In Zukunft werden uns Roboter im eigenen Heim mehr Arbeit abnehmen.

In Zukunft werden uns Roboter im eigenen Heim mehr Arbeit abnehmen.

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Welche Aufgaben werden Roboter bald bei uns zuhause erledigen?

Als Arbeitskräfte sollen Roboter schon bald die Produktionshallen erobern. Tesla will künftig den selbstgebauten Roboter Optimus in Fabriken einsetzen.

In Werken des deutschen Autoherstellers BMW übernimmt Figure 01 bald probeweise Aufgaben, die sonst Menschen machen. Der Roboter hat bewegliche Finger und kann so bei Bedarf auch mit Werkzeug hantieren. Mittels Künstlicher Intelligenz (KI) beobachtet der Roboter Menschen und lernt aus ihren Bewegungen. Im Produktionsbetrieb soll er so etwa belastende und repetitive Aufgaben übernehmen – aber auch solche, die für Menschen gefährlich sind.

Die US-Firma Miso Robotics wiederum hat einen Roboter-Arm entwickelt, der Hamburger-Laibchen grillt und Pommes frittiert – „Flippy“ arbeitet bereits in Filialen der Fastfood-Kette White Castle. Seit Dezember 2023 betreibt die Firma sogar eigenes Restaurant, in der keine Menschen mehr arbeiten.

Intelligente Roboter ziehen ein

Auch bei uns zuhause sollen Roboter uns zunehmend unter die Arme greifen. „Bei der bereits in den vergangenen 10 bis 20 Jahren erfolgten Automatisierung der Haushalte sehe ich eine extreme Fortsetzung, weil die Robotik künftig noch komplexere Aufgaben übernehmen können wird“, erklärt Anton Scheibelmasser, Direktor des Instituts für Robotik und Flexible Produktion von Joanneum Research in Klagenfurt.

„Mit Sensorik und Künstlicher Intelligenz ausgestattete Robotik kann Menschen im Haushalt noch besser unterstützen: Roboter werden damit noch wesentlich komplexere Tätigkeiten übernehmen, als wir es derzeit von Geräten wie Waschmaschinen, Herden und Küchenmaschinen kennen“, sagt der Robotik-Experte.

 „Mit KI bzw. neuronalen Netzen kann man eine Breite von Tätigkeiten abbilden, die bisher schwer zu programmieren war. Dadurch werden intelligentere Handlungen möglich", sagt Scheibelmasser. Aus einem einfachen Rasenmäher-Roboter, der in geraden Bahnen den ganzen Tag im Garten auf und ab fährt, könnte damit etwa ein Gerät werden, das viel mehr Funktionen bündelt.

„Der Rasenroboter könnte auch andere manuellen Tätigkeiten bei der Gartenarbeit wie Heckenschneiden und Reparaturen übernehmen", erklärt Scheibelmasser. Mit einfachen Worten würden Menschen einer Maschine sagen können, was sie tun soll: „Man könnte sich etwa vorstellen, dass man zum Roboter sagt: ,Geh zum Garten und bringe mir eine Tulpe'“, erläutert er. 

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Roboter sollen Frauen entlasten

Eine Schätzung des Weltwirtschaftsforums geht davon aus, dass 40 Prozent unserer Hausarbeit schon in den nächsten 10 Jahren automatisiert werden könne. Dadurch sollen Menschen mehr Zeit für andere Aufgaben haben. Vor allem Frauen, die immer noch einen Großteil der Hausarbeit übernehmen, könnten dadurch entlastet werden.

Laut Statistik Austria leisten österreichische Frauen mehr als die Hälfte der Haushaltsarbeit. Frauen und Mädchen ab 10 Jahren verbringen täglich 3 Stunden und 7 Minuten mit putzen, kochen und Pflege. Die Männer über eine Stunde weniger. Im Durchschnitt sollen uns Roboter laut Experten 39 Prozent unserer Zeit, die wir für Hausarbeit einsetzen, einsparen helfen. 

Manche Aufgaben sind einfacher zu automatisieren als andere: Beim Putzen helfen uns bereits jetzt Staubsaugroboter und Fensterputzroboter. Allerdings werden uns Roboter laut Weltwirtschaftsforum in einem anderen Bereich noch stärker unter die Arme greifen: Bis zu 59 Prozent der Lebensmitteleinkäufe könnten dank Robotik automatisiert werden.

„Die Autonomie von Geräten wird wesentlich gesteigert - in Form einer intelligenten Einkaufshilfe etwa. Ein Kühlschrank bestellt automatisch, ein fahrendes oder fliegendes Robotersystem holt die Dinge dann von der Tür ab und bringt sie zum Kühlschrank“, erklärt Scheibelmasser.

