
HoverAir X1 Pro Max im Test: Fliegender Selfie-Stick wird erwachsen
Vor gut einem Jahr brachte das chinesische Unternehmen Zero Zero Robotics die Hoverair X1 auf den Markt. Die Mini-Drohne ist eine Drohne für alle, denen das Fliegen mit Drohnen eigentlich zu kompliziert ist.
Das kompakte Fluggerät erfordert keine besonderen Kenntnisse und filmt Besitzerin und Besitzer vollautomatisch. Wahlweise verfolgt sie einen beim Laufen, fliegt im Kreis um einen herum oder macht beeindruckende Vogelperspektiven-Aufnahmen. Dabei ist sie so kompakt, dass sie in so gut wie jede Jackentasche passt.
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Mit der Hoverair X1 Pro und Hoverair X1 Pro Max kamen im Herbst 2024 die Nachfolger der X1 auf den Markt. Sie behalten das ursprüngliche Prinzip der Selfie-Drohne bei, machen aus dem Fluggerät aber eine vollwertige Drohne. Ich habe die Hoverair X1 Pro Max getestet.
Darf ich mit der Hoverair X1 Pro Max in Österreich einfach so fliegen?
tl;dr: Nein, man muss sich als Betreiber registrieren (32,40 Euro für 3 Jahre) und die Drohne dafür versichern (rund 30 Euro pro Jahr). Außerdem muss man Flugverbotszonen einhalten.
Ausführliche Erklärung: Obwohl die HoverAir X1 aufgrund ihres geringen Gewichts von 192,5 Gramm in die Kategorie C0 fällt, muss man sich als Betreiber (also Nutzer) in Österreich bei der Austro Control registrieren. Grund dafür ist, dass die Drohne über eine Kamera verfügt. Die Registrierung kostet momentan 39,60 Euro und ist für 3 Jahre gültig. Die Registriernummer muss man dann zudem sichtbar an der Hoverair anbringen.
Das ist aber noch nicht alles. Um sich als Betreiber registrieren zu können, ist eine Haftpflichtversicherung notwendig. Die Deckungssumme der Versicherung muss mindestens 750.000 betragen. Je nach Anbieter muss man hier mit Kosten ab 30 Euro pro Jahr rechnen.
Zudem muss man beachten, wo man überhaupt fliegen darf. Am einfachsten ist es, sich hierfür die ÖAMTC-App Drohnen-Info herunterzuladen. Dort sieht man sofort, ob bzw. unter welchen Voraussetzungen man am aktuellen Standort die Drohne aufsteigen lassen kann. Nur so viel vorweg: Im Wiener Stadtgebiet darf man ohne Sondergenehmigung in der Regel gar nicht fliegen. Grund sind die zahlreichen Hubschrauber-Landeplätze auf Krankenhäusern, in deren Nähe prinzipiell Flugverbot herrscht.
Größer
Im Vergleich zu ihrem Vorgänger ist die X1 Pro Max ein deutliches Stück größer. Aufgeklappt misst sie 173 × 149 × 39 mm, zusammengeklappt sind es 105 × 149 × 34 mm. Damit passt die Drohne immer noch in größere Jackentaschen und mit ein bisschen gutem Willen passt sie auch in die meisten Rad-Trikots, was für meinen Anwendungsfall essenziell ist.
Im Vergleich zur X1 ist die Pro Max mit 192,5 Gramm knapp 70 Gramm schwerer. In der Praxis sind die paar Gramm aber zu vernachlässigen. Auch fällt die Drohne damit immer noch in die Kategorie C0, also unter 250 Gramm.
Die Drohne verfügt über ein Display, auf dem man den gewählten Flugmodus und den Akkustand einsehen kann. Über 2 Richtungs- und eine Bestätigungstaste kann man den Modus umstellen.
Der interne Speicher der HoverAir X1 Pro Max beträgt 64 GB. Er kann auch per microSD-Karte erweitert werden.
Hoverair X1 Pro Max



4 Bilder
Die Flugmodi
Die Drohne verfügt über mehrere automatische Flugmodi:
- Hover: Die Drohne bleibt an Ort und Stelle in der Luft stehen und dreht sich, um dich immer im Bild zu behalten.
