Gamescom 2022: Diese 10 Spiele solltet ihr im Auge behalten
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Die Gamescom 2022 ist fast vorbei. Dass größere Publisher abgesagt haben, ist vor Ort eigentlich kaum aufgefallen. Denn es gab so viele Spiele zu entdecken, dass 3 Messetage dafür nicht ausreichen.
Ich habe versucht, mir so viele neue Games anzusehen, wie möglich. Daraus überhaupt nur 10 und keine 50 Titel aufzulisten, war schon schwierig, aber ich musste mich eben entscheiden (die Reihenfolge ist zufällig).
Hier ein kurzer Überblick, welche Spiele ich mir angesehen habe und vorstelle:
- Killer Klowns from Outer Space - The Game
- The Darkest Files
- High on Life
- Pentiment
- SpongeBob SquarePants: The Cosmic Shake
- Fall of Porcupine
- Brewmaster: The Beer Brewing Simulator
- A Webbing Journey
- The Last Case of Benedict Fox
- Terra Nil
- Erwähnungen, die es nicht in die Liste geschafft haben, obwohl sie auch toll ist
Killer Klowns from Outer Space - The Game
Der gleichnamige B-Movie aus dem Jahr 1988 ist inzwischen Kult, zumindest in einem bestimmten Kreis von Trash-Horror-Fans. Eigentlich dachte ich nicht, dass mich das Spiel interessiert, die Präsentation hat mich aber veranlasst, meine Meinung - zumindest vorläufig - zu ändern.
Dieses asynchrone Online-Multiplayer-Game hat einen frischen, vielversprechenden Ansatz. Insgesamt befinden sich pro Runde 10 Spieler*innen auf der Karte. Statt wie beim Vorgänger, "Freitag der 13.", bei dem ein Jason mehrere Menschen jagte, spielen hier jeweils 3 Clowns gegen 7 Bürger*innen einer Kleinstadt. Alle Clowns und Menschen haben verschiedene Charaktereigenschaften, die sich in ihren Fähigkeiten und Schwachstellen widerspiegeln. So sind Biker-Frauen tödlich aber laut und High-School-Boys schnell aber schwach.
Wie viel Horror tatsächlich im Spiel stecken wird, kann ich noch nicht sagen, denn spielen durfte ich noch nicht (aber hier kann man sich für die geschlossene Beta anmelden). Die Designs sind aber knallbunt, die Waffen sehen aus wie Spielzeuge und das Spiel übertreibt maßlos, was zumindest für mich die Schreckmomente in den Hintergrund treten lässt. Das kreative Setting spricht mich jedenfalls an und ich bin gespannt, ob es mich auch spielerisch überzeugen wird. Ein Release-Datum hat das Spiel noch nicht, erscheinen wird es für PC, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S.
The Darkest Files
Die Berliner Spieleentwickler von Paintbucket Games wollen mit ihrem neuen Spiel an "Through the Darkest of Times" (hier im futurezone-Test) anknüpfen, in dem man eine Widerstandsbewegung gegen die Nazis aufgebaut hat. In "The Darkes Files" schlüpft man nun in die Rolle einer jungen Staatsanwältin, die in der Nachkriegszeit im Team des jüdischen Anwalts Fritz Bauer die Verbrechen der Nazis aufarbeitet. Gemeinsam mit dem österreichischen Historiker und Forschungsleiter bei der Gedenkstätte Mauthausen, Georg Holzinger, haben sie echte Fälle anonymisiert verarbeitet.
Ich habe mit dem Entwickler Jörg Friedrich darüber gesprochen, wie schwierig es ist, aus den vielen echten Fällen, die in dieser Zeit bearbeitet wurden, auszuwählen, was ins Spiel integriert wird. Das sei eine große Herausforderung gewesen. Sie haben sich aber für jene Fälle entschieden, die die große Belastung für Hinterbliebene deutlich machen und zeigen, wie schwierig die Unterscheidung zwischen Recht und Gerechtigkeit sein kann.
Man spielt in der Ego-Perspektive, dem speziellen Comic-Look ist das Studio treu geblieben. Damit das Spiel nicht aus trockenem Aktenwälzen besteht, taucht man in die Erinnerungen der Zeug*innen ab und sammelt nach und nach Indizien, die schließlich ein Gesamtbild der Geschehnisse ergeben.
