Meinung

Das iPhone kann gar nicht zu teuer sein

Wenn Apple zur Präsentation seiner neuen Produkte einlädt, dann wird nicht mit Superlativen gegeizt: Das neue Xs ist in vielen Punkten „das beste iPhone, das es jemals gegeben hat“, wie CEO Tim Cook mehrmals betonte. Klingt beeindruckend, heißt aber im Endeffekt nichts anderes als: Das neue iPhone ist besser als der Vorgänger – nonaned, eine Verschlechterung wäre ja auch nicht zielführend. Bei näherer Betrachtung hingegen bleiben die Wow-Effekte während der Präsentation eher aus, wirklich bombastisch wirkt am darauffolgenden Tag nur der Preis: Für die teuerste Version des iPhone Xs Max sollen Kunden 1649 Euro auf den Tisch legen. 

Es gibt Leute, denen das nicht zu teuer ist – ganz im Gegenteil. Warren Buffett, der selbst in Apple-Aktien investiert hat, meinte zuletzt, dass 1000 Dollar für ein iPhone noch ein viel zu niedriger Preis sei. Denn man müsse den Wert eines Produkts daran messen, welche Bedeutung es im Leben der Menschen hat, und das iPhone begleitet uns durch den gesamten Tag. Nun ist Warren Buffett zugegebenermaßen nicht repräsentativ, da er selbst kein Smartphone hat und auf einem Vermögen von 88,7 Milliarden US-Dollar sitzt. Doch seine Gedanken sind nicht so abwegig: Denn erstens geht es um den Wert, den die Kunden selbst dem Produkt zuschreiben. Und zweitens um den Wert, den andere ihm zuschreiben. Mit anderen Worten: Es geht um Statussymbole.

So hat jüngst eine Studie des National Bureau of Economic Research in den USA ergeben, dass Besitzer eines iPhones mit einer Wahrscheinlichkeit von 69,1 Prozent dem obersten Viertel der Einkommensverteilung angehören, also gemeinhin als „reich“ gelten. Wer also ein hohes Einkommen hat, der zahlt den Preis für das teuerste Smartphone der Welt einfach aus der Portokasse. Andere wiederum sind zwar nicht reich, gönnen sich aber gerne dieses Stück Luxus und Design für einen höheren Preis. Denn immerhin ist es in kaum einer Produktkategorie so leicht, in der obersten Liga mit zu spielen: Zwischen Top-Modell und Mittelklasse ist der Preisunterschied bei Smartphones deutlich kleiner als zum Beispiel zwischen einem Tesla Roadster und einem Kleinwagen. 

So weit, so gut für Apple. Doch es bilden sich Risse in den Mauern des Marketing-Schlösschens. Denn nicht nur Apple, sondern auch die asiatische Konkurrenz bringt zunehmend extrem hochpreisige Produkte auf den Markt, die den Apple-Produkten auch technisch um nichts nachstehen. Andere Menschen wiederum legen Wert auf ein ausgeglichenes Preis-Leistungs-Verhältnis, sie werden um die neuen Geräte aus Cupertino einen großen Bogen machen und lieber zu einem gut ausgestatteten Mittelklasse-Modell greifen. 

Und diese Gruppe jener, die Handys nicht als Statussymbol sehen, könnte in Zukunft weiter wachsen – das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit, denn im Jahr 1992 waren der US-Studie zufolge nicht Handys oder Computer die größten Statussymbole. Sondern die Tatsache, dass man einen Geschirrspüler besaß. Das ist heute derart unvorstellbar, dass auch das folgende Szenario für die Zukunft fast schon utopisch klingt: Dass nicht mehr iPhones, Computer oder Haushaltsgeräte als Statussymbole gelten. Sondern die Frage, ob man über genug Zeit und Gelassenheit verfügt, um diese auch zu genießen.

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Stefan Mey

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