Tesla trickste bei seinen Reichweitenangaben.

Tesla trickste bei seinen Reichweitenangaben.

© APA/AFP/SAUL LOEB / SAUL LOEB

Produkte

Tesla manipulierte Reichweiten und unterdrückte Beschwerden

Tesla wurde in den letzten Jahren wiederholt unethischer Geschäftspraktiken beschuldigt. Laut dem jüngsten Vorwurf soll Tesla seine Kund*innen wissentlich über die Batteriereichweite seiner Autos getäuscht haben. Reuters zufolge hat der Autobauer zudem ein geheimes "Diversion Team" zusammengestellt, um Kund*innen auszubremsen, die sich über die Reichweite beschwerten.

Reichweitenmesser zeigte "rosige" Prognosen

"Reichweitenangst" nennt man die Befürchtung, dass die Batterie eines Elektrofahrzeugs zwischen 2 Ladestationen leer sein könnte und man dann auf der Strecke bleibt. Mit dieser Angst - begründet oder nicht - haben so ziemlich alle Hersteller von Elektrofahrzeugen zu kämpfen. Effizientere und zuverlässigere Batterien, die Hunderte Kilometer lang halten, sollen dieser Angst entgegenwirken. 

➤ Mehr lesen: Neuer Festkörperakku könnte Ende der Reichweiten-Angst bedeuten

Tesla ging laut Reuters aber noch einen Schritt weiter und warb mit Reichweitenangaben, die nicht der Realität entsprachen. Dabei soll auch die Software zur Reichweitenberechnung im Auto manipuliert worden sein. Eine anonyme Quelle gibt gegenüber Reuters an, dass der Reichweitenmesser eher "rosige" Prognosen anzeigen würde, wie weit man mit einer vollen Ladung kommt. Sobald die Batterie allerdings unter 50 Prozent falle, würde die Anzeige auf einen realistischen Wert umschalten. Das soll verhindern, dass man mit dem Wagen auf der Strecke liegen bleibt.

Geheimes Team sollte Servicetermine verhindern

Fahrer*innen, die diese Veränderung bemerken und einen Servicetermin buchten, wurden vom sogenannten "Diversion Team" betreut. Dieses sollte die Kund*innen überzeugen, dass mit ihren Autos alles in Ordnung und kein Servicetermin notwendig sei. Die Servicezentren wurden nämlich von Tesla-Fahrer*innen überschwemmt, die sich eine bessere Leistung ihres Autos erwartet hätten. Ein abgesagter Servicetermin würde dem Unternehmen in etwa 1.000 Dollar sparen und die Wartezeiten für andere Kund*innen verkürzen.

➤ Mehr lesen: Fisker Ronin: So absurd teuer ist das E-Auto mit 1000km Reichweite

 

Reuters konnte nicht ermitteln, ob Tesla ihre Reichweitenangaben mittlerweile berichtigt hat oder nicht. Über die "Ungenauigkeit" wurde allerdings bereits früher berichtet. Anfang 2023 verhängte die südkoreanische Regierung eine Geldstrafe von 2,2 Millionen Dollar gegen den Elektroautohersteller, weil er seine Kund*innen nicht über die geringere Reichweite seiner Fahrzeuge bei niedrigen Temperaturen informiert hatte. Eine aktuelle Studie fand außerdem heraus, dass 3 Tesla-Modelle im Durchschnitt 26 % unter ihrer angegebenen Reichweite liegen.

Beschönigte Reichweiten von E-Autos

Tesla ist jedoch nicht der einzige Hersteller von E-Autos, der die Reichweite beschönigt. Untersuchungen zufolge liegen die tatsächlich erreichten Reichweiten im Schnitt 12,5 Prozent unter den versprochenen Reichweiten. Die Hersteller von Elektrofahrzeugen haben dabei die Wahl, wie sie die Reichweite eines Modells berechnen. Sie können eine Standardformel verwenden, bei der Ergebnisse in der Stadt und auf der Autobahn in eine Gesamtreichweite umgerechnet werden. Oder sie können zusätzliche Tests durchführen, um ihre eigene Reichweitenschätzung zu erstellen.

Tesla führt für alle seine Modelle zusätzliche Reichweitentests durch. Im Gegensatz dazu verlassen sich viele andere Autohersteller, darunter Ford, Mercedes und Porsche, weiterhin auf die Formel der US-Prüforganisation EPA zur Berechnung der potenziellen Reichweite. Diese Formel gibt dabei meist eine geringere Reichweite an.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare