-Modulen überdacht

Zweiteilige Bauweise wird einfacher

Bleibt man am Boden, könnte man bei der Gestaltung von Parkplätzen künftig vermehrt an die Auslastung denken, sagt Enzersdorfer. Supermärkte könnten etwa einen Teil ihres Parkplatzes asphaltieren und einen anderen Teil, der nur an starken Einkaufstagen, wie dem Freitag und dem Samstag, benutzt wird, mit Rasengittersteinen ausstatten. Momentan wird an einem neuen Regelwerk gearbeitet (ÖWAV Regelblatt 45), das solche geteilten Bauweisen einfacher macht.

Grundsätzlich finde bei Supermarktketten ein Umdenken statt, ist Enzersdorfer überzeugt. Auch Stöglehner ist positiv gestimmt: "Es tut sich einiges." Unternehmen, die eine Umgestaltung ihrer Parkplätze erwägen, rät er, möglichst schnell Bäume anzupflanzen und Versickerungsflächen zu schaffen, denn: "Die Klimakrise entwickelt sich rasant, es wird immer mehr Hitzetage geben. Bäume schützen, spenden Schatten, brauchen aber Zeit zum Wachsen."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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