Das Titangehäuse einer Minuteman III Atomrakete.

Das Titangehäuse einer Minuteman III Atomrakete.

© US Air Force

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USA machen aus Atombomben Brennstoff für Mini-Reaktoren

Kleine modulare Atomreaktoren (Small Modular Reactors - SMR), wie sie derzeit in den USA vermehrt geplant werden, gelten als Hoffnungsträger für die Atomenergie. Sie sollen günstiger und schneller zu bauen sein als große Akw. Außerdem gelten sie als sicherer und sollen weniger radioaktiven Abfall verursachen. Doch sie haben ein Problem: Das Uran fehlt.

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Um sie betreiben zu können, braucht man nämlich angereichertes Uran als Brennstoff. Dafür wird das Ursprungselement einem bestimmten Verfahren unterzogen, wodurch der Anteil des leicht spaltbaren Isotops U-235 erhöht wird. 

Während heutige, große Reaktoren lediglich Material mit 5 Prozent Uran-235 arbeiten (LEU - Low Enriched Uranium), sind für SMR Anreicherungsgrade zu 20 Prozent nötig - genannt „HALEU“ (High-Assay Low-Enriched Uranium"). Denn dadurch können die Reaktoren kleiner gebaut werden und mehr Leistung pro Treibstoffvolumen liefern.

Keine HALEU-Lieferungen aus Russland

Bislang war das einzige Unternehmen, das derartiges HALEU anreicherte, das Unternehmen Tenex in Russland. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stoppten die USA allerdings den HALEU-Import von Russland und sitzen nun sozusagen auf dem Trockenen. 

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Nach Schätzungen des US-Energieministeriums wird die Nuklearindustrie im Land bis 2030 mindestens 40 Tonnen HALEU benötigen. Die wenigen Anreicherungsanlagen im Land können diese Nachfrage allerdings nicht bedienen, weshalb die US-Regierung 2 Milliarden Dollar investieren will, um die Lieferkette in Gang zu bringen. Bis dahin sieht man nur einen Ausweg: Atomwaffen.

Atomwaffen als Ausweg

85 Prozent Uran-235 - so stark muss ein Material mit dem Uranisotop angereichert sein, um als "weapons-grade", also waffentauglich, zu gelten. Eigentlich gilt alles ab 20 Prozent Uran-235 als "hochangereichertes" und somit waffentaugliches Uran. Ein Sprengsatz aus solchem Material würde allerdings zu große Mengen erfordern und wäre daher sehr ineffizient.

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In Atomwaffen steckt also ein gefragter Rohstoff, weshalb in den USA jetzt damit begonnen wird, alte Exemplare auszumustern und das Uran-235 darin zu bergen, wie CNN schreibt. Dafür wird das Material auf knapp 1.400 Grad Celsius erhitzt und eingeschmolzen. Den gewünschten Anreicherungsgrad erreicht man, indem man das Material mit nicht angereichertem Uran vermischt und sozusagen verwässert.

7 Tonnen an HALEU bis 2027

Bis 2027 sollen so 7 Tonnen an HALEU gewonnen werden. Das ist zwar nicht genug, aber immerhin ein Anfang, sag Jeff Navin, Sprecher von dem von Bill Gates unterstützten Nuklear-Unternehmen TerraPower.

Wie viel hochangereichertes Uran die USA genau besitzen, ist streng geheim. Navin ist sich sicher: "In ihrem Besitz haben sie mehr als genug (hochangereichertes Uran), um viele, viele, viele Tonnen HALEU herzustellen."

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