Google Maps for New York
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Mit welchen Tricks Google versuchte, an Standortdaten zu kommen

Nicht einmal die zuständigen Google-Manager wussten, wie man das Sammeln von Standortdaten deaktivieren konnte, sodass das Unternehmen tatsächlich keine Standortdaten von den einzelnen User*innen erhält.

Google habe die Menüs zum Einstellen der Standortdatenverwaltung in verschachtelten Untermenüs versteckt und LG sowie andere Smartphone-Hersteller dazu aufgefordert, entsprechend prominent platzierte Menüs zu verbergen.

Standort privat halten, war nahezu unmöglich

Das geht aus Dokumenten hervor, die im Zuge eines Rechtsstreits öffentlich wurden. Im US-Bundesstaat Arizona wurde Google verklagt, weil vermutet wurde, dass auch dann noch Standortdaten der User*innen gesammelt werden, wenn sie die entsprechende Opt-Out-Option aktiviert haben.

Jack Menzel, ein ehemaliger führender Manager, der für Google Maps zuständig war, gab zu Protokoll, dass es für User*innen praktisch unmöglich war, die Heim- beziehungsweise Arbeitsadresse zu verbergen. Die einzige Möglichkeit, diese Informationen privat zu halten, sei gewesen, absichtlich eine falsche Adresse für sein Zuhause beziehungsweise seine Arbeitsstätte anzugeben.

FILE PHOTO: The Google Maps app logo is seen on a smartphone in this illustration

Jen Chai, ein leitender Manager, der für Location-Services zuständig ist, gab vor Gericht an, dass er selbst nicht genau wusste, wie das komplexe Netz der Google-Privatsphäreeinstellungen mit den Location-Services interagierte.

Google wollte keine Medienberichte darüber

Darüber hinaus habe Google bei allen Drittanbieteer-Apps, die auf Standortdaten zugreifen, mitgelesen. Demnach war es nicht möglich, einer Smartphone-App den Zugriff auf den Standort zu gewähren, ohne dass Google den Standort ebenso erhält.

Wie aus internen Mails hervorgeht, war sich Google dieser Problematik durchaus bewusst und wollte nicht, dass die fragwürdigen Praktiken an die Öffentlichkeit gelangen. "Das ist etwas, was wir nicht auf der Titelseite der New York Times lesen wollen", war laut den Gerichtsdokumenten in einem internen Mail zu lesen.

Als Google seinen Android-User*innen bessere Möglichkeiten gab, die Privatsphäre-Einstellungen aufzufinden, hätten die Nutzer*innen angeblich das Datensammeln entsprechend oft eingeschränkt. Das betrachtete man bei Google als "Problem". Also beschloss man, diese Einstellungsmöglichkeiten in verschachtelten Untermenüs zu verstecken.

Android 12 soll bessere Privatsphäreeinstellungen bekommen

Aus welcher Zeit die Konversationen und Praktiken genau stammen, geht aus dem Artikel von Businessinsider, in dem über die Gerichtsdokumente berichtet wird, nicht hervor. Ebenso wenig gibt es Aufschluss darüber, in welcher Form Google die Vorgehensweise bei der Sammlung von Standortdaten geändert hat und wie aktuell damit umgegangen wird.

Im kommenden Android 12 soll es jedenfalls verbesserte Privatsphäreeinstellungen geben. So soll etwa auf einem Privacy Dashboard auf einen Blick ersichtlich sein, wann welche App etwa auf Mikrofon, Kamera oder GPS zugegriffen hat.

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