Chinas riesiges Containerschiff wird mit Atomreaktor angetrieben
Die China State Shipbuilding Corporation (CSSC) hat den neuen Containerschiffstyp KUN-24AP vorgestellt. Es ist gleich in mehrerer Hinsicht herausragend.
So ist es etwa eines der weltweit größten Containerschiffe mit einer Kapazität von 24.000 TEU. Ein TEU entspricht den Abmessungen eines Standard-Containers mit 20 Fuß Länge (rund 6 Meter), 8 Fuß Breite (rund 2,4 Meter) und 8,5 Fuß Höhe (rund 2,6 Meter). Auf dem Schiff haben also 24.000 Container Platz, wie die Eurasian Times berichtet.
Auch der Antrieb ist sehr besonders. So soll ein Flüssigsalz-Atomreaktor auf Basis von Thorium für die Energie sorgen. Dadurch wären nicht nur fast unendliche Reichweiten möglich. Auch würde das Schiff emissionsfrei über die Meere fahren. Eine deutliche Entlastung für die Umwelt, den Frachtschiffe verursachen rund 2,5 Prozent der globalen Treibhausgase.
➤ Mehr lesen: Größtes Kreuzfahrtschiff der Welt soll dank LNG "grüner" werden
Wie funktioniert ein Flüssigsalzreaktor?
In Flüssigsalzreaktoren wird anstelle des üblichen Uranoxids als Brennstoff flüssiges Salz verwendet. Derartige Reaktoren gelten als viel sicherer als herkömmliche Druckwasserreaktoren. Das liegt daran, dass der Brennstoff gleichzeitig als Kühlmittel fungiert. Das flüssige Salz zirkuliert im Reaktor und überträgt Wärme, die wiederum in Strom verwandelt werden kann.
Eine Kernschmelze ist durch dieses Reaktordesign ausgeschlossen, da eine Überhitzung durch das Funktionsprinzip nicht möglich ist. Das liegt daran, dass sich das flüssige Gemisch aus Brennstoff und Kühlmittel bei Erhitzung ausdehnt. Dadurch nimmt die Kernreaktionsrate ab, der Reaktor verlangsamt sich automatisch (negativer Temperaturkoeffizient).
Ein weiteres Sicherheitsmerkmal ist, dass Flüssigsalzreaktoren bei atmosphärischem Druck arbeiten. Eine Überdruckexplosion ist dadurch ebenfalls sehr unwahrscheinlich.
➤ Mehr lesen: Grazer Unternehmen will einen besseren Atomreaktor bauen
Nachteile
Flüssigsalzreaktoren haben auch Nachteile. Das Salzgemisch ist hoch korrosiv, das heißt, es müssen besondere Materialien bei der Konstruktion zum Einsatz kommen. Die Wartung ist dadurch außerdem besonders aufwändig. Obwohl bei Flüssigsalzreaktoren weniger Atommüll anfällt als bei herkömmlichen Kernreaktoren, stellt sich auch hier die Frage der Entsorgung und langfristigen Lagerung.
Nicht das erste Atom-Frachtschiff
Es ist nicht der erste Versuch, zivile Fracht- und Passagierschiffe mit Nuklearantrieb auszustatten. Die NS Savannah (NS steht für Nuclear Ship) wurde von den USA in den 50er-Jahren gebaut und war zwischen 1962 und 1972 im Dienst. Das Schiff wurde von einem zivilen Druckwasserreaktor angetrieben und als Teil des "Atoms for Peace"-Programms konzipiert.
Das Konzept stellte sich allerdings als nicht rentabel heraus. Grund dafür waren die hohen Betriebskosten, unter anderem aufgrund es Umstandes, dass es extrem gut geschultes Personal an Bord benötigt. Auch nahm der Reaktor viel Platz ein, was die Ladekapazität schmälerte. Aus der NS Savannah wurde später unter anderem ein Museumsschiff. Derzeit wird über die weitere Nutzung beraten.
Weitere Probleme, das Konzept auf kommerzielle Betreiber umzulegen, waren laut einem BBC-Bericht aus 2014 etwa die Schwierigkeit, Versicherungsunternehmen für derartige Schiffe zu finden. Ein Unfall hätte potenziell so schwerwiegende Folgen, dass sich dieses Risiko kaum ein Unternehmen aufbürden möchte.
Dazu kommt, dass mehrere Länder sich weigern, Schiffe mit Nuklearantrieb andocken zu lassen. Das verkompliziert die Nutzung zusätzlich.
Weitere zivile Nuklearschiffe
Abseits der Savannah wurden bis zur neuesten chinesischen Entwicklung 4 zivile Schiffe mit Nuklearantrieb gebaut. Die Otto Hahn (Deutschland) war ein Fracht- und Forschungsschiff, das bis in die 1970er Jahre in Betrieb war. Bei der japanischen Mutsu aus 1991 handelt es sich ebenfalls um ein Forschungsschiff. Die russische Sevmorput wurde 1988 erstmals in Dienst gestellt und ist aktuell seit 2015 wieder in Betrieb.
Kommentare