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© APA/AFP/DAMIEN MEYER / DAMIEN MEYER

Netzpolitik

Signal und Threema wollen Daten nicht mit WhatsApp austauschen

Das EU-Parlament hat diese Woche das Gesetz über digitale Märkte (DMA), den Digital Markets Act, final beschlossen. Dieses Gesetz soll dazu dienen, die Marktmacht großer Konzerne wie Facebook oder Google zu beschränken. Im Zuge dieses Gesetzes ist vorgesehen, dass sich große Messenger-Dienste wie WhatsApp öffnen und eine Interoperabilität zulassen müssen. Das bedeutet, dass auch Nachrichten von anderen Messenger empfangen und gelesen werden können.

Doch offenbar wurde dieses Vorhaben nicht zu Ende gedacht, denn offenbar lehnen „kleinere“ Messenger wie Signal oder Threema diese Pläne ab. Die Signal Stiftung, die den privaten Messenger Signal betreibt, sieht in der Interoperabilität eine „Gefahr für die eigenen Datenschutz-Standards“.

Signal fürchtet einen zu großen Zugriff auf Daten

„Das Ziel von Signal ist es, private und sichere Kommunikation für alle und jeden bereitzustellen. Die Zusammenarbeit mit iMessage und WhatsApp würde letztendlich die Privatsphäre von Signal und seinen Benutzer*innen verschlechtern“, heißt es in einem Statement. Andere Apps wie WhatsApp, die nicht die gleichen Datenschutzstandards wie Signal haben, würden Zugriff auf große Mengen von Daten von Nutzer*innen erhalten, heißt es.

Das betrifft etwa Metadaten. Während Signal selbst keine erhebt, sind das bei WhatsApp ziemlich viele. „Diese Daten könnten dann auf eine Weise verwendet oder verkauft werden, die nicht mit der Mission und den Werten von Signal übereinstimmt“, so die Signal Foundation. Bei Signal werden alle Daten standardmäßig verschlüsselt.

Threema sieht Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Gefahr

Auch der kleine Schweizer Messenger Threema spricht sich gegen die geplante Interoperabilität aus und zwar mit folgender Begründung: Eine durchgängige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei der Interoperabilität sei derzeit nicht möglich, weil die Nachrichten beim Übergang zu einem anderen Messenger entschlüsselt werden müssten. Zudem würden andere Messenger dadurch an Identitäten von Nutzer*innen gelangen, die sie bisher gar nicht haben. Dadurch würde am Ende erst recht wieder die Marktmacht der Großen gestärkt, heißt es in einem Bericht von netzpolitik.org.

Diese Reaktionen zeigen, dass die Rechnung dieser Pläne für die „großen“ Messenger-Dienste wohl ohne die „kleinen“ gemacht worden ist. Denn diese sind nicht verpflichtet, mitzumachen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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