Etwa in der Erinnerung einer Frau, deren Mann verhaftet und erschossen wurde. Zunächst ist man in einem leeren Raum, 2 schemenhafte Personen klopfen an der Tür. Hakt man bei der Frau nach, wie die Personen aussahen, nehmen sie auch in der Erinnerung auf dem Bildschirm Gestalt an. So kann man nach und nach den Fall für die Gerichtsverhandlung aufarbeiten. Erscheinen soll das Spiel im kommenden Jahr.
High on Life
Ich ging mit gemischten Gefühlen an die Anspiel-Session des Spaß-Shooters vom Rick-and-Morty-Macher Justin Roiland. Dabei schlüpft man in die Rolle eines High-School-Kindes, das sich nach einer Alien-Invasion mit einer sprechenden Waffe zusammentut.
Einerseits wirkt das Game unterhaltsam und verrückt, andererseits war ich unsicher, wie schnell mich die sprechende Waffe mit Mortys Stimme nerven würde. Entwarnung Nummer eins: Ein kurzer Blick ins Menü verriet mir, man kann das Gelaber ausstellen, das nicht storyrelevant ist. Auf die Idee wäre ich aber gar nicht gekommen, denn ich war davon bestens unterhalten, zumindest für 30 Minuten.
Ich durfte eine Tutorial-Mission spielen, in der ich mit der sprechenden Glubschaugen-Waffe in die Slums abtauche und einen Kopfgeldjäger finden muss. Die Spielewelt ist kreativ, die Interaktion mit den Aliens ist sehr lustig. Ich habe mehrfach laut lachen müssen.
Gleichzeitig bleibt das Ganze nicht oberflächlich und es gibt kleine Entscheidungen, die unerwartet tiefgründige Gespräche auslösen - etwa über das Selbstwertgefühl eines Müllwurms oder mit einem Gegner, der selbst sagt, man soll ihn bitte töten, sonst geht das Spiel nicht weiter. Ich freu mich tatsächlich sehr darauf, das gesamte Abenteuer zu spielen - und da es schon am 25. Oktober für PC, Xbox One und Xbox Series X/S erscheint, muss ich darauf gar nicht mehr so lange warten.
Pentiment
Obsidian ("Pillars of Eternity") hat mit Pentiment ein ganz spezielles Liebhaberprojekt mit auf die Gamescom mitgebracht. Das Point-and-Click-Adventure spielt im mittelalterlichen Bayern. Dafür hat der Spieledirektor Josh Sawyer als Geschichte-Nerd viel Zeit in die Recherche investiert und das merkt man dem Spiel an. Von historischen Schriften über die Holzschnitt-Optik bis zum Design der Minigame-Spielkarten wurde alles mit ganz viel Herzblut und Kenntnis gemacht.
Zu Beginn formt man seinen Charakter, Andreas Maler, indem man seine Fähigkeiten und seine Ausbildung wählt. Er kam in das bayrische Dorf, um einen Mordfall aufzuklären. Ein Geistlicher wurde getötet und Maler sucht die Verantwortlichen. Das Adventure spielt in einer Zeit, in der politische und religiöse Interessen aufeinander prallen.
Obwohl mich schlimme Erinnerungen an meine Mittelhochdeutsch-Seminare im Germanistik-Studium einholten, habe ich nach meinen 30 Minuten Spielzeit gewusst, ich will diese Geschichte aufdecken. Die Charaktere sind Interessant und gut geschrieben. Es erinnert mich ein wenig an sehr düstere Land-Krimis, die immer mit dem Kontrast von Idylle und menschlichem Abgrund arbeiten. Das Spiel kommt am 15. November für den Xbox Game Pass.
SpongeBob SquarePants: The Cosmic Shake
Der Erfolg des Remakes von "Battle for Bikini Bottom" hat dafür gesorgt, dass die Wiener von Purple Lamp nun einen ganz eigenen Nachfolger entwickeln durften. Und es fühlt sich zumindest so an, als hätte man sie von der Leine gelassen, denn es ist viel los in "Cosmic Shake". Wenn hier auch nur ein SpongeBob-Fan nicht sofort strahlt, wenn er die Originalsprecher in seiner Sprache hört und die gelungenen Animationen sieht, dann weiß ich auch nicht weiter.