- Follow: Die Drohne folgt dir automatisch von hinten und hält dich stets im Zentrum des Bildes, ideal für Aktivitäten in Bewegung.
- Dolly Track: Die Drohne fliegt vor dir her und filmt dich aus der Frontperspektive, während sie konstant den Abstand hält.
- Side Track: Die Drohne fliegt seitlich neben dir her und filmt dich aus der Seitenansicht, perfekt für dynamische Bewegungen.
- Orbit: Die Drohne kreist automatisch in einem einstellbaren Radius um dich herum und nimmt dich aus verschiedenen Winkeln auf.
- Zoom Out: Die Drohne entfernt sich rückwärts und steigt dabei auf, um dich und deine Umgebung ins Bild zu setzen.
- Cycling Mode: Die Drohne folgt dir beim Radfahren und passt ihre Flugroute speziell an offene Strecken oder enge Wege an, um Hindernissen auszuweichen.
- Ski Mode: Die Drohne ist für das Filmen beim Skifahren optimiert.
- Dolly Zoom: Die Drohne zoomt gleichzeitig, während sie sich von dir wegbewegt oder auf dich zufliegt. Dadurch entsteht ein Vertigo-Effekt, benannt nach dem gleichnamigen Hitchcock-Film.
Zusätzlich gibt es noch einen manuellen Modus. In dem kann man die Drohne fernsteuern. Entweder per Smartphone oder optional erhältlichem Beacon und Fernsteuerung. Der Beacon ist ein kleines Gerät mit Tasten und Display, das man sich wahlweise auch zum Beispiel am Fahrradlenker befestigen kann, um die Drohne auch während der Fahrt immer steuern zu können und zu sehen, was man gerade filmt.
Flug beginnen
Um die Drohne zu starten, klappt man sie auf und schaltet sie ein. Dann wählt man den Modus aus. Ein Druck auf den Knopf lässt sie starten. Um den Flug zu beenden, muss man die offene Hand auf die Unterseite der Drohne halten. Sie landet dann auf der Handfläche. Muss man einen Notfall-Stopp einleiten, kann man die Drohne einfach schnappen und auf den Kopf drehen.
Im Vergleich zum Vorgänger fällt vor allem die hohe Geschwindigkeit auf, die die Drohne erreicht. Im Follow-Modus sind es bis zu 42 km/h. Das heißt, selbst wenn man mit dem Rennrad auf der Geraden sehr flott unterwegs ist, kommt die Drohne nach.
In der Praxis ist es allerdings so, dass man hier die Windverhältnisse auch berücksichtigen muss. Bei Gegenwind kann die Drohne ihre Maximalgeschwindigkeit nicht erreichen. 12 km/h Gegenwind reduzieren die maximale Geschwindigkeit zum Beispiel also auf etwa 30 km/h.
Generell ist die Drohne für Windstärken bis zu Stufe 5 (bis zu 10,7 m/s bzw. ca. 38–39 km/h) ausgelegt und bleibt dabei stabil und steuerbar. In der Praxis werden Flug und darum auch die Aufnahmen aber deutlich wackeliger.
In der Praxis
Die automatischen Flugmodi funktionieren in der Regel verlässlich und gut. Beim Laufen war es mir im Test mehr oder weniger unmöglich, die Drohne abzuschütteln. In der Regel habe ich die Drohne aber beim Rennradfahren verwendet. Bergauf oder in der Ebene hatte die Drohne in der Regel kaum Probleme, mir zu folgen.
Bergab wird es schwieriger und ich würde das Risiko eines Verbindungsabrisses nur ungern eingehen. Passiert das nämlich bei den automatischen Verfolger-Modi landet die Drohne einfach dort, wo sie gerade ist. Auf einer Straße, wo jederzeit ein Auto nachkommen könnte, ist das denkbar suboptimal. Das Gleiche passiert übrigens, wenn der Akku im Flug schwach wird.
