Unterseekabel werden mit speziellen Schiffen verlegt

Unterseekabel werden mit speziellen Schiffen verlegt

© Tvabutzku1234/Wikimedia Commons

Netzpolitik

EU will mit neuem Unterseekabel Russland umgehen

Die EU plant ein neues Unterseekabel zum Datentransfer zu verlegen. Dies berichtet die Financial Times und beruft sich auf ein Strategiepapier der EU-Kommission, welches bisher noch nicht veröffentlicht wurde.

Das Kabel soll im Schwarzen Meer verlaufen und die Internetverbindung nach Georgien verbessern. Georgien hat am 3. März 2022 den Antrag auf die EU-Mitgliedschaft gestellt. Georgien hat keine Landgrenze zur EU: Im Norden ist Russland, im Süden die Türkei und im Westen das Schwarze Meer.

Bisherige Kabel führen durch Russland

Die Festnetzstruktur nach Georgien verläuft derzeit großteils über terrestrische Glasfaserverbindungen durch Russland. Schon bevor Russland die Ukraine 2022 überfallen hat, haben die EU und Georgien 2021 über ein solches Unterseekabel geredet. Durch Russlands Angriffskrieg habe das Projekt jetzt eine höhere Priorität erhalten. Laut dem Strategiepapier sorgt sich die EU-Kommission, weil man aufgrund der Kabellandverbindung nach Georgien zu sehr von Russland abhängig sei. Die EU-Kommission und Georgien halten diese Verbindung für „unsicher“ und „instabil“.

Das Kabel durch das Schwarze Meer soll durch internationale Gewässer gelegt werden. Es wird 1.100 Kilometer lang sein und 45 Millionen Euro kosten. Die Europäische Investitionsbank würde 20 Millionen Euro der Baukosten, in der Form von Förderungen, übernehmen. Wer den Rest bezahlt und wann mit dem Bau begonnen werden soll, ist noch nicht bekannt.

Ein möglicher Kandidat könnte Vodafone sein, berichtet die Financial Times. Der britische Mobilfunker soll unter dem Projektnamen „Kardessa“ eine Kabeltrasse prüfen, die durch das Schwarze Meer die Ukraine mit Bulgarien, der Türkei und Georgien verbindet. Auf dem Landweg soll die Glasfaserleitung weiter durch Armenien und Kasachstan führen, bis ins weitere Asien.

Stromkabel für Windenergie

Die neue Internetleitung ist nicht das einzige Kabel, dass die EU im Schwarzen Meer verlegen will. Ende 2022 wurde ein Projekt für eine Stromleitung angekündigt, die von Rumänien im Schwarzen Meer zu Georgien verläuft und von dort zu dessen Nachbarland im Osten, Aserbaidschan.

Das soll nicht nur Georgien ans europäische Stromnetz anschließen, sondern auch das Importieren von Strom aus erneuerbaren Eneriequellen erlauben. Aserbaidschan hat angekündigt, eine Milliarde US-Dollar in den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen zu stecken. Neben Photovoltaik-Anlagen sollen vor allem Offshare-Windanlagen im Kaspischen Meer errichtet werden.

Spionage und Sabotage

Die Verlegung von Unterseestrom- und -Internetkabeln würde Russland Druckmittel nehmen, den Datenverkehr oder Energielieferungen nach Georgien oder mit der EU-befreundeten Ländern zu unterbrechen. Unmöglich macht es das aber nicht.

In den vergangenen Jahren haben Manipulation und Sabotage von Unterseekabeln stark zugenommen. Russland, China und die USA haben dazu eigene Schiffe und U-Boote in ihrer Flotte. Laut Analyst*innen würden derzeit 99 Prozent des internationalen Internetverkehrs über insgesamt 500 Unterseekabel laufen.

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