Kochender Roboterarm und 3D-Drucker

Während Kochgeräte wie der Thermomix in den vergangenen Jahren bereits einen Boom erlebten, könnte sich der Trend zur automatischen Essenszubereitung in den nächsten Jahren weiter verstärken. Unternehmen wie Miso Robotics zeigen vor, wie die Küchen der Zukunft aussehen könnten: „Ein Knickarm-Roboter über dem Herd, der mit Sensoren ausgestattet ist, könnte nach Rezept kochen und komplexe Menüs zusammenstellen“, erklärt Scheibelmasser. „Außerdem könnte ein mobiler Roboter unterwegs sein, der mehrere Funktionen hat und der das alles am Herd einstellt – man gibt bei einer Bedieneinheit z.B. 'Krautfleckerl' ein und das wird dann automatisch zubereitet.“ 

Auch der Herd selbst könnte ein Upgrade bekommen. Jetzt seien wir gewohnt, dass wir Lebensmittel, wie Rindersteaks oder Lachsfilets, im Stück einkaufen. In Zukunft könnte es Herde geben, die mit Lebensmitteln in Form von Grundrohstoffen arbeiten: „Wie Tintenpatronen könnten Grundrohstoffe wie Proteine, Fette und Kohlenhydrate dort vorhanden sein und Speisen 3D drucken“, erklärt der Robotik-Experte. Das Steak wird dann etwa genauso viel - oder wenig - marmoriert, wie man es am liebsten hat.

Pflegeroboter werden dank KI immer realistischer

Am wenigsten wird sich Robotik im eigenen Heim auf die Kinderversorgung auswirken – nur 21 Prozent davon werden im Laufe der nächsten 10 Jahre automatisiert. Aber auch hier sind Roboter als Spielgefährt*innen oder Companions denkbar. Wer sich mit der Vorstellung von Robotern im eigenen Heim schwertut, weil er oder sie dabei sofort an Blech und blinkende Lichter denkt, sollte den Therapie-Plüschhund Therabot kennenlernen. Er soll Kindern helfen, die an PTSD leiden. Es ist eine Art Therapieroboter. 

Bei der Pflege von älteren Angehörigen sollen immerhin 35 Prozent der Aufgaben automatisiert werden. Damit Roboter besser verstehen können, wie es Pflegebedürftigen geht, haben südkoreanische Forscher*innen kürzlich einen Aufkleber fürs Gesicht vorgestellt. Der liest Bewegungen in der Mimik aus und hilft der Künstlichen Intelligenz so dabei, die menschlichen Emotionen besser zu verstehen.

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Die KI kann die Robotik somit auf das nächste Level heben. „Derzeit sind ihre mangelnden Fähigkeiten ein Hemmnis. Ich denke, dass Pflegeroboter aber in Zukunft auch komplexere Tätigkeiten beherrschen werden: Von der Körper-Reinigung bis hin zum Ankleiden oder als Unterstützung bei der Hausarbeit, wenn es etwa um das Laden und Entladen einer Waschmaschine geht“, erklärt Scheibelmasser. 

Assistive Systeme

Ein weiteres relevantes Thema seien sogenannte assistive Technologien. „Darunter versteht man etwa das Heben von Menschen unterstützt von Exoskeletten. Oder Brillen, die einem in der Nacht beim besseren Sehen helfen. Auch andere bekannte Geräte, wie Rollatoren, könnten dank neuer intelligenteren Eigenschaften verbessert werden“, sagt der Experte. Assistive Systeme müssen nicht unbedingt Robotikanwendungen sein, vielmehr gehe es darum, mittels verschiedenen Technologien menschliche Fähigkeiten zu erweitern.

Roboter-Hunde als Aufpasser

Auch die Überwachung des eigenen Heims wird mit Robotik zunehmend perfektioniert. Während derzeit noch an dem einen oder anderen Gartenzaun ein Schild vor einem Schäferhund oder Rottweiler warnt, könnte in naher Zukunft stattdessen ein Roboter-Hund darauf sein.

Der US-Hersteller Ghost Robotics stellt z. B. Roboter-Wachhunde für verschiedene Zwecke her - etwa zur Überwachung von Firmengeländen. Für den Haushaltsgebrauch werden wohl aber zukünftig weniger martialisch anmutende Robo-Dogs zum Einsatz kommen.

Aber andersherum lassen sich auch echte Hunde mit Robotern überwachen, während die Besitzer*innen nicht zuhause sind.

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Wer Vierbeinern nicht traut, kann die eigenen 4 Wände zukünftig von fliegenden Drohnen überwachen lassen. Schon jetzt preisen einige Hersteller solche Geräte an. Diese können zu Wunschzeiten Patrouille fliegen oder steigen automatisch auf, sobald ein verdächtiges Geräusch gehört wird oder ein vernetzter Bewegungssensor Alarm schlägt.

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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