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Über 700 km Reichweite: Die Solarautos kommen

Die Eckdaten klingen beeindruckend. 725 Kilometer mit nur einer Akkuladung verspricht die mit Solarzellen bekleidete Limousine „One Solar“ des niederländischen Herstellers Lightyear. Das Besondere daran: Diese Reichweite soll das Auto mit einem vergleichsweise kleinen Akku von 60 kWh schaffen. Teslas Model Y etwa kommt mit seinem größeren Akku (75 kWh) nur 505 Kilometer weit.

Erfolgreiche Solar-Premiere

Auf seinem Weg zur Marktreife hat das Auto-Start-up nun eine weitere Hürde geschafft. Bei einer Fahrt auf der Testrecke im deutschen Aldenhoven schaffte das Auto bei einer Geschwindigkeit von 85 km/h zumindest 710 Kilometer am Stück. An einem sonnigen Tag wäre noch mehr drin gewesen – über die Solarzellen sollen dann bis zu 70 Kilometer zusätzlich gewonnen werden können. Da es bewölkt war, generierten diese nur 3,4 kWh Energie, was einer Reichweite von 40 Kilometern entspricht.

Die 5 Quadratmeter an Solarpaneelen, die das Dach und Heck der Limousine bilden, sind nur ein Teil des Geheimnis, wie die hohe Reichweite erzielt wird. Laut dem Hersteller ist für den sparsamen Verbrauch auch das aerodynamische Design, ein besonders effizienter Umwandler sowie ein optimiertes Wärmemanagement für Elektromotor und Batteriesystem verantwortlich.

One Solar als teure Angelegenheit

Was sich zumindest in der Theorie vielversprechend anhört, hat in der Praxis aber leider seinen Preis. Knapp 150.000 Euro müssen Käufer auf den Tisch legen, wenn sie im kommenden Jahr eines der in Kleinserie produzierten Fahrzeuge erstehen möchten. Für die ersten 500 Solarauto-Pioniere gibt es einen Rabatt. Sie bekommen das One Solar um knapp 120.000 Euro.

Abgesehen davon, dass die aus der Technischen Universität Eindhoven hervorgegangene Firma das Lieferdatum erst einmal einhalten muss, ist eine größere Produktion erst für 2024 anvisiert. Investoren, aber auch Interessierte werden folglich einen langen Atem brauchen.

Sion als günstigere Alternative

Ähnlich mühselig verläuft die Entwicklung eines deutschen Projekts, das seine Vision von einem umweltfreundlichen, aber auch leistbaren Solarauto seit 2016 verwirklichen will. Die Rede ist vom Elektroauto „Sion“ des Münchener Start-ups Sono Motors, das Ende 2019 bereits kurz vor dem finanziellen Aus stand.

Anders als die Luxus-Limousine von Lightyear soll das Sion gerade einmal 25.500 Euro kosten. Den vor einigen Jahren noch anvisierten Preis von 16.000 Euro musste das Start-up zwar verwerfen, mit dem nun kommunizierten würde man aber zumindest in einer nicht völlig utopischen Preiskategorie mitspielen. Als Reichweite gibt das Start-up bis zu 305 Kilometer pro Akkuladung an – die Batterie fasst 54 kWh. Die 248 verbauten Solarzellen sollen im Schnitt für Gratisstrom von 16 bis 35 Kilometer pro Tag sorgen.

Auch wenn die Produktion Corona-bedingt erneut verschoben werden musste und nun für 2023 angepeilt ist, kann der Prototyp im Sommer in deutschen Städten zumindest Probe gefahren werden. Finanziell steht das Start-up auch wieder besser da. Neben neuen Investoren wird das Solarkonzept auch anderen Herstellern, etwa für Busse, Lkw und Kleintransporter angeboten. 13.000  Interessierte haben zudem eine Anzahlung von 500 Euro für das Auto getätigt.

Papamobil mit Solar

Neben den ambitionierten Projekten der beiden Auto-Start-ups taucht das Solarkonzept aber auch  an unerwarteter Stelle auf. So soll das nächste Fahrzeug des  Papst ein Solardach haben.  Als Basis für das mögliche neue Papamobil gilt der Elektro-SUV „Ocean“ des US-Herstellers Fisker.

Produziert werden könnte das Auto, das ohne gepanzerte Glaskuppel Ende 2022 in Serie  gehen soll, sogar in Österreich. Es existiert eine Absichtserklärung von Fisker, das die Werke von Magna Steyr als Produktionsort vorsieht.

Hyundai schwimmt mit

Dass das Thema auch für andere etablierte Hersteller interessant ist, zeigt der koreanische Hersteller Hyundai. Sein im Februar vorgestelltes Elektroauto „Inoiq 5“ kann optional mit einem kleinen Solardach bestellt werden.  Dieses soll etwa 2.000 Kilometer zusätzliche Reichweite pro Jahr garantieren. Laut Berechnungen amortisiert sich die Investition von 1.300 Euro aber erst nach zehn Jahren – die Herstellung ist in der Ökobilanz zudem nicht berücksichtigt.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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