Herz bis Atem: Tech-Pille zum Schlucken sendet Daten nach außen
Sie sieht aus wie eine herkömmliche Vitaminkapsel – ihr Inhalt ist aber alles andere als gewöhnlich: Die digitale Pille des Tech-Unternehmens Celero ist mit Miniatursensoren, einem Mikrochip, einer Funkantenne und Batterien gefüllt.
Wird die biokompatible, also für den Körper unschädliche, Kunststoffkapsel geschluckt, sendet sie aus dem Magen in Echtzeit Daten über zentrale Vitalwerte des Menschen – Herzfrequenz und Atemtätigkeit – nach außen.
Erste Tests am Menschen verliefen erfolgreich
Den Praxistest hat die Tech-Tablette bereits bestanden: In einer kürzlich durchgeführten kleinen Studie mit zehn Schlafapnoepatient*innen konnte gezeigt werden, dass die Kapsel Herzschläge und Atemzüge von den Schallwellen des Verdauungssystems unterscheiden und präzise Daten liefern kann.
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Bei einer Schlafapnoe sind die Atemwege der Betroffenen so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sondern sogar vollständig aussetzt. Die digitale Pille konnte diese Atemaussetzer korrekt detektieren. Ihre Messgenauigkeit wich nur geringfügig vom derzeitigen Goldstandard, der Polysomnografie (Messung bestimmter biologischer Parameter im Schlaf, Anm.), ab.
Doch was passiert mit der Pille selbst im Körper? Sie bleibt intakt, während sie das Verdauungssystem passiert – und irgendwann ausgeschieden wird.
Immer mehr Innovationen am Markt
Ganz neu ist der medizintechnologische Ansatz nicht: In den USA wurde etwa vor einigen Jahren erstmals eine Pille mit digitalem Sensor zugelassen, die es möglich macht, die Einnahme von Medikamenten zu überwachen. Bei einer Kapselendoskopie wird wiederum eine Minikamera in einer pillenförmigen Kapsel verschluckt. Sie durchquert den gesamten Magen-Darm-Trakt und fotografiert dabei die Darmschleimhaut. Andere Sensorkapseln wurden dafür entwickelt, einen Reizmagen, Darmblockaden, Verstopfungen und andere Verdauungsstörungen zu entdecken.
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Die Messungen von Herzraten und Atmung sind jedenfalls nur der Anfang. Celero will nun in einem ersten Schritt die Reise der Tablette im Körper verlängern. Das könnte neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnen: Etwa, um lebensbedrohliche Drogennotfälle aufgrund einer Überdosis – und damit verbundene Atemstillstände – rechtzeitig zu erkennen.
Auch Krankenhausaufenthalte nach einer Operation könnten mit der intelligenten Kapsel verkürzt werden: Vitalwerte der Patient*innen könnten aus der Ferne überwacht werden, während sich die Menschen zu Hause erholen.
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