Das mit der Hindernisvermeidung ist so eine Sache. Während große, eindeutige Hindernisse wie Mauern und Verkehrsschilder relativ sicher umflogen werden, sind Baumkronen bzw. einzeln abstehende Äste so etwas wie die Nemesis der Drohne. Jeder einzelne Crash, den ich hatte, wurde dadurch verursacht, dass sich die Drohne in Ästen verfangen hat. Immerhin konnte ich dabei die Widerstandsfähigkeit der Drohne ausprobieren. Selbst eine harte Begegnung mit dem Asphalt, direkt aus einem Flug mit etwa 35 km/h überstand die Drohne zumindest so weit, dass sie danach ohne Einschränkungen weiter geflogen ist.
Der Schutzkäfig um die Propeller wurde bei dem Crash allerdings etwas in Mitleidenschaft gezogen. Hoverair verkauft für solche Fälle ein Repair-Kit um 20 Euro. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl kann man damit Käfig und Propeller im Falle eines Schadens austauschen.
In der Regel wird die Videoaufzeichnungen bei einer Kollision zwar sofort gestoppt, den Clip bis zu dieser Stelle speichert die Drohne aber in der Regel verlässlich auf. Ausnahmen bestätigen auch in diesem Fall die Regel. Beim oben erwähnten Crash hat es beim Aufprall auf den Boden nämlich den Akku aus der Drohne geschlagen. Das hat nicht nur dazu geführt, dass dieser eine beachtliche Delle abbekommen hat. Auch der Speichervorgang des während des Unglücksfluges aufgezeichneten Videofiles ist offenbar fehlgeschlagen. Es war also verloren.
Manuelle Steuerung
Es gibt auch die Möglichkeit, die Drohne manuell zu steuern. Kontrolliert werden kann sie entweder per Smartphone oder per separat erhältlicher Fernbedienung.
Das manuelle Steuern funktioniert grundsätzlich gut, die maximale Reichweite von 500 Meter (Smartphone) bzw. 1.000 Meter (per separat erhältlichem Beacon und Joystick) konnte ich im Test nicht erreichen. Selbst bei Sicht reißt die Verbindung auch mit Beacon nach ein paar Hundert Metern ab. Wenn ein Hindernis dazwischen ist, wie etwa Gebäude, erfolgt der Verbindungsabbruch noch früher. Das sollte man sowieso nicht geschehen lassen, da der Pilot aus rechtlichen Gründen immer Sichtkontakt zur Drohne haben muss. Verliert das Fluggerät bei der manuellen Steuerung die Verbindung zu Handy oder Beacon, kehrt die Drohne exakt über die geflogene Route zurück, bis die Verbindung wieder hergestellt werden kann.
Maximal kann die Drohne 120 Meter hoch fliegen. Diese Begrenzung ist aber keine technische, sondern eine EU-bedingte. Denn innerhalb der Union dürfen Drohnen in der offenen Kategorie maximal 120 Meter über dem Boden fliegen.
Die Drohne verfügt über einen Omniterrain-Modus. Dieser ermöglicht es , über schwierigem Terrain wie Wasser, Schnee, Felsen oder andere unebene Flächen sowie bei schlechten Lichtbedingungen zu fliegen. Damit das möglich ist, werden Daten aus Kameras, Näherungssensoren und weitere visuelle sowie inertiale Sensoren kombiniert und ausgewertet. Ein Symbol am Display zeigt an, sobald Omiterrain verfügbar bzw. aktiv ist.
Hier eine Aufnahme bei Nacht:
Bildqualität
Die Hoverair X1 Pro Max kann in maximal 8K filmen und erreicht dabei 30 fps. Im 4K-Modus sind es bis zu 120 fps. HDR-Aufnahmen werden in 10-Bit-HLG unterstützt, was für einen erweiterten Dynamikumfang sorgt. Fotos können mit bis zu 48 Megapixel geschossen werden.
In der Praxis filme ich in der Regel ausschließlich mit 4K und 30 fps. Das reicht für die meisten Anwendungszwecke mehr als aus. Die Farbdarstellung der Videos fällt in der Regel eher kräftig und satt aus. Auch die Kontraste sind eher am oberen Ende angesiedelt.
Im Endeffekt bin ich mit den Videos jedenfalls sehr zufrieden. Wenn man vorwiegend Content für Social-Media-Plattformen erstellen möchte, kann man auch standardmäßig im Hochformat filmen.