Das Spiel ist ein klassisches Jump & Run, allerdings schlüpft man dieses Mal nur noch in die Rolle von SpongeBob. Er und Patrick haben die Tränen von Meerjungfrauen gefunden und haben sich damit die wildesten Dinge gewünscht. Das hat dazu geführt, dass die Realität aufgebrochen ist und ihre Freunde in verschiedene Welten entführt wurden - Piraten, Cowboys und Halloween. Zusammen mit Patrick, der sich so viele Ballons gewünscht hat, dass er selbst einer wurde und nun freudestrahlend neben SpongeBob durch die Welt schwebt, müssen sie ihre Freunde retten.
Das schöne an diesem Spiel ist, dass es Kinder, Familien und Fans der Serie in allen Altersklassen anspricht. Das Gameplay passt für alle Gruppen, denn es bleibt fordernd, aber Kinder haben auch Spaß damit. Ich bin kein großer SpongeBob-Fan, aber ich habe mal wieder Lust auf einen richtig gut gemachten, freundlichen und gut erzählten Plattformer - und ich glaube, das bekomme ich hier. Ein großes Plus ist, dass Purple Lamp zusammen mit Nickleodeon an der Story gearbeitet hat, damit sich das Spiel anfühlt wie eine eigene Folge SpongeBob. Darauf bin ich gespannt. Ein Release-Datum gibt es noch nicht, kommen wird es für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch.
Fall of Porcupine
Das Adventure mit anthropomorphen, sehr liebevoll gestalteten Figuren zeigt den harten Alltag von Personen, die im Gesundheitssektor arbeiten. Als angehender Arzt Finley muss man die ersten Wochen in einem Krankenhaus durchstehen und die neue Stadt Procupine kennenlernen. Dort sieht man, wie Pfleger*innen völlig erschöpft versuchen, den Betrieb am Laufen zu halten, während das Krankenhaus baufällig ist.
Die Geschichten basieren auf 23 Interviews, die die Entwickler*innen von Buntspecht.Games mit Patient*innen und Personen führten, die im Gesundheitssystem arbeiten. Zunächst wirkt die Spielwelt freundlich, mit hellen Wasserfarben-Illustrationen und entspannender Musik. Schnell wird aber klar, dass hinter dieser Fassade ein echtes Problem behandelt wird, nämlich die Unterfinanzierung und das Ausbeuten des Gesundheitssektors.
Die Interaktionen und Point-and-Click-Passagen werden immer wieder durch kleinere Plattformer-Elemente aufgelockert. Das funktioniert trotz des schweren Themas gut und sorgt für Abwechslung. Bis zum 28. August kann man auf Steam noch die Demo ausprobieren, erscheinen soll es 2023 für PC, Nintendo Switch, Xbox One und PS4.
Brewmaster: Beer Brewing Simulator
Bei Simulatoren gibt es inzwischen kaum noch Lücken, aber Auroch Digital hat eine gefunden: Bierbrauen. Ihre Herangehensweise ist sehr technisch. Daher werden die chemischen Prozesse, die zum Bierbrauen notwendig sind, so authentisch wie möglich wiedergegeben. Für Menschen wie mich, die sich weder mit Chemie noch Bierbrauen (dafür aber Biertrinken) auskennen, funktioniert das aber trotzdem. Ich habe sogar Dinge gelernt.
So leitet das Tutorial Spieler*inne gut an, wie man sein allererstes Bier braut, welche einzelnen Schritte und Zutaten notwendig sind und wie sie miteinander reagieren müssen. So kann man seinen Weg gehen, vom ersten eigenen Bier hin zum Braumeister. Dafür kann man immer neues Equipment und neue Zutaten kaufen, klassische Rezepte ausprobieren oder einfach ein bisschen herumexperimentieren.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieser Simulator, gerade weil er authentisch sein will, sehr entspannend ist. Die Version, die ich gespielt habe, ist noch ein wenig unfertig. Man sieht aber, wo die Reise hingeht. Wenn das Spiel am 29. September erscheint (Steam, Switch, Playstation, Xbox), werde ich jedenfalls sehen, wie weit ich mit meiner digitalen Braukunst komme.
A Webbing Journey
Eigentlich mache ich sowohl im echten als auch im digitalen Leben einen sehr großen Bogen um Spinnen. Die Österreicher von Fire Totem Games haben es aber geschafft, dass ich ihr Spiel trotzdem super finde. Die Spinne ist sehr niedlich und ich kann ihr sofort einen kleinen Hut aufsetzen. Das ist dann abstrakt genug, um mein inneres Grauen zu überwinden. Dafür allein spreche ich ihnen schon ein Lob aus.
