Ein Tauchboot befindet sich unter Wasser.
© APA/AFP/OceanGate Expeditions/HANDOUT / HANDOUT

Digital Life

Das ging schief bei der vermeidbaren Titan-Tragödie

Eigentlich hätte es ein kurzer Ausflug zu den Trümmern der Titanic werden sollen. Doch als das U-Boot “Titan” von OceanGate im Jahr 2023 auf dem Weg zum Kreuzfahrtschiff war, kehrte es nicht mehr an die Oberfläche zurück, sondern implodierte in den Tiefen des Meeres. 

5 Menschen starben bei der Tragödie. Ein Bericht der US-Küstenwache zeigt nun, dass der Unfall hätte verhindert werden können, berichtet arstechnica.

Mehr lesen: Was man aus dem größten Technik-Fail von 2023 lernen kann

Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen

Am 18. Juni 2023 implodierte die Titan in 3.346 Metern Tiefe, weil ein zu hoher Wasserdruck das U-Boot aufbrach und die Insassen zerquetschte. 300 Seiten umfasst der Abschlussbericht der US-Küstenwache, in dem der Unfall der Titan akribisch analysiert wird. 

Laut dem Bericht sei die Tragödie vermeidbar gewesen und ist maßgeblich auf gravierende Sicherheitsmängel von OceanGate zurückzuführen. Der CEO von OceanGate, Stockton Rush, war durch sein Verhalten maßgeblich an dem Unfall beteiligt. 

Mehr lesen: Titanic: 3D-Scan zeigt Wrack, wie man es noch nie gesehen hat

Beispielsweise habe er mit seinem Unternehmen “Einschüchterungstaktiken” angewendet, um sich behördlichen Kontrollen zu entziehen. So kam es, dass die Titan nicht registriert oder zertifiziert war. Wichtige Inspektionen, Analysen oder vorbeugende Wartungsmaßnahmen wurden demnach vollständig ignoriert. Die Sicherheitsstruktur sei “kritisch mangelhaft” gewesen, heißt es im Bericht. Hätte Rushton überlebt, hätte sein Verhalten strafrechtliche Konsequenzen nach sich gezogen. 

Toxischer Arbeitsplatz 

Außerdem habe es sich bei dem Unternehmen um einen “toxischen Arbeitsplatz” gehandelt. Bei einem Tauchgang mit dem Tauchboot Cyclops 1 zum Wrack des italienischen Passagierschiffs Andrea Doria verbrachte das OceanGate Team 2 Tage vor Ort und fertigte 2D- und 3D-Scans des Schiffes an. Rush steuerte es damals, bis es feststeckte. Laut dem Bericht hatte Rush einen “Nervenzusammenbruch” und weigerte sich zunächst, dem Co-Piloten das Steuer zu übergeben. Zu guter Letzt hätte Rush die Steuerung nach ihm geworfen, berichtet der Co-Pilot. 

Rush habe laut dem Bericht auch Kritik oder Bedenken ignoriert. So kam es bei einem Tauchgang zur Titanic im Jahr 2021 zu „mehreren kritischen Ausfällen von Ausrüstungsteilen, darunter eine Fehlfunktion der Fallgewichtsantriebe, wodurch das Fallgewichtstablett abgeworfen werden musste, um mit dem Aufstieg zu beginnen“. 

Mehr lesen: 3D-Scans der Titanic liefern Details zum Untergang

Rush weigerte sich dieses Gewicht abzuwerfen und schlug stattdessen vor, „zurück zum Meeresboden zu tauchen und dort bis zu 24 Stunden zu bleiben, bis die Opferanoden der Titan sich zersetzt hatten und die Notgewichte freigesetzt wurden“. Eigentlich hätte diese Entscheidung der Missionsleiter treffen sollen, doch Rush traf sie selbst und gefährdete damit die gesamte Crew in einer Tiefe von 3.800 Metern, so der Bericht. 

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare