FILE PHOTO: Illustration picture of e-commerce platform Temu
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Netzpolitik

Klage gegen Temu: App ist "gefährliche Malware"

Mit billigen Produkten aus China hat die Shopping-App Temu weltweit großen Erfolg. Bedenken zu Geschäftspraktiken und Cybersicherheit gibt es aber schon länger. Nun wird PDD Holdings, das Betreiberunternehmen hinter Temu, in den USA geklagt, wie Ars Technica berichtet. Der Staatsanwalt des Bundesstaates Arkansas, Tim Griffin, bezeichnet Temu in der Klage als "gefährliche Schadsoftware", die verschleiert große Mengen an Daten von Nutzerinnen und Nutzern zu Geld mache.

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Vorgänge in anderen Shopping-Apps tracken

In seiner Klage stützt sich Griffin auf einen Bericht von Grizzly Research, einer Firma, die sich auf die genaue Analyse von börsennotierten Unternehmen spezialisiert hat. Die Temu-App wird darin bezichtigt, ein hinterhältiges Design aufzuweisen, das darauf ausgelegt sei, umfassenden Zugriff auf Smartphone-Kamera, Ortsdaten, Kontakte, Textnachrichten, Dokumente und andere Apps zu erlangen. Der App sei es etwa möglich, Vorgänge in anderen Shopping-Apps zu verfolgen.

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Ohne Datenverkauf längst pleite

Laut Griffin ziele die Datensammlung darauf ab, zusätzliches Einkommen zu erzielen. Ohne die Einnahmen am Datenverkauf an Dritte wäre Temu längst pleite, ist Grizzly Research überzeugt. Das Unternehmen bezeichnet die Temu-App als "Spyware", die die nationale Sicherheit der USA gefährde.

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Schlimmer als blockierte App Pinduoduo

Die Temu-App sei eine fortschrittlichere Version von Pinduoduo. Diese App von PDD Holdings ist quasi das Vorbild für Temu, sie wurde allerdings von Apple und Google wegen Sicherheitsbedenken aus den jeweiligen App Stores geworfen. Die Temu-App gehe geschickter vor, sie werde aber von den selben Personen organisiert und programmiert, die schon an Pinduoduo gearbeitet hätten.

PDD Holdings bestreitet Vorwürfe

Wegen Sicherheitsbedenken rund um Pinduoduo und dem Verdacht, unter staatlichem Einfluss zu stehen, hat PDD Holdings seinen Firmensitz von China nach Irland verlegt. Die Anschuldigungen seitens des Staatsanwaltes von Arkansas seien "total unbegründet", teilt das Unternehmen mit. "Die Vorwürfe basieren auf Falschinformationen, die online zirkulieren." PDD Holdings werde sich "energisch" gegen die Vorwürfe verteidigen.

Erfolg macht Amazon Sorgen

Temu wurde alleine im Mai weltweit 52 Mal heruntergeladen und stellt damit sogar die Amazon-App in den Schatten. Der Marktführer im Online-Handel reagiert nun darauf und will Geschäftspraktiken von Billig-Shops wie Temu, Shein oder AliExpress kopieren, u.a. durch ein Direktversandmodell, bei dem Amazon nur als Vermittler zwischen Kundinnen und Kunden und kleineren Händlern auftritt und nicht selbst Produkte verschickt. Lieferzeiten würden dadurch länger werden, die Preise könnten so aber sinken.

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