Hammer auf einem Flugzeug

Hammer auf einer Dassault Rafale

© Safran

Militärtechnik

Das ist Hammer: Neue französische Raketen für die Ukraine

Frankreich wird der Ukraine für die Abwehr des russischen Angriffskriegs bis zu 50 Hammer-Raketen zur Verfügung stellen. Hammer steht für Highly Agile Modular Munition Extended Range.

In Frankreich wird sie auch AASM genannt (Armement Air-Sol Modulaire = modulare Luft-Boden-Waffe). Die Entwicklung stammt ursprünglich von Sagem Défense Sécurité, das heute Teil von Safran Electronics & Defense ist. 

Hammer ist ein Aufrüst-Kit, um reguläre Freifallbomben smart zu machen. Insofern ähnelt es dem amerikanischen JDAM (Joint Direct Attack Munition). Bei Hammer wird die Bombe aber nicht nur mit einem Zielsuchkopf und Leitwerk ausgestattet, sondern auch mit einem Raketenantrieb. Die Bombe wird somit zu einem Marschflugkörper. Hammer ist für mehrere Bombengrößen verfügbar. An die Ukraine wird vorerst wohl nur die Standardversion mit einer 250 Kilogramm schweren Bombe geliefert.

Die Basisversion von Hammer in der 250-Kilogramm-Klasse hat eine Reichweite von 70 Kilometer. Das ähnelt der von den USA gelieferten JDAM-ERs (Extended Range). Die JDAM-ER bekommt ihrer Reichweite durch Gleitfügel.Weil eben das eigene Antriebssystem fehlt, ist die tatsächlich mögliche Reichweite stark davon abhängig, aus welcher Höhe sie abgeworfen werden. 

In den USA wird an einer JDAM-Variante mit Antrieb gearbeitet, die der Hammer ähnelt. Wann diese einsatzbereit sein werden und ob sie in die Ukraine gehen, weiß man allerdings nicht.

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Flexibel und genau

Hammer schafft auch aus geringen Höhen eine im Vergleich zur JDAM-ER hohe Reichweite. Die Mindestreichweite soll dabei 15 Kilometer betragen. Das heißt, ein Flugzeug kann unter dem Radar der üblichen Mittel- und Langstrecken-Luftabwehr fliegen. Durch die hohe Reichweite kann sie zudem abgefeuert werden, bevor der Kampfjet in die Reichweite der Kurzdistanz-Luftabwehr oder von schultergestützten Flugabwehrsystemen kommt.

Hammer kann mit verschiedenen Lenksystemen und Gefechtsköpfen konfiguriert werden und weist sowohl gegen bewegte als auch gegen feststehende Ziele eine hohe Genauigkeit auf. So existieren etwa Variante mit Infrarot- oder Laser-Lenksystemen. JDAM hingegen nutzt ausschließlich GPS und ein Trägheitsnavigationssystem.

Unterschied zur Storm Shadow

Ein wichtiger Aspekt bei Hammer sind die Kosten. Mit einem Stückpreis von etwa 165.000 Euro ist es zwar teurer als JDAM-ER (ca. 40.000 Euro), aber weit günstiger als moderne Marschflügkörper. Die britisch/französische Storm Shadow, die die Ukraine erhalten hat, hat einen Stückpreis von gut einer Million Euro.

Dafür hat die an die Ukraine gelieferte Variante der Storm Shadow aber eine Reichweite von 250 Kilometer und mit ihrem 450kg schweren Gefechtskopf deutlich mehr Zerstörungskraft. Der Gefechtskopf der Hammer wiegt in etwa 90kg.

Die Storm Shadow ist aber größer und kann einfacher von feindlichen Radarsystemen entdeckt und anschließend von der Luftabwehr abgefangen werden. Ihre Größe macht sie auch weniger flexibel bei den Jets, von denen sie abgefeuert werden kann. Die Storm Shadow wird von den ukrainischen Truppen von der relativ großen Su-24 abgefeuert.

Welche Jets die Ukraine einsetzen wird, um die Hammer-Raketen abfeuern, ist derweil unklar. In Frankreich kommen dafür Dassault Rafale zum Einsatz. Die Ukraine könnte die Hammer-Raketen prinzipiell mit allen Jets nutzen, die auch die JDAM-ER abwerfen können. Dazu gehören die MiG-29 und Su-27.

Theoretisch könnte Hammer auch umgerüstet werden, um von Bodenplattformen zu starten, wie etwa Lkw. Ob das geplant ist, ist jedoch nicht bekannt. 

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