
Forscher der ETH Zürich finden eine neue Möglichkeit, wie man Metastasen reduzieren kann.
Brustkrebs: Wirkstoff aus Fingerhut kann Krebszellen auflösen
Es gibt Krebsarten, die nicht nur an einer Stelle wuchern, sondern in Form von Metastasen im Körper Ableger in anderen Organen bilden. Brustkrebs ist eine dieser Krebsarten. Weltweit sterben jedes Jahr rund 7 Millionen Menschen an sogenannten metastasierenden Tumoren.
An Brustkrebs sterben wiederum jährlich Zehntausende Frauen auf der ganzen Welt. Behandelnde Ärzte suchen deshalb nach Wegen, wie man die Metastasenbildung verringern kann.
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Schweizer Forscher haben nun einen vielversprechenden neuen Ansatz gefunden: Sie gaben Brustkrebspatientinnen eine Woche lang das Herzmedikament Digoxin in einer niedrigen Dosis. Es zeigte sich, dass dadurch die Anzahl der Krebszellen in den einzelnen Clustern bedeutend abnahm. Und je kleiner die Krebszellenhäufchen sind, desto weniger Metastasen bilden sich.
Wirkstoff lässt Krebs-Cluster zerfallen
„Die Bildung von Ablegern bei Brustkrebs hängt von CTC-Clustern ab“, sagt der Forscher Nicola Aceto, Professor für Molekulare Onkologie an der ETH Zürich: „Je größer sie sind, desto erfolgreicher sind sie.“
Der Wirkstoff Digoxin greift diese CTC-Cluster in den Zellmembranen an. Sie sind dafür verantwortlich, dass Natrium aus den Zellen und Kalium in die Zellen kommt. Digoxin blockiert diesen Pumpmechanismus. Die Zellen nehmen deshalb verstärkt Kalzium von der Aussenseite der Zellmembran in sich auf. Dies schwächt den Zusammenhalt der Krebszellen im Cluster: Sie zerfallen.
Neue Behandlungsansatz gegen Krebs
Diese Entdeckung ist ein Hoffnungsschimmer für Krebspatienten, auch wenn Digoxin allein den Tumor nicht zur Gänze beseitigen kann. In Kombination mit anderen Mitteln könnte es jedoch einen neuen Behandlungsansatz für Krebs bieten.
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Digoxin stammt ursprünglich aus der Pflanze Fingerhut und wird etwa bei Herzinsuffizienz eingesetzt. 2019 wurden die Schweizer Forscher bereits auf die Substanz als mögliches Mittel gegen Brustkrebs aufmerksam und erforschten sie seitdem.
Nun arbeiten sie an neuen Molekülen aus dem Wirkstoff, damit die Krebszellen noch effektiver aufgelöst werden können. Auch der Effekt auf andere Krebsarten, wie Prostata-, Darm- und Hautkrebs, soll nun untersucht werden.
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