U-Boot aus Titan: Warum Russlands Alfa-Klasse gefürchtet war
Die Alfa-Klasse, auch bekannt unter dem Namen Projekt 705 Lira, war ein U-Boot-Typ der Sowjetunion. Dank seiner Titanhülle und dem damals hochmodernen Kernreaktor stellte es Ende vor etwa 50 Jahren neue Geschwindigkeits- und Tiefenrekorde auf. Sowohl die US Navy als auch die britische Royal Navy investierten hohe Summen, um die Alfa-Klasse aufzuhalten.
7 Atom-U-Boote gebaut
Die Alfa-Klasse gilt als eines der wegweisenden U-Boot-Projekte des Kalten Krieges. 7 Einheiten wurden von 1968 und 1975 gebaut, die etwa 80 Meter langen und 10 Meter breiten U-Boote verdrängten völlig untergetaucht mehr als 3.000 Tonnen. Ihr Auftrag war klar: Sie sollten die Trägerkampfgruppen der Nato abfangen.
Dafür brauchte es eine stabile Hülle. Eine Titanhülle sollte den nötigen Druck aushalten, der beim Tauchen in bis zu 600 Metern Tiefe anfiel. Zudem war die Höchstgeschwindigkeit einzigartig: Rund 75 km/h schnell war das U-Boot unter Wasser, eine 180-Rad-Wende war bei voller Fahrt in nur 42 Sekunden möglich. Zum Vergleich: Die moderne atombetriebene Virginia-Klasse der USA hat eine Höchstgeschwindigkeit von 46 km/h.
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Atomreaktor mit Flüssigmetall
Um diese Geschwindigkeit zu erreichen, nutzte das sowjetische Militär einen mit einer Blei-Bismut-Legierung gekühlten Atomreaktor, der Leistung auf kleinstem Raum versprach. Das Kühlmittel hatte einen hohen Siedepunkt, was die Freisetzung von Radioaktivität bei Verdampfung extrem unwahrscheinlich machte. Zudem verfestigte sich das Kühlmittel bei Temperaturen unter 125 Grad, wodurch Lecks im Kühlkreislauf von selbst geschlossen wurden, sobald sie mit der kälteren Luft in Kontakt kamen.
Um die Besatzung kleinzuhalten, wurden damals fortschrittliche Automatisierungstechniken eingesetzt, die auch die Reaktionsfähigkeit im Gefecht verbesserten. Somit brauchte es nur noch 32 bis 40 Mann, um das U-Boot zu betreiben. Die technologischen Extravaganzen forderten allerdings ihren Tribut. Defekte am Reaktor und an den automatischen Systemen konnten unter Wasser kaum behoben werden. Sogar im Hafen hatte die sowjetische Marine Schwierigkeiten, die Alfas in Betrieb zu halten.
Technische Überlegenheit im Wasser
War das U-Boot allerdings funktionsfähig im Wasser, konnte es dank seiner Geschwindigkeit und Tauchtiefe den meisten Nato-Torpedos ausweichen. Bei voller Geschwindigkeit waren sie nicht gerade leise und konnten leicht geortet werden. Da sie allerdings tief tauchen konnten, hatten sie je nach Meeresbedingung eine gewisse Stealth-Eigenschaft.
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Aufgrund ihrer relativ geringen Größe konnte die Alfa-Klasse auch nur ein begrenztes Waffenarsenal mit sich führen. Das U-Boot hatte einen Mix aus 18 bis 21 Torpedos und Flugkörper an Bord, die durch 6 Torpedorohren abgefeuert werden konnten. Zudem konnte die Klasse auch Seeminen absetzen.
Anti-Alfa-Waffen entwickelt
Die Alfa-Klasse setzten die USA und Großbritannien derart unter Druck, dass eigene Waffensysteme zur Abwehr entwickelt wurden. Diese Entwicklungen trugen allerdings erst Jahre später Früchte - etwa mit dem Mark 48 ADCAP Torpedo der USA und dem "Spearfish" der britischen Marine. Ein eigenes Titan-U-Boot war nicht geplant. Der Bau eines solchen wäre schlichtweg zu teuer gewesen.
Preis-leistungstechnisch war auch die Alfa-Klasse eher ein Fehlgriff. Der teure Bau und die aufwändige Wartung führten dazu, dass nur 7 Stück gebaut wurden, die jeweils eher einen Prototypen-Status einnahmen. Das erste Boot wurde bereits 1974 verschrottet, als der Beweis des Konzepts erbracht wurde. Bis Mitte der 90-Jahre war keines der U-Boote mehr in Betrieb.
Technologie lebte weiter
Die Erkenntnisse aus dem Projekt waren allerdings nicht komplett wertlos. Die Barracuda-Klasse (Project 945) setzte Anfang der 80er-Jahre ebenso auf eine Titanhülle, schraubte allerdings die Höchstgeschwindigkeit zurück. Die Akula-Klasse, die durch den US-Spielfilm "Jagd auf Roter Oktober" bekannt wurde, übernahm einige Automatisierungstechnologien. Nur so konnte das größte U-Boot der Welt mit einer vergleichsweise kleinen Mannschaft betrieben werden.
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