Es hatte immer wieder den Anschein, Nordkorea würde sich technologischen Innovationen öffnen, der Staat achtete dabei aber stets auf strikte Zensur
Es hatte immer wieder den Anschein, Nordkorea würde sich technologischen Innovationen öffnen, der Staat achtete dabei aber stets auf strikte Zensur
© REUTERS/DENIS BALIBOUSE

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Reddit-Nutzer spielt Pokemon Go in Nordkorea

Pokémon Go hat sich zu einem weltweiten Phänomen entwickelt, doch in einigen Regionen ist es nach wie vor nicht offiziell verfügbar. Eines jener Länder, in denen es wohl nie offiziell verfügbar sein wird, ist Nordkorea. Die Diktatur in Ostasien galt nie als Technologie-freundlich, doch in den vergangenen Jahren scheint man sich geöffnet zu haben. So bietet Nordkorea mittlerweile eigene Smartphones, Tablets und Betriebssysteme an und bietet rund 2,5 Millionen Nordkoreanern Zugang zum heimischen Mobilfunknetz - Zensur inklusive.

Ein neugieriger Reddit-Nutzer wollte daraufhin herausfinden, ob es auch möglich ist, Pokémon Go in Nordkorea zu spielen. Statt in das Land zu reisen, griff er allerdings auf einen sogenannten GPS-Spoofer zurück. Dieser ermöglicht es, den eigenen Standort vorzutäuschen und so an Orte zu reisen, die nur schwer erreichbar wären. Das machen sich unter anderem Bots zunutze. Bei seiner Reise zum Triumphbogen nach Pjöngjang offenbarte sich allerdings ein ernüchterndes Bild. Die Kartendaten sind zwar verfügbar, allerdings gibt es derzeit weder PokéStops noch Arenen oder Pokémon in Nordkorea.

Schwaches Netz und GPS-Empfang

Daran änderte auch das Einsetzen von Rauch, der Pokémon anlocken soll, nichts. Lediglich die Starter-Pokémon ließen sich beim Anlegen des Accounts fangen, danach war Schluss. Berichte, wonach es eine Arena in der demilitarisierten Zone gibt, konnte der Reddit-Nutzer ebenfalls nicht bestätigen. Diese wurde offenbar bereits entfernt - wohl auch, weil sie nur schwer erreichbar ist und dies gegen Richtlinien für PokéStops und Arenen verstößt, die öffentlich zugänglich sein müssen.

Ohnedies wäre das Spielen von Pokémon Go in Nordkorea technisch schwierig. Obwohl 94 Prozent der Bevölkerung theoretisch Zugang zum Mobilfunknetz hätten, deckt das Netz lediglich 14 Prozent Nordkoreas ab. Zudem blockiert Nordkorea GPS-Signale nahe der Grenze - eine Maßnahme, die von Südkorea heftig kritisiert wurde, da auch der zivile Luft- und Schiffverkehr davon betroffen sind.

Südkorea streitet mit Google

Kurioserweise ist das Spiel im Nachbarland Südkorea ebenfalls noch nicht offiziell verfügbar. Grund dafür sind Sicherheitsbedenken. Nicht etwa wegen möglicher Unfälle und Stampeden im Gaming-verrückten Land, sondern aufgrund des anhaltenden Konflikts mit Nordkorea. Um zu verhindern, dass dem verfeindeten Nachbarn Informationen über Militäranlagen und Regierungsgebäude in die Hände fallen, wird der öffentliche Zugang zu Kartendaten eingeschränkt.

Ein Problem, mit dem auch Google zu kämpfen hat. So kann der Konzern beispielsweise nur stark eingeschränkte Kartendaten über Google Maps anbieten und hat die Navigation vorerst deaktiviert. Selbst in Nordkorea kann bereits mit Google Maps navigiert werden. Da Pokémon Go zum Großteil auf Kartendaten aus Google Maps basiert, lässt sich daher auch das Augmented-Reality-Spiel nur schwer in Südkorea umsetzen. Nur in einigen Regionen im Nordosten, nahe der demilitarisierten Zone, lassen sich aufgrund eines technischen Fehlers aber dennoch Pokémon fangen. Mittlerweile nehmen zahlreiche Pokémon-Fans die fast vier Stunden lange Reise von Seoul auf sich, um Pokémon Go spielen zu können. Einige Reiseagenturen bieten sogar gezielt Bustouren für Pokémon-Fans in diese Region an. Das Spiel wurde mittlerweile mehr als 410.000 Mal in Südkorea heruntergeladen.

Google drängte bereits im Juni auf eine Lockerung der nationalen Sicherheitsgesetze, doch die südkoreanische Regierung fordert, dass Google auch im Ausland sensible Standorte, wie beispielsweise die Residenz des Staatspräsidenten, in den Satellitenaufnahmen ausblendet. Google verweigert das jedoch. Südkorea wollte ursprünglich eine Entscheidung bis zum 25. August treffen, nun hat man die Entscheidung jedoch auf den 23. November vertagt. Man wolle eine "vorsichtige Entscheidung" treffen.

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