Bemannte Raumfahrt: Ein kleiner Schritt für Milliardäre
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Die erste Runde des Wettlaufs ins All wurde zwischen der Sowjetunion und den USA ausgetragen. Man kann argumentieren, dass die Amerikaner dieses Duell mit der Mondlandung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin 1969 gewonnen haben. Seit damals hat sich der Aktionsradius der Astronauten deutlich reduziert. Den Mond hat seit 1972 kein Mensch mehr betreten. Die am weitesten von der Erde entfernten Personen sind heute die Raumfahrer an Bord der Internationalen Raumstation ISS, die den Planeten in einer Höhe von etwa 400 Kilometer umkreisen.
Die russische Raumfahrt feiert hier doch noch einen verspäteten Sieg: Seit die USA 2011 ihr Space-Shuttle-Programm eingestellt hat, ist sie der einzige Transportkanal für Menschen zwischen der Raumstation und der Erde. Das lässt sich die russische Raumfahrtagentur Roskosmos teuer bezahlen. Jeder Astronaut, der in einer Sojus-Kapsel zur ISS und wieder zurück transportiert wird, kostet derzeit geschätzte 68 Millionen Euro. Seit dem Aus des Space-Shuttle-Programms haben sich die Preise fast verdoppelt. Trotz dieses teuren Monopols steht derzeit keine Alternative zur Verfügung.
Privat statt Staat
In wenigen Jahren soll sich das ändern. Es wird aber nicht die NASA oder eine andere staatliche Raumfahrtagentur sein, die in die Bresche springt. In Zukunft werden Menschen von privaten Unternehmen ins Weltall gebracht werden. Gleich mehrere Firmen kämpfen darum, dieses Geschäft zu machen. Den Transport von Astronauten zur ISS wollen Boeing und SpaceX schon in Kürze übernehmen. Beim Transport von Touristen ins All sind es Blue Origin und Virgin, die um die Vorherrschaft kämpfen.
Was die privaten Raumfahrtunternehmen gemeinsam haben, ist, dass sie von der Risikobereitschaft und den Visionen von Milliardären abhängig sind. Boeing entwickelt seine Kapsel CST-100 „Starliner“ mit Unterstützung des amerikanischen Unternehmers Robert Bigelow. SpaceX wurde vom Tesla-Chef Elon Musk gegründet. Hinter Blue Origin steht der Amazon-Boss Jeff Bezos und Virgin Galactic wird vom britischen Milliardär Richard Branson finanziert. Die Machtverhältnisse auf der Erde haben sich seit den 1960er-Jahren also deutlich verschoben. Staatliche Unterstützung ist trotzdem willkommen. Die NASA etwa hilft den Firmen mit Know-how, Forschungsfinanzierung und lukrativen Aufträgen.
Verzögerungen
Für die US-Regierung ist klar, dass es kostengünstiger ist, Flüge in niedrige Umlaufbahnen von privaten Unternehmen durchführen zu lassen. Das heißt aber nicht, dass sich staatliche Organisationen aus der bemannten Raumfahrt zurückziehen. Mit Orion entwickelt die NASA eine Raumfähre, die bis zu vier Astronauten transportieren können soll. Die Kapazitäten gehen aber weit über niedrige Umlaufbahnen hinaus. Orion soll Menschen bis zum Mars bringen können. Der erste bemannte Flug wird frühestens 2023 stattfinden. Bis dahin wollen die privaten Raumtaxis schon regelmäßig Personen transportieren.
Das ist einfacher gesagt als getan. Ursprünglich hätten sowohl SpaceX als auch Boeing schon 2019 Astronauten zur ISS transportieren wollen. Dieser Termin wird sich nach aktuellem Stand nicht halten lassen. Virgin und Blue Origin, die Touristen vorerst nur knapp über die Grenze zum Weltall in 100 Kilometer Höhe fliegen wollen, planen erste bemannte Testflüge noch 2018. Tickets werden vermutlich über 200.000 Euro kosten.
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