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Netzpolitik

Welche Daten TikTok nach China fließen lässt

In den USA und Kanada müssen Regierungsbeschäftigte die chinesische Social-Media-App TikTok wegen Sicherheitsbedenken von ihren Dienstgeräten löschen. Auch die EU-Kommission verbietet TikTok auf Diensthandys.

Aus dem Bundeskanzleramt heißt es auf die futurezone-Anfrage, ob auch hierzulande ein Verbot im Raum steht: „Die Gefahrenlage und Handhabung wird derzeit vom Innenministerium geprüft. Wir erwarten die Ergebnisse in den nächsten Tagen bzw. nächste Woche.“

Spionageverdacht, der immer wieder dementiert wird

Doch was steckt hinter den Sicherheitsbedenken? Spionageverdacht. TikTok steht seit geraumer Zeit in Verdacht, dass Daten von europäischen oder amerikanischen Nutzer*innen nach China übertragen werden und dass es dort Zugriffsmöglichkeiten vom chinesischen Staat geben könnte. Die TikTok-Eigentümerin Bytedance selbst dementiert diese Vorwürfe. Laut Angaben von TikTok würden die Datenzentren „vollständig außerhalb Chinas“ liegen. Allerdings hat TikTok bereits 2020 zugegeben, dass auch chinesische Mitarbeiter*innen Zugriff auf Daten aus der EU und USA haben.

Recherchen von Buzzfeed zufolge, die sich auf Aufzeichnungen interner Meetings bei TikTok stützen, soll es auch eine Hintertür in der App geben, die Zugriff auf „alles“ ermöglicht. Mitarbeiter*innen der Sicherheitsabteilung sollen in den Meetings gesagt haben, dass „China alles sehe“ und dass es einen „Master-Administrator“ gebe, der in Peking sitze.

Bestimmte Tools hätten Funktionen, „von denen niemand weiß, wofür sie bestimmt sind“, hieß es in den aufgezeichneten Meetings, auf die sich Buzzfeed stützt. Diese stammen aus dem Jahr 2021. Zudem wurde vergangenes Jahr bekannt, dass von chinesischen Mitarbeiter*innen auf Daten von US-Journalist*innen zugegriffen worden war.

TikTok legte laut Jugend-Internet-Monitor 2020 am meisten zu

TikTok muss in Kanada, USA und der EU-Kommission von den Diensthandys verschwinden

Kontakdaten können Verflechtungen aufzeigen

Doch von was für Daten sprechen wir eigentlich? Einerseits geht es um die Kurzvideos, die mit der App aufgezeichnet werden können. Hier geht es neben den Inhalten auch um jede Menge Gesichter und sonstige biometrische Merkmale, die spannend sein könnten. Da viele Nutzer*innen diese aber sowieso öffentlich stellen, sind es vor allem die Metadaten, die für den Konzern spannend sein könnten.

Ähnlich wie bei Facebook oder anderen Social-Media-Diensten geht darum, dass Nutzer*innen ihre Kontaktbücher mit der chinesischen App teilen, sowie ihre Instagram-Accounts mit der App verknüpfen. Dadurch weiß TikTok auch, welche Handynummer und welche E-Mail-Adresse in den Kontaktdaten gespeichert werden, wer welche und wieviele Instagram-Follower*innen hat und kann so ein Netzwerk von Kontakten einzelner Nutzer*innen aufbauen. Derartige Verbindungen zeigen häufig viel mehr, als die Videos selbst. Es werden Verflechtungen und Netzwerke sichtbar.

Viele Nutzer*innen geben die Kontaktdaten mit der App frei, weil sie dazu gleich nach der Anmeldung aufgefordert werden. In diesem Stadium möchten viele sehen, wer die App außer ihnen sonst noch nutzt. Das ist nicht empfehlenswert, lässt sich aber auch im Nachhinein abdrehen.

Bytedance betont, dass die Kontaktdaten sofort nach dem Abgleich mit den Kontaktdaten am privaten Telefon wieder gelöscht werden und nur die Beziehung zwischen den TikTok-Konten, nicht aber die Kontaktdaten selbst behalten werden. Überprüfen lässt sich das freilich nicht.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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