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Eine Nacht im selbstdenkenden Smart Home von Loxone

„Wir dachten, es muss doch auch einfach, klug und doch erschwinglich gehen. Wir wollten, dass nachts am Bett das Licht angeht, wenn man mal raus muss – ohne, dass man lange nach Schaltern tastet. Wir wollten, dass dann auch die Heizung mitdenkt und dort selber runterfährt, wenn es warm genug ist“, sagt Martin Öller, CEO und Gründer von Loxone.

Das oberösterreichische Unternehmen, das seit 2009 Smart-Home-Gesamtlösungen am Markt anbietet, hat vor eineinhalb Jahren in der Mühlviertler Gemeinde Kollerschlag, in der sich auch die Firmenzentrale befindet, einen „Showroom“ eingerichtet, in dem man auch übernachten kann. Die futurezone hat sich das „Showhome“ auf Einladung von Loxone eine Nacht lang angesehen.

Festbeleuchtung statt gedimmtes Licht

Dass nachts automatisch das Licht angeht, erweist sich bei unserem Besuch nicht von Vorteil. Einerseits ist der Nachtmodus verstellt und das Licht nicht dezent und gedimmt, sondern auf einen hellorangenen Leuchtton eingestellt. Andererseits geht diese „Festbeleuchtung“ schon dann automatisch an, wenn man sich zu nahe an den Rand des Bettes bewegt, oder die Decke auf einer Seite herabhing.

Beides sind keine Fehler, die sich in einem smarten Eigenheim nicht völlig unproblematisch lösen ließen. Die Lichtsteuerung kann man bei sich zu Hause genauso einstellen, wie man es sich selbst wünscht: Ob blaues, violettes oder beruhigendes, grünes Licht – alles ist möglich. Auch die Reaktion des Lichtes kann so koordiniert werden, dass die Sensoren nur dann anspringen, wenn man die Füße auf dem Boden aufsetzt.

Fremdbestimmung

Dieses Erlebnis zeigt aber gleich recht schön eines der großen Themen bei der Einrichtung eines Smart Home auf: Wie viel passiert automatisiert und fremdbestimmt, wie viel kann der Bewohner selbst entscheiden? Zu viel Fremdbestimmung mag keiner. So ist es ärgerlich, dass wir den Nachtmodus leider nicht erfolgreich selbst verändern können – ebenso wenig wie die Temperatur des Raumes.

Beim Showroom in Kollerschlag wurde laut Öller seit seiner Einführung vor rund 1,5 Jahren allerdings bereits sehr viel verändert. Früher wurde in jedem Raum automatisch Musik abgespielt, wenn man ihn betreten hatte. Bei unserem Besuch hingegen ist es leise, als wir das Schlafzimmer namens „Oichkatzl“ zum ersten Mal besuchen. Die Jalousien sind fest verschlossen, das Licht geht automatisch an und lässt sich mit einem einfachen Klick problemlos regulieren.

Touch-Taster in allen Räumen

Das Besondere am Wohnen im Smart Home von Loxone ist nämlich der Touch-Taster. Ein Dreifach-Klick auf den Taster, der wahlweise aus Glas oder Kunststoff erhältlich ist, schickt das gesamte Zimmer – inklusive Musik, Jalousien und Licht in den Schlaf-Modus. Ein Doppelklick auf ein bestimmtes Eck steuert Jalousien, Musik oder Licht jeweils einzeln. Dieses Konzept funktioniert in allen Zimmern so, auch etwa in der großzügig gestalteten Lounge des Showhomes.

Neben einem stilsicheren Koch- und Essbereich gibt es dort einen Wasserdampfkamin sowie verschiedene Lichtstimmungen zur Auswahl. Weil die Lounge so groß ist, und man nicht aufstehen mag, wenn man gerade gemütlich auf der Couch sitzt, gibt es zusätzlich zum Touch-Taster eine Fernbedienung für die Musik- und Lichtsteuerung. Als wir den TV eingeschalten, geht automatisch die Musik aus und das Licht verändert sich.

Doch auch hier überkommt uns das Gefühl der Fremdbestimmtheit relativ rasch. Nach fünf Minuten schaltet sich das Licht nämlich plötzlich ganz ab und wir sitzen im Dunklen. „Genau das darf eigentlich nicht passieren“, erklärt Öller im Gespräch mit der futurezone. „Dieser Parameter, wie lang das Licht ohne erkennbare Bewegung brennen soll, kann in der Regel auch vom Bewohner eingestellt werden. Normalerweise beträgt er eine Stunde“, sagt der CEO von Loxone.

Das klingt zwar schön, zeigt aber, dass auch die Gesamtlösung von Loxone, wie bisher fast jede Smart-Home-Lösung am Markt, auch ein paar Nachteile hat: Es funktioniert nicht immer alles so, wie man will. Oft lässt sich auch gar nicht erklären, warum eigentlich. Das hinterlässt bei Bewohnern ein Gefühl, von der Technik kontrolliert zu werden, auch wenn es gar nicht so ist.

Privatsphäre-Schutz als Asset

Bei Loxone ist es etwa so, dass das Unternehmen eine beispielhafte Datenschutz-Philosophie verfolgt: „Mein Haus, meine Daten“, heißt es seitens des Anbieters. Die Einstellungen, die Bewohner tätigen, bleiben da, wo sie getätigt werden: zu Hause, gespeichert in einem kleinen, grünen Mini-Server. Sie werden an keine externe Cloud geschickt. Davon kriegt man im Showhome per se erst einmal weniger mit.

Während die Einstellungen im Schlafzimmer während unseres Besuchs nur teilweise funktionieren, überzeugen die gemütliche Lounge und die Küche mit einer angenehmen Jazz-Hintergrundmusik aus den in der Decke verbauten Speakerboxen und smarten Steuerung der Jalousien, auch bei einzelnen Fenstern. Die Anwendung des Touch-Interfaces ist einfach und jeder Knopfdruck tut das, was er soll. Das selbstdenkende Haus wirkt im Lounge-Bereich „gut eingestellt“. Es sorgt automatisch für Frischluft und angenehme Temperaturen. Verlassen wir den Raum, gehen automatisch alle Lichter aus. Genauso, wie es eigentlich sein sollte.

Fazit

Ein Testbesuch für eine Nacht ist nicht wirklich ausreichend, um die Funktionalität im Alltag beurteilen zu können. Doch er reicht aus, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, ob eine (teil)automatisierte Gesamtlösung aus Licht, Alarm, Energie, Musik und Lichtsteuerung etwas für einen ist, oder ob man lieber auch in Zukunft alle Handgriffe selbst erledigen möchte.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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