Alte Akkus können wieder "fit gespritzt" werden
Die verjüngende Wunderspritze ist der Traum der alternden Gesellschaft. Was für Menschen noch nicht existiert, könnte bald für Akkus Realität werden.
Ein Forschungsteam von Toyota will hier einen Durchbruch erzielt haben. Durch eine Injektion mit einem chemischen Cocktail soll die Kapazität alter Lithium-Ionen-Akkus wieder hergestellt werden.
Chemische Reaktion
Lithium-Ionen-Akkus verlieren im Laufe der Zeit an Kapazität. Vereinfacht gesagt liegt das daran, dass mit jedem Lade- und Entladevorgang Ionen verloren gehen. Das Forschungsteam hat eine Substanz kreiert, die in den Akku gespritzt wird. Diese löst eine chemische Reaktion aus, die neue Lithium-Ionen und Elektronen kreiert.
Das Forschungsteam hat die Methode mit kleinen und großen Akkus ausprobiert, wie sie etwa auch bei Elektroautos zum Einsatz kommen (Link zur Studie). Sollte die Methode auch außerhalb des Labors funktionieren, könnte das zukünftig E-Autos Reichweite zurückbringen – ohne, dass der Akku getauscht werden muss. Für die Injektion müssen die Zellen des Akkus nicht zerlegt werden. Das heißt, die Verjüngungskur für das E-Auto wäre mit relativ wenig Aufwand in einer Service-Werkstatt zu bewerkstelligen.
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Kritik an der Studie
Andere Forschende sind skeptisch. Diese Methode würde nur funktionieren, wenn der Akku lediglich durch die Lade- und Entladevorgänge an Leistung verloren hat und nicht etwa durch Beschädigungen. Möglicherweise sind aber den E-Auto-Besitzer*innen Schäden im Akku selbst nicht bekannt. Es müsste also eine Diagnosemöglichkeit geschaffen werden, um festzustellen, ob die Batterie für eine Behandlung per Injektion geeignet ist.
Andere Wissenschafter*innen merken an, dass bei den Experimenten mit den großen Akkus die Batterie noch zu gut in Schuss war. Getestet wurde ein 4Ah-Akku, der bei ca. 3,84Ah Kapazität die Injektion erhalten hat. Nach 7 Tagen und über 80 Ladezyklen ist die Leistung wieder auf über 3,95Ah gestiegen. Von 4Ah auf 3,84Ah wäre aber nur ein Leistungsabfall von 4 Prozent. Das heißt E-Auto-Besitzer*innen müssten wohl mehrmals jährlich „spritzen gehen“, um den Akku jung zu halten.
Elektroschrott reduzieren
Die Forschung hat laut NewScientist dennoch das Interesse von anderen Unternehmen und Behörden geweckt. Sollte das Projekt weiterverfolgt und die Effizienz noch verbessert werden, sei es jedenfalls eine begrüßenswerte Entwicklung, um Elektroschrott zu reduzieren. So könnte man etwa den 2-mal jährlichen Reifenwechsel in der Werkstatt mit dem "Spritzerl" für den Akku verbinden und so vielleicht ein paar Jahre länger das E-Auto nutzen, ohne den Akku tauschen zu müssen.
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