Akkulaufzeit
Mit einer Akkuladung kann man rund 15 Minuten lang fliegen. Auch wenn das wenig klingt, ist es in der Praxis in den meisten Situationen ausreichend. Die automatischen Modi dauern pro Flug in der Regel nur 20 bis 40 Sekunden. Das heißt, man kann mit einer Akkuladung um die 30 solcher Flüge durchführen.
Im manuellen Flugmodus sieht das freilich etwas anders aus. Hier kann es durchaus passieren, dass man an die Grenzen der Stromversorgung stößt, weil die Zeit mit der Drohne in der Luft tatsächlich wie im Flug vergeht.
Grundsätzlich würde ich dazu raten, mindestens einen Ersatz-Akku anzuschaffen, auch wenn man selten manuell fliegt. So möchte man doch unbedingt vermeiden, beim Wandern oder Radfahren vor der perfekten Kulisse zu stehen, aber keinen Saft für einen Flug mehr zu haben. Wenn man vorhat, auch manuell zu fliegen, sind 3 Akkus auch kein Fehler.
Fazit und Preis
Obwohl ich die Aufnahmen von Drohnen immer bewundert habe, habe ich mich selbst lange nicht an solche Geräte herangetraut. Zu kompliziert zu fliegen und viel zu teuer, um sie mit meinen 2 linken Händen zum Absturz zu bringen, hab ich mir gedacht. Schon die erste Hoverair X1 hat mich eines Besseren belehrt. Die automatischen Flugmodi haben so gut funktioniert, dass es auch ohne umfangreiche Flugübungen möglich war, innerhalb kürzester Zeit beeindruckende Aufnahmen zu machen. Die alte X1 hatte aber einige Schwächen. Vor allem die geringe Fluggeschwindigkeit und die Bild- und Videoqualität ohne 4K waren kleine Wermutstropfen.
Die Hoverair X1 Pro Max bügelt diese Fehler aus und nicht nur das. Für mich ist sie derzeit so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau unter den Mini-Drohnen. Mit ihr kann man dank der automatischen Flugmodi einerseits schnell und unkompliziert Clips für Social Media machen. Gleichzeitig kann man sie aufgrund der umfangreichen Möglichkeit, sie auch manuell zu steuern und der hohen Bildqualität auch für aufwändigere Aufnahmen verwenden. Einzig bei der Reichweite mit manueller Steuerung kommt die Pro Max zumindest im Test nicht ganz an die eigenen Versprechungen heran.
Pro und Contra
Pro
- Sehr kompakt
- Gute Bildqualität
- Viele automatische Flugmodi
- Wird laufend mit Updates und neuen Features versorgt
Contra
- Reichweite bei manueller Steuerung kürzer als angegeben
- Teuer
Das alles hat allerdings auch ihren Preis. Die Hoverair X1 Pro Max kostet im Basis-Paket, also nur die Drohne mit einem USB-Kabel bereits 759 Euro (765 bei Amazon). Um die Drohne sinnvoll zu verwenden, würde ich aber in jedem Fall zu mindestens einem 2. Akku und bestenfalls noch einem externen Ladegerät raten. Die vollständige Fernbedienung, die für eine ernsthafte manuelle Steuerung notwendig ist, kostet noch einmal 280 Euro. Damit ist man sehr schnell bei einem Preis von über 1.000 Euro. Dazu kommen Gebühren für die Drohnenregistrierung sowie für die in Österreich verpflichtende Haftpflichtversicherung.
Auch wenn der Preis hoch ist, wer gerne Outdoor-Aktivitäten in schönen Umgebungen nachgeht und das eindrucksvoll einfangen möchte, findet mit der kleinen Drohne ein fast perfektes Gerät dafür. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für Zero Zero Robotics und ihren Software-Support. Schon alleine während des Testzeitraumes gab es zahlreiche Firmware-Updates, die zum Teil auch neue Flugmodi (Dolly Zoom etwa) lieferten. Man kann also davon ausgehen, dass man auch nach dem Kauf noch mit neuen Features beliefert wird.
Wer nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte, kann sich auch die X1 Pro ansehen. Sie verfügt über einen etwas kleineren Bildsensor und schafft nur maximal 4K-Videos, ist mit einem Preis von 553 Euro (ohne Zubehör) aber auch günstiger.
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