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Netflix: Das Ende des Passwort-Sharing ist da

Netflix ist seit einigen Jahren ein Dorn im Auge, dass viele Nutzer*innen die Passwörter ihrer Accounts an Freunde und Familienmitglieder, die nicht im selben Haushalt wohnen, weitergeben und so „Account Sharing“ betreiben. Es wird ein Account bezahlt, aber von verschiedenen Personen genutzt. 2019 wollte Netflix bereits dagegen vorgehen, doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr ein ganzer Haufen neuer Abonnent*innen.

100 Millionen Zweit-Nutzer*innen

Doch nun, wo viele Nutzer*innen ihre Accounts wieder gekündigt haben, weil sie weniger zu Hause sind als während der Pandemie, will Netflix gegen das Passwort-Sharing vorgehen. 2023 könnte das Jahr sein, in dem Netflix dieser Praxis ein Ende setzt - oder sich dafür extra bezahlen lässt. Das berichtet das Wall Street Journal.

Laut dem Bericht nutzen rund 100 Millionen Menschen den Videostreaming-Dienst mit geborgten Passwörtern und ohne dafür zu zahlen. In den USA will man bereits Anfang 2023 gegen das Passwort-Sharing vorgehen,  heißt es. Weitere Länder - darunter Europa - werden voraussichtlich folgen. Die Nutzer*innen-Zahlen sind nämlich nicht nur in den USA stark rückläufig, sondern auch in Europa.

Account-Sharing nur im eigenen Haushalt erlaubt

Dass das Ganze für Netflix heikel ist, ist dem CEO klar. Ted Sarandos sagte gegenüber den Investor*innen im Dezember: „Wir dürfen keinen Fehler machen. Ich glaube nicht, dass die Verbraucher*innen es gleich lieben werden.“ In den AGB von Netflix steht übrigens schon seit geraumer Zeit, dass ein Account nur von der Person genutzt werden darf, die die Kontrolle über das Endgerät hat, mit dem gestreamt wird. In den „Hilfe“-Seiten ist zu lesen, dass Accounts nur mit Menschen geteilt werden dürfen, die im selben Haus oder derselben Wohnung wohnen (etwa Kids und Eltern oder Partner*innen).

Mehrfach-Nutzung durch technische Abfragen erkennen

Doch wie möchte Netflix das künftig überhaupt kontrollieren? Ein Weg ist eine Kontrolle über die IP-Adressen, Geräte-IDs und über die Aktivität des Accounts. Wird ein Streaming-Abo etwa regelmäßig von zwei verschiedenen Standorten und Geräten aufgerufen, könnte das auf Account-Sharing außerhalb des eigenen Wohnsitzes hindeuten. Allerdings ist Streaming außerhalb des eigenen Wohnorts, also etwa dann, wenn man gerade auf Reisen ist, offiziell erlaubt und das würde Netflix vor Probleme stellen.

Doch selbst wenn Netflix über technische Abfragen erkennen kann, dass ein Account mehrfach genutzt wird, bleibt die Frage, was Netflix in Folge dagegen tun will. Eine Möglichkeit wäre, Extra-Geld für die Doppel-Nutzung des Accounts zu verlangen. Eine andere Möglichkeit, wäre es, Passwort-Sharing technisch so zu erschweren, dass es einfach unattraktiv wird.

Pilotversuch in Südamerika mit Codes

In Südamerika gibt es dazu einen Pilotversuch. Dort wird getestet, was passiert, wenn man Warnungen ausspricht. Kontobesitzer*innen bekommen zudem immer einen Code geschickt, den sie eingeben müssen, wenn sich jemand von seinem Account aus einloggt und streamen möchte. Wenn der Code nicht innerhalb von 15 Minuten eingegeben wird, dann kann diese Person nicht streamen. Hier setzt Netflix etwa darauf, dass Nutzer*innen das auf Dauer zu mühsam sein könnte.

Netflix geht davon aus, dass es sich auf Dauer rechnen wird, gegen das Passwort-Sharing vorzugehen - auch wenn der Online-Streaming-Dienst einige Nutzer*innen verlieren wird, weil sich das Streaming so nicht mehr für sie rechnet.

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