Das Spiel selbst ist ein sehr buntes, Comic-3D-Jump-and-Run mit Puzzle-Elementen. Mit seinem Spinnennetz schwingt man sich durchs Geäst, baut durch geschickt gewebte Netze Brücken oder hilft anderen freundlichen Spinnen und Insekten dabei, Dinge einzusammeln - etwa Pollen, um Honig zu machen. Das klingt zwar simpel, ist aber wirklich sehr unterhaltsam.
Erscheinen wird es für PC/Mac/Linux und die Nintendo Switch - und insbesondere auf der Handheld-Konsole kann ich mir das Game sehr gut vorstellen, da es ein idealer Zeitvertreib für längere Reisen ist. Ein genaues Datum gibt es noch nicht, geplant ist es aber für Anfang 2023. Die Demo ist aktuell auf Steam verfügbar.
The Last Case of Benedict Fox
Auch wenn ich mich beim Anspielen nicht besonders geschickt angestellt habe, hat mich die düstere, gruselige Stimmung des Spiels sofort in seinen Bann gezogen. Als Detektiv Benedict Fox erkunden wir eine "lovecraftige" Villa, Schattenwelten und Geheimkulte. Der 2D-Plattformer ist ein Metroidvania. Das muss man natürlich mögen, aber für mich hat das Setting gut funktioniert und ich möchte mehr über diese unheimliche Welt erfahren.
Wie man das vom Genre gewohnt ist, muss man Gegner besiegen und die Kämpfe sind (zumindest für mich) nicht einfach zu meistern. Die mächtige Waffe hat nur einen Schuss, der dann wieder durch Nahkampf aufgeladen wird. So muss man sich durch Blocken, Dolchstöße und Schießen gegen Dämonen behaupten. Das erfordert gutes Timing.
Da ich viele Stunden Hollow Knight gespielt habe, kann ich mal behaupten, das lässt sich recht schnell lernen - zum Meistern dauert es länger. Ich freue mich auf das Spiel, weil mir das unheimliche Setting, insbesondere durch die dichte Atmosphäre und guten Sprecher, zusagt. Außerdem werden zuhause nicht 10 Leute hinter mir stehen, die sehen, wie ich erst mal 2 Minuten in die falsche Richtung gehe und dann an den ersten Gegnern, einer beißenden Tür und einem klebrigen Todessumpf, scheitere. Ab dem 2. Quartal 2023 soll es für PC, Xbox One und Xbox Series X/S erscheinen.
Terra Nil
Dieses Aufbauspiel ist eigentlich ein Abbauspiel - denn es geht darum, die vom Menschen verseuchte Welt wieder Grün zu machen. Dafür müssen erst Gebäude und Maschinen gebaut werden, die ein neues Ökosystem erschaffen. Danach werden diese wieder recycelt, damit nur noch die Natur vorhanden ist.
Die Demo für Terra Nil haben einige vielleicht schon vor ein paar Monaten ausprobiert. Ich hatte sie installiert, kam aber einfach nicht zum Spielen. Umso besser also, dass ich auf der Gamescom dafür eine halbe Stunde Zeit hatte. Das Konzept gefällt mir sehr gut, nicht nur weil "Terra Nil" eine offensichtlich gute Prämisse hat, sondern weil sie einem meiner liebsten Genres einen cleveren Twist gibt.
Einfach ist das Game aber nicht. Man muss gut planen, um die gesamte Karte zu 100 Prozent ergrünen zu lassen. Das bedeutet, man muss von vorneherein überlegen, was man zu welchem Zeitpunkt an welcher Stelle platziert. Denn die Bauressourcen gehen schnell zur Neige und daher ist effiziente Planung der Schlüssel zum Erfolg. Wann es erscheint ist noch unbekannt, die Demo kann man auf Steam (PC) aber weiterhin herunterladen. Für andere Plattformen wurde es noch nicht angekündigt.
Generell kann ich jedem nur empfehlen, bis zum 28. August die Gamescom-Demos auf Steam anzusehen. Insbesondere unter der Masse an Indie-Titeln sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Damit dieser Artikel irgendwann ein Ende findet, muss ich spannende Spiele wie "Endling - Extinction is forever", "The Wandering Village", "You Suck At Parking", "The Faboulous Fear Machine", "How to Say Goodbye" und "The Wreck" auslassen.
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